Der Bau des Dampfschiffes „Fürth“
Die erste Erwähnung der „Fürth“ habe ich bislang im Bericht über das Betriebsjahr 1906 der Deutsch-Australischen Dampfschiffahrts-Gesellschaft, Hamburg, gefunden. Darin heißt es:
… Diese Schiffe genügen aber noch nicht, um den von uns zu erfüllenden Aufgaben gerecht zu werden, und wir haben uns daher entschliessen müssen, vier weitere Neubauten in Auftrag zu geben. Davon sind drei Schwesterschiffe des „Hagen“ bei der Flensburger Schiffsbau-Gesellschaft und eins, ein vergrösserter „Goslar“, bei der Firma Swan, Hunter & Wigham Richardson Ltd. in Newcastle on Tyne bestellt. Diese Schiffe sollen „Fürth“, „Osnabrück“, „Hanau“ und „Worms“ genannt werden. …
(Hamburgischer Correspondent und neue hamburgische Börsen-Halle,
23. März 1907, S. 21)
Der Stapellauf der „Fürth“
Das Datum des Stapellaufes ist ebenfalls dokumentiert, es war der 20. Juli 1907:
„Aus der Elb- und Hafengegend.
Der für die Deutsch-Australische Dampfschiffahrts-Gesellschaft in Flensburg neuerbaute, am 20. Juli zu Wasser gelassene Frachtdampfer „Fürth“ traf am Sonntag im hiesigen Hafen ein und vertäute am Australienkai. Die Führung des 2646,40 Netto Register-Tons großen Dampfers liegt in den Händen des Kapt. Saegert.“
(Hamburgischer Correspondent und neue hamburgische Börsen-Halle, Mo 19. Aug 1907)
Anmerkung: die Mehrzahl Tons (statt Tonnen) war damals eine gebräuchliche Angabe. Der 20. Juli war ein Samstag, der im Text erwähnte Sonntag der 18. August, was auch die Hamburger Nachrichten vom 19. August 1907 in der Rubrik „Hamburger Hafen, Eingehende Seeschiffe“ (S. 4) bestätigen.

Kesseltelegraf auf der Brücke – Bild symbolisch
Die Probefahrt der „Fürth“ und ihre Überführung nach Hamburg
Ein Dokument von der Probefahrt der „Fürth“ ist der Bericht der Berliner Börsenzeitung, vom Dienstag, den 20. August 1907, Seite 15:
Flensburg, 19. August.
Unter Beteiligung einiger Hamburger sowie hiesiger Herren trat am Sonnabend Morgen kurz vor 11 Uhr der von der Flensburger Schiffsbaugesellschaft für die Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft in Hamburg erbaute Frachtdampfer „Fürth“ seine Probefahrt an. Die während der Fahrt unternommenen eingehenden Versuche in Bezug auf Leistungsfähigkeit von Schiff und Maschine erzielten ein in jeder Hinsicht vorzügliches Resultat. Das Schiff ist vollständig aus S. M.-Stahl erbaut und gehört seiner Klassifikation nach zur ersten Klasse des Brit. Lloyd. Es besitzt folgende Abmessungen: Grösste Länge 400′ 0″, Breite 50′ 10″. Tiefe (moulded) 27′ 9″, Tragfähigkeit ca. 7000 to. Eine Dreifach-Expansions-Maschine von 2200 ind. P.S. verleiht dem Schiffe eine Geschwindigkeit von ca. 12 Knoten in der Stunde. — Nach Beendigung der Probefahrt und Abnahme des Dampfers von seiten der anwesenden Vertreter der Reederei, setzte derselbe, unter Führung des Kapt. C. B. Saegert seine Reise durch den Kanal nach seinem Heimatshafen Hamburg fort.“
Anm.: Der angesprochene Kanal ist der Kaiser-Wilhelm-Kanal, der heutige Nord-Ostsee-Kanal.
Die „Fürth“: 118 Meter lang, 15,5 Meter breit und 8,5 Meter tief
Die Länge der „Fürth“ ist nicht ganz richtig wiedergegeben, hier verlassen wir uns lieber auf die Angaben der Reederei:
Am Schlusse des Geschäftsjahres hatten wir folgende 7 Dampfer-Neubauten in Auftrag: …
3. Stapel-Nr. 273, S. S. „Fürth“, 4 . Stapel-Nr. 274. S. S. „Osnabrück“, und 5. Stapel-Nr. 275. S. S. „Hanau“, drei Frachtdampfer von 387 Fuss Länge, 50 Fuss 10 Zoll Breite und 27 Fuss 9 Zoll Tiefe sind uns von der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft in Hamburg in Auftrag gegeben. Der Dampfer „Fürth“ konnte inzwischen, und zwar am 17. August d. J., seine Probefahrt ausführen, sodass die Abnahme seitens der Rhederei am demselben Tage erfolgte.
(Flensburger Schiffsbau-Gesellschaft, Flensburg, Geschäftsbericht für das Betriebsjahr 1906/1907, in: Hamburgischer Correspondent und neue hamburgische Börsen-Halle,
06. Sep 1907, S. 15)
Anm: Reederei wurde damals noch „Rhederei“ geschrieben, S. S. steht für steam ship, die international gängige Abkürzung für Dampfer, manchmal auch S/S, „s.“ oder „str“ für steamer, in den deutschen Quellen kurz D. (Dampfer).

Die Hausflagge der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft; German-Australian Steam Ship Co., house flag
Zu den technischen Daten des Schiffes zu einem späteren Zeitpunkt mehr, auch über den ersten Kapitän der „Fürth“, Kapt. C. B. Saegert, später noch mehr Informationen.
Dass das Schiff – wie anzunehmen- auf dieser Fahrt ohne Ladung nach Hamburg fuhr, belegt eine Meldung über die Passage durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal mit dem Zusatz „leer“ (Hamburgischer Correspondent und neue hamburgische Börsen-Halle, 19. Aug 1907, S. 24 („Fürth“ ausgehend Brunsbüttelkoog am 18. August).
Die „Fürth“ war also am Sonntag, den 18. August 1907 im Hamburger Hafen am Australiakai angekommen und vertäut. Nach nur sechs Tagen Liegezeit in ihrem Heimathafen ist die „Fürth“ dann am 24. August 1907 zur Jungfernfahrt nach Australien ausgelaufen (siehe Jungfernfahrt).