Zehn

Die zehnte Fahrt der „Fürth“
vom 7. Oktober 1911 bis 9. März 1912
(DADG, Linie 2)

Fahrplanänderung

Für die zehnte Fahrt war die „Fürth“ wieder auf der, von ihr am meisten befahrenen Route, der Linie 2 der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft, unterwegs. Allerdings hatte die Fahrtroute eine Änderung erfahren: statt von Adelaide in Südaustralien direkt nach Batavia auf der Insel Java zu fahren, wurde von Adelaide ein Abstecher nach Sydney und Newcastle N.S.W. unternommen, um von dort nach Adelaide zurückzufahren und erst dann Richtung Java aufzubrechen.

Der Grund ist wahrscheinlich, dass Newcastle N.S.W. angelaufen wurde, um dort Kohle für die Rückfahrt zu bunkern, denn nirgends war Kohle so günstig zu kaufen wie dort, wo sie in großer Menge abgebaut wurde und bis zum heutigen Tag auch noch wird.

advertisement German Australian Steam Ship Co., Hansa September 1911

Anzeige der DADG in der Zeitschrift HANSA, September 1911

Rotterdam

Drei Tage nach dem Auslaufen des Hafens Hamburg ging es von Rotterdam mit Stückgut weiter. Das viele Schiffe auch ohne Ladung, sondern nur mit Ballast unterwegs waren, belegt die Meldung aus dem Rotterdamsch Nieuwsblad vom 12. Okt 1911: von 24 abgehenden Schiffen verlassen 9 den Hafen mit Ballast, 13 mit Stückgut, 1 mit Kohlen und 1 mit Stückgut und Passagieren.

In Australien war man ebenfalls wieder bestens über den Verlauf der Fahrt der „Fürth“ informiert:

FUERTH LEAVES HAMBURG.
Cable advices received by the German-Australian S.S. Company states that the s.s. Fuerth was despatched from Hamburg on the 7th. inst. for Fremantle, Adelaide, Sydney and Newcastle.Daily Commercial and Shipping List, Mi 11. Okt 1911

East London

Und gut einen Monat später von der Abfahrt aus Südafrika:

FUERTH LEAVES EAST LONDON.
A cable has been received, stating that the G.A. Company’s steamer Fuerth, en route from Hamburg and Antwerp to Adelaide, Sydney and Newcastle, left East London on the 11th inst.Daily Commercial and Shipping List, Mi 15. Nov 1911

East London Harbor

The Harbour Entrance and Docks, East London, zwischen 1870 und 1910, Quelle: Albums Reisfotografie, Universiteitsbibliotheek Leiden, Referenz PK-F-PKL.1740/042.

 Der Hafen von East London liegt am Unterlauf des Buffalo-River kurz vor seiner Mündung in den Indischen Ozean. Heute ist East London Teil der Buffalo City Metropolitan Municipality.

Fremantle und Adelaide

Wie bei vergangenen Fahrten wurde auch die Ankunft in Fremantle und Adelaide dokumentiert, ohne dass wir näheres über die Ladung erfahren, nur über deren Menge in Adelaide:

FURTH AT FREMANTLE.
One of the German-Australian liners, the Furth, arrived from the Continent last night, and anchored in the Roads. She will be brought to a berth at the quay this morning.
The West Australian, Perth, Di 28 Nov. 1911, S. 4, SHIPPING.

Imports Dec. 5
Furth. from Hamburg—1,800 tons general cargo.
The Express and Telegraph, Adelaide, Di 5. Dez 1911, S. 1, SHIPPING NEWS

On Tuesday morning the German-Australian steamer Furth arrived from Hamburg. The vessel left Hamburg on October 7, Rotterdam October 10, Antwerp October 12, East London November 11, and arrived al Fremantle on November 27. The vessel experienced moderate weather throughout the passage. The Furth is discharging a part cargo at Ocean Steamers‘ Wharf.
The Advertiser, Adelaide, Mi 6. Dez 1911, S. 14, SHIPPING NEWS

Bei der ersten Abfahrt von Adelaide wurde nur wenig Ladung aufgenommen, die „Fürth“ sollte etwa 14 Tage später ja dorthin zurückkommen (siehe oben).

Exports – December 8
Furth: For Amsterdam—70 tons lead concentrates. For Samarang—5,015 qr.-bags flour. For Sourabaya—1,760 qr.-bags flour, 134 bags flour (150 lb.).
The Express and Telegraph, Adelaide, Fr 8. Dez 1911, S. 1, SHIPPING NEWS

Anm.: Laut anderer Quelle die Mehlmengen in Tonnen: 124 Tonnen für Samarang und 54 Tonnen für Soerabaya (Daily Commercial News and Shipping List, Sydney, Di 12. Dez. 1911, S. 19, The Week’s Shipments)

In Newcastle N.S.W. wurden 1800 Tonnen Bunkerkohle aufgenommen

Customs Clearances
Furth, str., for Hamburg and Java ports via Adelaide, with 1800 tons bunkers, and through cargo
The Daily
Telegraph, Sydney, Sa 16. Dez 1911, S. 14)

