Archiv für den Monat August 2022

Rockhampton Queensland about 1913

Gruß aus Rockhampton

In Queensland/Australien

Die Stadt Rockhampton in Queensland gehörte zu den weniger häufig angefahrenen Fahrtzielen der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft (DADG).

In den regelmäßigen Fahrplan wurde Rockhampton erst nach 1910 mit zweimonatlichen, später vierwöchentlichen Abfahrten aufgenommen.

Praktischerweise waren es die Dampfer der Linie 4, die von Sydney aus kommend, über Brisbane die gesamte Ostküste Australiens entlangfuhren, die in Rockhampton Halt machten. Anschließend setzten die Frachtdampfer ihre Küstenfahrt fort, um dann durch die Torres-Straße nördlich um Australien herum nach Makassar in Niederländisch-Indien weiterzureisen.

Weiterer Anlaufpunkt der Reederei an der Küste Queenslands war Townsville, bei Bedarf wurde auch das noch nördlichere Cairns bedient. 1913 startete die Reederei einen Versuch, auch die kleineren Hafenstädte Mackay und Bowen mit in den Linienverkehr einzubeziehen.

German Line for Port Alma 1911

German Line for Port Alma, Artikel in Morning Bulletin, Rockhampton vom 21. Oktober 1911; Quelle: trove.nla.gov.au

Der Hafen Port Alma

Die Stadt Rockhampton liegt nicht direkt am Meer, sondern am Fitzroy-River etwa 40 Kilometer landeinwärts.

Die Frachtdampfer der DADG legten deshalb im Hafen Port Alma am Delta des Fitzroy Rivers an, der sich etwa 60 Straßenkilometer südöstlich vom Stadtzentrum befindet.

Der Frachthafen verfügte seit 1912 über einen Eisenbahnanschluss, um den Gütertransport nach Rockhampton zu erleichtern.

Außerdem wird in Port Alma bis heute Meersalz gewonnen.

steamship Roscommon in Port Alma, 1912

Kühlschiff „Roscommon“ am Anleger in Port Alma, Rockhampton (Queensland/Australien), Aufnahme undatiert, ca. 1912-1917; Quelle: State Library Queensland über wikimedia; https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Roscommon_(ship,_1902), public domain

Die Stadt Rockhampton

Rockhampton wurde ab 1853 von Briten besiedelt und zählt zu den ältesten Städten im nördlichen Australien.

Einen steilen Aufschwung nahm die Stadt durch die Goldfunde bei Mount Morgan in den 1880er Jahren.

Der in Rockhampton lebende Rechtsanwalt William Knox D’Arcy hatte eine Beteiligung an der Mount Morgan Goldmining Corporation erworben und war dadurch sehr reich geworden. Siehe dazu den Artikel: Die Ursprünge der bp Gruppe (British Petroleum).

Fleisch und Fleischextrakt

Wichtigster Wirtschaftszweig in Rockhampton selbst war die Fleischverarbeitung. Das Umland bot ideale Weideflächen und in der Stadt hatten sich zwei große Schlachtbetriebe angesiedelt.

Fleisch und Fleischprodukte wurden in Dosen, gekühlt oder tiefgefroren für den australischen Markt und den Export produziert.

Auch der damals beliebte Liebigs Fleischextrakt wurde in Rockhampton hergestellt. Hierbei handelte es sich jedoch nicht um das Original. Der Name Liebig’s war zuvor von einem britischen Gericht als generisch eingestuft worden und konnte seitdem auch von anderen Herstellern, wie im vorliegenden Fall von der Central Queensland Meat Export Co. Ltd. in Rockhampton verwendet werden.

Liebig's extractum carnis

Liebigs Fleischextrakt, Central Queensland Meat Export Co. Ltd. Rockhampton, Banderole, ohne Jahresangabe, Quelle: State Library of Queensland, Negativnummer 190792, public domain

Die folgende Aufnahme zeigt das Unternehmen Central Queensland Meat Export Company zur Zeit der großen Überschwemmungen im Januar/Februar 1918.

