Holz aus Skandinavien für die australische Papierindustrie
Auf der neunten Australienfahrt der „Fürth“ haben wir gesehen, dass die Ladung des Dampfschiffes fast ausschließlich aus Holz (und Dynamit) bestand. Neben Dielen und Planken, war der Großteil für die Papiermühlen im Raum Melbourne/Geelong bestimmt (Die „Fürth“ in Skandinavien).
Eine der Papiermühlen, die über den Hafen Geelong beliefert wurden, war die Barwon-Papiermühle. Sie wurde 1878 an den Buckley Falls am Barwon River gegründet und seinerzeit mit einer Papiermaschine aus schottischer Produktion ausgestattet. Sie war die dritte Papiermühle in der Region.

Die Barwon-Papiermühle in Fyansford, Geelong, Außenansicht, Jahresangabe sehr vage (ca. 1875 – ca. 1930) Quelle: State Library of Victoria, J. H. Harvey Collection, Referenznummer H90.161/83
Wie andernorts auch, begann die Papierproduktion aus Hadern, die im „Rag House“, das bis zu hundert Arbeiterinnen Platz gab, nach Grundstoffen in Wolle, Leinen und Baumwolle getrennt wurden.
Nachdem die Hadern oftmals mit Knöpfen versehen waren, wurden diese abgetrennt und weggeworfen. So entstand neben der Papiermühle nach und nach eine Erhebung, der sogenannte „Button Hill“.
Das so vorsortierte Material wurde dann von messerscharfen Walzen zerkleinert und bei diesem Prozess auch gereinigt und von Staub befreit. Anschließend wurde die Masse aufgekocht, wobei das Fassungsvermögen im „Boiler-Haus“ zwei Tonnen betrug.
Erst später wurde der Rohstoff Hadern durch Holz ersetzt.
The Australian Paper Mills Co Ltd.
Als die „Fürth“ 1911 eine große Ladung für die Papiermühlen dieser Region anlieferte, waren die vormals eigenständigen Papiermühlen bereits zu einem einzigen Unternehmen zusammengeschlossen: „The Australian Paper Mills Co Ltd.“
Die Barwon-Mühle war bis 1923 in Betrieb. Noch vor wenigen Jahren verfiel die Mühle nach und nach und wie viele andere Industriebauten war sie vom Verschwinden bedroht.

Papiermaschine, Fyansford Paper Mills, Aufnahmedatum unbekannt (ca. 1875 – ca. 1930) Quelle: State Library of Victoria, J. H. Harvey Collection, Referenznummer H90.161/370
Ab 2015 wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt und die Mühle ist jetzt als Industriedenkmal wieder geöffnet. Nach einer Galerie und einem Café ist im Frühjahr 2018 auch ein Weinerzeuger mit Restaurant in die Mühle eingezogen.
Zwei schöne Artikel mit vielen Bildern gibt’s beim „Barwon Blogger“:
http://barwonblogger.blogspot.com/2011/07/from-rags-to-riches-or-just-milling.html
http://barwonblogger.blogspot.com/2015/06/from-paper-to-paint-putting-art-through.html
Wer mal in der Gegend ist: Vorbeischauen lohnt sich bestimmt! Und der Dampfschiff-Fürth-Blogger freut sich hinterher über ein kleines Souvenir aus der Barwon Paper Mill in Fyansford und wenn‘s nur ein alter Knopf ist!

Bild: Pixabay
Die „Cambodia“
Das Beitragsbild zeigt den dänischen Dampfer „Cambodia“ (East Asiatic Company, Kopenhagen), der vom 28. März bis Anfang April 1908 im Hafen Geelong eine große Ladung Holz aus Skandinavien löschte. Bildquelle: Geelong Heritage Centre Main Photographic Collection
Die „Cambodia“ war in der kurzen Zeit ihrer Existenz nur einmal in Geelong (bis 1906 war sie ein norwegisches Schiff unter dem Namen „Eidsvold“). Sie kam dort am 28. März 1908 mit 375 Standards Holz aus Skandinavien an (Geelong Advertiser vom 30. März 1908). Die Aufnahme dürfte daher von Anfang April 1908 sein, als das Schiff die Ladung oder einen großen Teil davon bereits gelöscht hatte. Ein weiteres Anlaufen des Hafens Geelong ist nicht dokumentiert. Im Februar 1910 strandete das Schiff in einem Schneesturm an der norwegischen Küste und war verloren (Hamburgischer Correspondent und neue hamburgische Börsen-Halle vom 17. Februar 1910, S. 42).
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