Erze und Mehl

Beim zweiten Anlaufen von Adelaide wurde das Schiff dann voll beladen. Hauptfrachten waren Erze und Konzentrate für Amsterdam sowie Mehl für Niederländisch-Indien, daneben Altzinn, Kleie, Seife, Hafer, Spreu, Fleisch und andere Kleinstmengen:

Exports – December 22.
Furth for Amsterdam-802 tons 17 cwt loose mine concentrates, 1,114 tons 17 cwt 1 qr. 1 lead concentrates, 5 tons scrap tin. For Batavia 891 bags flour (150 lb.), 75 bags flour (200 lb), 8,840 qr. bags flour, 85 bags bran, 1 bag meal, 1 box effects, 1 case lemon peel, 311 half-boxes soap, 24 bags oats, 14 bales chaff, 10 cases preserved meats, 25 kegs beef. For Samarang-5,046 quarter-bags flour. For Sourabaya-4 quarter bags flour, 1 pkg. bags. For Tjilatjap-200 quarter-bags flour, 467 bags flour (150 lb.) For Benkoelin-60 bsgs flour (200 lb.). For Bangkok-100 bags flour (200 lb.), 1,620 quarter-bags flour. For Singapore – 10 casks soft soap, 300 cases soap, 295 bags flour. For Penang-250 cases soap, 5,450 quarter-bags flour. For Soenquliat-80 bags flour (100 lb). For Palembang-100 quarter-bags flour, 2,053 quarter-bags flour.
The Advertiser, Adelaide, Sa 23. Dez 1911, S. 18, SHIPPING NEWS

Anm. Original extrem schlecht zu lesen (Fehler nicht ausgeschlossen), gemäß einer Ausfuhrstatistik betrug die Gesamtmenge an ausgeführtem Mehl für die einzelnen Häfen 553,5 Tonnen (Daily Commercial News and Shipping List, Sydney, Di 9. Jan 1912, S. 10, Australian Shipments).

Kopra

Aus Batavia erhalten wir eine Meldung über ausgeführte Kopra:

Copra

Met de stoomschepen Flensburg en Fürth der Deutsch Australische Dampfschiffsgft, werden 248.802 Kilo locale Java copra en 749 555 Kilo copra overgesoheept op Java, doch afkomstig van elders, verscheept.
Het nieuws van den dag voor Nederlandsch-Indië, 25. Jan 1912

Erstes Anlegen in Ceylon

Ein neuer Hafen für die „Fürth“ war Colombo auf Ceylon, dem heutigen Sri Lanka.

Der Grund für das Anlaufen des Hafens von Colombo dürfte die Einrichtung eines Kohlenlagers der Deutsches Kohlen-Depot m.b.H. gewesen sein. An dieser Gesellschaft hatte auch die Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft einen (kleinen) Anteil.

Colombo harbour 1915

Hafen von Colombo, 1915. Quelle:
State Library Victoria, Referenz: H83.103/171

Im Gesellschaftsvertrag verpflichteten sich die beteiligten Reedereien, ihre Kohle an

„denjenigen Hafenplätzen, in welchen die Gesellschaft Kohlendepots unterhält, ihren Bedarf an Bunkerkohlen aus diesen der Gesellschaft gehörigen Depots zu beziehen, sofern es ihnen ermöglicht ist nach Wahl genügend Wales-Kohlen oder deutsche Kohlen von diesen Depots zu entnehmen.“
Gesellschaftsvertrag der Deutsche Kohlen Depot Gmbh 1912/1913, Hamburg, http://zbw.eu/beta/p20/company/42317/00001/0003

Im Geschäftsbericht des Deutschen Kohlen-Depots, Gesellschaft m. b. H., Hamburg für das Jahr 1911 heißt es dazu:

„…in Colombo versuchsweise eine Niederlage eingerichtet. Ob es möglich sein wird, letztere aufrecht zu erhalten, läßt sich heute infolge der eigenartigen Stellungnahme der englischen Behörden und der dadurch hervorgerufenen Schwierigkeiten noch nicht entscheiden.“
http://zbw.eu/beta/p20/company/42317/00003/0001

Bei den folgenden Fahrten werden wir sehen, dass das Anlaufen Ceylons ab diesem Zeitpunkt zur Regel wurde. Der Vorteil bei den langen Fahrten war, dass in Australien nicht mehr so viel Kohle für die Rückfahrt gebunkert werden musste und dieser frei werdende Raum für Handelswaren genutzt werden konnte.