Rockhampton floods 1918

Central Queensland Meat Export Company, Rockhampton, Hochwasser 1918; Quelle: State Library of Queensland, https://collections.slq.qld.gov.au/viewer/IE60559, public domain

Einen detailreichen Einblick in die Produktion von Konservendosen gibt dieses Bild.

tinmaking department lakes creek queensland 1913

Herstellung von Konservendosen, Central Queensland Meat Preserving Company, Lakes Creek, Queensland, 1913; Quelle: State Library of Queensland, public domain

Die Fitzroy-Brücke

Die Fitzroy-Brücke in Rockhampton wurde ab 1877 gebaut und 1881 fertiggestellt. Die Hängebrücke über den Fitzroy River war die erste Brücke Rockhamptons. Geplant wurde sie von Frederick Byerley. Zuvor musste der Fluss mit einer Dampffähre überquert werden.

Die Brücke hatte eine neogotische Anmutung, wozu vor allem die mit Zinnen verzierten Türmchen der Brückenpfeiler beitrugen.

Fitzroy bridge 1918

Rockhampton, Fitzroy-Brücke mit Schaulustigen, Hochwasser Januar/Februar 1918; Quelle: State Library Queensland über wikimedia; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:StateLibQld_1_72091_Fitzroy_Bridge,_Rockhampton,_1918.jpg; public domain

Im Jahr 1918 überstand die Fitzroy-Brücke nicht nur die Rekordüberschwemmung, von der zahlreiche Fotodokumente existieren, sondern auch das stärkste Erdbeben, dass seit der europäischen Besiedelung in Queensland registriert wurde (Great Queensland Earthquake of 1918).

Nach über 75 Jahren musste die 336,5 Meter lange Brücke einer Neukonstruktion Platz machen. Sie wurde im Januar 1956 abgerissen.

Glücklicherweise existieren zahlreich historische Aufnahmen, die an das bemerkenswerte Bauwerk erinnern.

fitzroy bridge rockhampton

Rockhampton, Pferdewagen auf der Fitzroy-Brücke bei Hochwasser, um 1910; State Library of Queensland, Negativnummer 24769; https://collections.slq.qld.gov.au/viewer/IE325901

Rockhampton – Weitere historische Aufnahmen

Zum Abschluss des heutigen Artikels noch zwei ganz unterschiedliche Abbildungen Rockhamptons, das 1901 gerade einmal gut 15.000 Einwohner hatte. Bis heute ist die Stadt mit ihren 80.000 Bewohnern recht übersichtlich geblieben.

Das erste Foto zeigt die 1895 errichtete Post. Das imposante Gebäude zeugt vom Reichtum der Stadt nach den Goldfunden bei Mount Morgan. Es besticht durch seine schönen Kolonnaden und den zentralen Uhrturm. Es existiert noch heute, wenn auch nicht mehr als Postamt.

post office rockhampton 1895

Rockhampton, Post, ca. 1895; Fotograf Jens Hansen Lundager (1853-1930); Quelle: State Library Queensland über wikimedia; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:StateLibQld_2_237154_Rockhampton_Post_Office,_ca._1895.jpg

Die zweite Abbildung zeigt Kunden, Angestellte und Produkte in einem Warenhaus. Die Angestellten mit ihren Schürzen und die gut gekleideten Kundinnen legen den Schluss nahe, dass sich in dem eleganten Geschäft das gut gestellte Bürgertum mit Waren eindeckte. Der lange Tresen bot reichlich Platz, seine Einkäufe in aller Ruhe zusammenzustellen. Und wenn die Kundinnen eine Pause brauchten, standen auch Stühle an der Theke für eine kurze Rast zur Verfügung.

Wo gibt es heute noch ein solch formidables Einkaufserlebnis?

rockhampton store interior about 1910

Rockhampton, Warenhaus um 1910-1920, Quelle: State Library of Queensland, Referenz: 21251688730002061, public domain

German Australian Line 1890 advertisement

Aus der Anfangszeit der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft

Titelbild: Anzeige der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft, Hamburg in The Australian Handbook (incorporating New Zealand, Fiji, and New Guinea) and Shippers’ and Importers’ Directory for 1890; Gordon & Gotch London, 1890; https://nla.gov.au/nla.obj-2954237316/view?sectionId=nla.obj-2956050287&partId=nla.obj-2954262336#page/n24/mode/1up

Auf dem Zwischendeck nach Australien

Die abgebildete Anzeige der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft (DADG) stammt aus der Frühzeit der Reederei. Sie erschien im Handbuch für Australien in der Ausgabe des Jahres 1890.