Port Said

Das nächste Depot für die Aufnahme von Bunkerkohle auf der Heimreise war dann Port Said in Ägypten am nördlichen Ende des Suez-Kanals. Dieses diente ebenfalls als Postadresse für Briefe an die Mannschaft, wie folgende Meldung zeigt:

Briefkasten,
Die Abonnentin L. M. A. in Altona. Der der Hamburg-Amerika Linie gehörende Dampfer „Nauplia“, Kapitän Fritzsch, trifft rückkehrend von Valparaiso voraussichtlich am 10. März im Hamburger Hafen ein. Briefe für die Mannschaft des Dampfers müssen per Adresse: Dorner & Bernitt nach Montevideo gesandt werden. — Der Hamburger Australdampfer „Fürth“, Kapitän Saegert, befindet sich auf der Heimreise von Australien. Briefe erreichen ihn in Port Said, Aegypten, und zwar per Adresse: Deutsches Kohlendepot, G. m. b. H. — Ueber den Norddeutschen Lloyddampfer „Scharnhorst“, Kapitän Maatz, werden wir Ihnen in einer nächsten Ausgabe näheres mitteilen.
Hamburger Anzeiger, 11. Jan 1912, S. 6

Eine Vorstellung davon, wie das Kohlendepot in Port Said (zumindest bei seiner Gründung) angelegt war, gibt uns ein Artikel aus The Strait Times, Singapur, vom 5. Februar 1903, Seite 3. Neben einer großen Lagerhalle waren immerhin 50 Schuten („lighters“) gebaut worden, die von 3 Barkassen („steam launches“) im Hafen bewegt werden konnten, um die deutschen Dampfschiffe zu versorgen.

“The Deutsche Kohlen Depot, Limited, which started business in Port Said last April, is expected from January 1st of the present year to practically monopolise the coaling of German vessels passing through the port. … To meet these requirements fifty lighters have been built in Port Said and a large store for cargo, 260 meters by 50, has been erected. The Company has also three steam launches.”

rigging

 

Frachtliste Amsterdam

Die im Algemeen Handelsblad vom 5. März 1912 publizierte Frachtliste der „Fürth“ nach ihrem Einlaufen in den Hafen Amsterdam gibt uns einen detaillierten Einblick in die transportierten Waren:

Rinderhäute, Tabak; Zinkerz, Bleierz, Zinnschrott, Heringe, Rinderhäute, Büffelhäute, Teakholz, Coca, Gummi, Chinarinde, Hanf, Dammarharz, Knochenmehl, Tapiokaflocken, Tee, Ziegenhäute, Kapoksamen, Kopra, Kopal, Sagomehl, Rattan, Hirsch- und Büffelhörner, Fasern, Kaffee, leere Fässer, eine Eisenflasche
für Rotterdam: Kapok, Fasern, Teakbalken, Kopra

Davon waren die größten Mengen wieder Erze und Kopra.

CARGALIJST AMSTERDAM.
Java. “Fürth“. S.: 265 stuks. Koehuiden, 447 balen Tabak, Van Eeghen & Co.; 802 ton Zinkerts, 1202 ton Looderts, 5 ton Blikafval, 550 zak Blikafval, 5 vaten Haring, 218 stuks Runderhuiden, 92 stuks Buffelhuiden, 299 stuks Teakzwalpen, 224 stuks Teakbalken, 7 bn.
Coca, 7 kn. Rubber, 100 bn. Kinabast, 100 bn. Hennep, 28 kn. Gom Damar, 1350 zak gemalen Beenderen, 127 manden gemalen Beenderen. 332 bn. Vloktapioca, 108 kn. Thee, 12 pak Geitevellen, 501 zak Kapokzaad, 7035 zak Coprah, 40 kn. Gom Copal, 26 manden Gom Copal, 417 balen Gom Copal. 1545 bn. Sagomeel, 292 bundels Malaccastokken, 10 kratten Hertehoorns, 6 manden Hertehoorns, 3733 stüks Buffelhoorns, 4 bn. Vezels. 77 bn. Koffie, 17 ledige Vaten, 1 ijzeren Flesch. Order., Voor Rotterdam: 200 bn. Kapok, 2 bn. Vezels, 119 stuks Teakbalken, 2982 zak Coprah.
Algemeen Handelsblad, 05-03-1912

Am 9. März 1912 war die „Fürth“ am Nachmittag um Viertel nach drei zurück in Hamburg, so die Meldung der Hamburger Nachrichten vom Tag darauf.

Umladungen

Bei den Umladungen ist ungewöhnlich, dass die „Fürth“ auch Fracht aus dem Sudan (Khartum) und aus Eritrea (Massaua) an Bord hatte, diese muss in Suez und/oder Port Said auf die „Fürth“ umgeladen worden sein.

Umladungen
Der Dampfer „Fürth“, von Ostindien, überbringt Ladung ex Dampfer „Alting“, „Both“, „Reynst“ und
„Swaerdeeroon“, von Palembang, Riomo und Singaradja, ex-Dampfer „Dakalieh,“ und „Prince Abbas“, von Khartum und ex-Dampfer „Barbengo“, von Massaua.
Hamburgischer Correspondent und neue hamburgische Börsen-Halle, 11. Mar 1912, S. 21

steam ship Furth, 10th travel to Australia

Die zehnte Fahrt des Dampfschiffes „Fürth“ nach Australien