Im Sommer zuvor, genau am 24. Juli 1889 hatte die junge Reederei ihre Fahrten nach Australien aufgenommen. Mit sieben Dampfschiffen sollten vierwöchentliche Abfahrten von Hamburg und Antwerpen nach Adelaide, Melbourne und Sydney gewährleistet werden.

Nach einigen Anfangsschwierigkeiten, auf die wir gleich noch zurückkommen werden, gelang es der DADG eine feste Größe im Australienverkehr zu werden und ihre Flotte nach und zu ergänzen und weitere Häfen als direkt angefahrene Fahrtziele aufzunehmen.

Passagierfahrt

In den ersten Jahren hatte die DADG neben dem Frachtverkehr auch sogenannte Zwischendeckspassagiere als Zielgruppe, denen eine günstige Fahrt nach Australien angeboten wurde.

Der Personenkreis, die im Zwischendeck reisten, bestand in der Regel aus Auswanderern, die eine möglichst preiswerte Überfahrt und keinen Komfort suchten beziehungsweise diesen sich auch nicht leisten konnten.

Carrying only steerage passengers, berthed in the poop; fitted with all modern appliances, electric light, bath-rooms; also special arrangements for proper ventilation, &c.

Separate compartments for females and families.

Für die Rückreise von Australien wurde das Zwischendeck umgerüstet und für Fracht genutzt.

Fahrpreise

In der Anzeige wird die Schiffspassage von London mit einem Preis von dreizehn Pfund und dreizehn Schillingen beworben. Das war ein attraktiver und konkurrenzfähiger Tarif.

Zum Vergleich: Eine Fahrt mit der renommierten Peninsular & Oriental Line von London nach Melbourne lag bei etwa £ 55-70 in der ersten Klasse, £ 30-37 in der zweiten Klasse und im Zwischendeck bei £ 18-22.

Andere Reedereien boten die Überfahrt nach Melbourne im Zwischendeck für zirka £ 14-16 an, sowohl auf Dampf- als auch auf Segelschiffen.
Quelle: Handbook to the Colony of Victoria, Henry Heylyn Hayter, Melbourne, 1891, National Library of Australia.

steerage passengers on a steamer about 1905

Zwischendeckspassagiere an Deck eines Dampfschiffes um 1905; Quelle: Library of Congress; https://www.loc.gov/resource/cph.3b06393/

Under Contract with the Belgian Government

In der Anzeige stellt die DADG heraus, dass sie einen Vertrag mit der belgischen Regierung hatte. Die junge Reederei warb so bei ihren potentiellen Kunden um Vertrauen. Dahinter standen jedoch andere Beweggründe:

“Um in Antwerpen festen Fuß zu fassen und auch leichter einen guten Ladeplatz am Scheldekai zu erhalten, erschien es empfehlenswert, mit der belgischen Regierung zu einer Vereinbarung zu kommen, dabei möglichst auch eine Ermäßigung der hohen Antwerpener Kosten zu erreichen.“
Quelle: Harms (1933)

Sieben Schiffe

Bei einer Reisezeit von zirka fünf Monaten und einer notwendigen Liegezeit im Heimathafen Hamburg war eine Anzahl von sieben Schiffen notwendig, um vierwöchentliche Abfahrten zu garantieren.

Dazu hatte man die Schiffe, die nach deutschen Industriestädten benannt wurden, bei deutschen und britischen Werften bestellt:

„Barmen“ (Armstrong Mitchell, Newcastle upon Tyne)
„Chemnitz“ (Alexander Stephen and Sons Ltd., Glasgow)
„Elberfeld“ (Armstrong Mitchell, Newcastle upon Tyne)
„Erlangen“ (Blohm & Voss, Hamburg)
„Essen“ (Flensburger Schiffbau Gesellschaft)
„Solingen“ (Reiherstiegwerft, Hamburg)
„Sommerfeld“ (Charles Connell and Company, Glasgow)

Die Fertigstellung der Schiffe erfolgte zwischen Juni und Dezember 1889. Sie hatten alle eine Tragfähigkeit von etwa 3500 Bruttoregistertonnen und machten 10 – 10,5 Knoten maximale Fahrt. Zur Unterstützung ihrer Dampfmaschinen waren alle Schiffe noch mit Schonerbesegelung ausgestattet, die die Dampfer vor allem auf den langen Fahrten durch den Indischen Ozean unterstützen sollten.

In der Anfangszeit ging die Fahrtroute durch den Suezkanal. Ab 1891 wurde auf der Hinfahrt die Route um das Kap gewählt, um die hohen Kanalgebühren zu sparen. Siehe dazu auch: Der Suezkanal-Messbrief des Dampfschiffes „Fürth“

Dampfschiff Elberfeld 1889

Dampfschiff „Elberfeld“, das erste Schiff der DADG wurde von Armstrong Mitchell & Co. in Newcastle upon Tyne (Nordostengland) gebaut und am 24. Juni 1889 an die Reederei abgeliefert; Quelle: Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft, Hamburg, Otto Harms, 1933

Misslungene Jungfernfahrt

Allerdings hatte die junge Reederei mit einigen ihrer Schiffe wenig Glück und die erste Fahrt ging gleich richtig daneben:

Ursprünglich war die erste fahrplanmäßige Abfahrt mit dem Dampfer „Elberfeld“ von Hamburg am 29. Mai 1889 vorgesehen und angekündigt worden. Das Datum war dann auf den 26. Juni und später nochmals auf den 24. Juli verschoben worden, da das Schiff nicht rechtzeitig fertig geworden war. Der Dampfer war nicht wirklich ausgelastet, brachte der Reederei aber eine erste gute Einnahme.

„Elberfeld“ „erhielt 1730 Tonnen Maß- und 1619 Tonnen Schwergut, 30 Auswanderer und besegelte damit rund M 114.000,- Fracht- und Fahrgelder. Etwa 11 bis 12 000 Kubikfuß Raum waren frei geblieben.“ (Harms, 1933)

Auf der Fahrt selbst gab es weitere Verzögerungen:

„Elberfeld“ verließ Antwerpen am 1. August 1889, „brach nach einigen Tagen alle Schraubenflügel und wurde in Lissabon eingeschleppt.“ (gleiche Quelle)

Der Dampfer „City of Edinburgh” der City-Line war dem unglücklichen Schiff der DADG zu Hilfe gekommen. Zudem konnte der Schaden in Lissabon nicht repariert werden, weshalb die Reederei in Liverpool den leistungsfähigen Schlepper „Blackcock“ engagierte, der „Elberfeld“ nach Cardiff brachte.

Damit nicht genug:

„Nach Ueberführung nach Cardiff, wo neue Flügel aufgesetzt worden waren, brach auf der Weiterreise wieder ein Flügel und ab Port Said mußte mit verminderter Kraft gefahren werden. Zeitverlust 40 Tage.“ (gleiche Quelle)

Statt 10 Knoten machte das Schiff durch den Indischen Ozean nur noch 8 Knoten, so dass die Ankunft in Melbourne erst am 24. Oktober 1889 um 10 Uhr vormittags erfolgte.
Quelle: The Sydney Morning Herald vom 25. Oktober 1889, trove.nla.gov.au

Damit war „Elberfeld“ lange drei Monate unterwegs gewesen.

Dampfschiff Solingen (1) 1889

Dampfschiff „Solingen“, Bleistiftzeichnung von Allan C. Green; Quelle: State Library Victoria, Melbourne, Ref. H92.299/79; gemeinfrei

Weitere Verzögerungen

Auch die zweite Abfahrt konnte nicht wie angekündigt am 21. August erfolgen. Wieder gab es beim Schiff Lieferverzögerungen, so dass die zweite Abfahrt dann erst am 18. September 1889 mit dem Schiff „Essen“ erfolgte. Diese Reise verlief gut, die Ankunft in Adelaide war am 15. November 1889.

Anschließend konnte der Fahrplan regelmäßiger bedient werden, wenngleich sich einige der geplanten Abfahrten um wenige Tage verzögerten.

Schwere Anfangszeit

In der Folgezeit entwickelte sich der Australienverkehr der DADG gut, jedoch sollten einige Rückschläge die Anfangsjahre der Reederei bestimmen.

„Erlangen“, zur Jungfernfahrt am 16. Oktober 1889 aufgebrochen, ging bereits am 20. August 1894 verloren, nachdem der Schraubendampfer auf der Rückreise von Australien in der Inselgruppe der Malediven auf ein Riff gelaufen war und verloren gegeben werden musste.

„Elberfeld“ und „Barmen“ erwiesen sich von den Betriebskosten auf den langen Fahrten so ungünstig, dass sie ebenfalls im Jahr 1894 wieder abgegeben wurden. Sie waren danach bei der HAPAG auf der vergleichsweise kurzen Atlantikfahrt als „Hercynia“ und „Bolivia“ im Einsatz.

Alle drei Schiffe wurden von der DADG durch Neubauten ersetzt.

Ende des Passagiergeschäfts

Während die DADG mit dem Frachtgeschäft gute Einnahmen erzielte, blieb das Passagiergeschäft hinter den Erwartungen zurück:

Im ersten Geschäftsjahre ging es am besten. Die 13 Schiffe erzielten einen Durchschnitt von 91 Fahrgästen, im zweiten 68, im dritten 54. Die Poop der Dampfer ist kaum je voll ausgenutzt gewesen und die Höchstzahl war 155.
Quelle: Harms (1933)

Dabei hatte man sich einen erfahrenen Partner ins Boot geholt:

„Für die Werbung von Auswanderern von England wurde die Firma Smith, Sundius & Co. in London zu General-Agenten ernannt.“
Quelle: Harms (1933)

Smith, Sundius & Co. war eine bekannte Auswandereragentur, die unter anderem auch für die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (HAPAG) tätig war. Das Unternehmen hatte Büros in London, Plymouth und Southampton.

steerage passengers about 1910

Zwischendeckspassagiere auf dem Vordeck von „Friedrich der Große“; Quelle: Library of Congress; https://www.loc.gov/resource/ggbain.27110/

1894 beschloss die DADG, die Passagierfahrt aufzugeben.

Zum einen waren die Auswandererzahlen nach Australien rückläufig, zum anderen hatte man sich durch übertriebene Sparsamkeit einen schlechten Ruf erworben, der die Auslastung der Schiffe durch Fahrgäste zusätzlich zurückgehen ließ.

Der Schiffshistoriker Schmelzkopf fand dafür klare Worte:

„Was jedoch in Hamburg einmalig war, war die miserable Verpflegung, die selbst den Passagieren geboten wurde. So wurde – man sprach auch in Hamburg noch weitgehend englisch – aus „German-Austral-Line“ schnell „German-Austerity-Line“ (Deutsche Armuts-Linie), die Schiffe als „poor mens ships“ und die Kapitäne als Geizkragen schlimmster Sorte verrufen.“
Schmelzkopf (1984), Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft Hamburg 1888-1926; Cuxhaven (Eigenverlag).

Ab 1894 konzentrierte sich die DADG auf das Frachtgeschäft. Eine erfolgreiche Strategie, die die Hamburger bis 1914 bis zur fünftgrößten deutschen Reederei machte.

Überlegen Sie, wer die größten vier Reedereien waren! Die Auflösung steht unter der Abbildung des Plakates.

German Australian Line, poster, 1891/1892

Plakat der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft aus dem Jahr 1891 oder 1892, eigene Sammlung

Der erste Platz unter den deutschen Reedereien gehörte unangefochten der HAPAG, der zweite ebenso souverän dem Norddeutschen Lloyd in Bremen. Dahinter kam die DDG Hansa in Bremen und auf Platz vier Hamburg-Süd. Die Zahlen dazu finden Sie hier:
Die Flotte der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft 1914