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Die gewaltige Sammlung des Peter Tamm Sen.

Beitragsbild: Frachtdampfer „Sumatra“ (1913), DADG.- Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft, Hamburg, Peter Tamm Sen. Stiftung, http://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/deed.de, https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/CEZKPDR5B6AYP642TGDGBXSKON3JA76M

Eine maritime Schatzkiste

Peter Tamm Sen. hat in seinem Leben viel gesammelt. Sehr viel gesammelt. Seine Sammelleidenschaft (und auch seine finanziellen Mittel) gingen weit über die vieler anderer Sammler hinaus und so entstand im Lauf seines Lebens die weltgrößte Sammlung maritimer Objekte.

Zu bestaunen ist die gewaltige Anzahl von Modellen, Gemälden, Zeichnungen, Fotos, Plänen und vielem mehr heute im Kaispeicher B in Hamburg. Das Internationale Maritime Museum Hamburg zeigt die Sammlung Peter Tamms in dem ehemaligen Lagerhaus auf neun Ausstellungsebenen. Betrieben wird das Museum nicht von der öffentlichen Hand, sondern von der Peter Tamm Sen. Stiftung, die heute von seinem Sohn Prof. Peter Tamm geleitet wird.

Ziel dieser Stiftung ist es, „nachfolgende Generationen für die Seefahrt zu begeistern und ihnen deren Wichtigkeit für die Prosperität der Weltbevölkerung zu verdeutlichen.
Zitat: imm-hamburg.de

Die Zahlen der Sammlung sprechen für sich:

  • 1.700 Großmodelle von Schiffen
  • 55.000 Miniaturmodelle im Maßstab 1:1.250
  • 7.000 Gemälde, Zeichnungen, Grafiken und Aquarelle
  • 50.000 Konstruktionspläne
  • 120.000 Monografien und Sammelwerke
  • 2.000 Filme
  • über 1 Million Fotos
  • 2.000 Schiffsspeisekarten
  • 36 Knochenschiffe

Erst ein Teil der Sammlung ist digitalisiert und über das Online Archiv des Museums als auch über die Deutsche Digitale Bibliothek abrufbar.

Zum heutigen Zeitpunkt (Februar 2024) ergibt die Recherche nach der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft (DADG), der in diesem Blog behandelten Hamburger Reederei, 105 Schiffsfotos.

Darüber hinaus hält die Bibliothek zwei der seltenen Jahrbücher der DADG, jeweils ein Exemplar aus dem Jahr 1912 und eines aus dem Jahr 1914.

Weitere interessante Objekte sind mit fortschreitender Digitalisierung bestimmt noch zu erwarten.

Internationales Maritimes Museum Hamburg, © Logo, Quelle : Presseseite des Internetauftrittes des Museums; https://www.imm-hamburg.de/wp-content/uploads/2011/06/IMMH_Logo_rot.jpg

Über 100 Fotos von DADG-Schiffen

Schauen wir uns die digitalisierten Fotos an:

Von den 105 Schiffsfotografien müssen wir lediglich vier abziehen, die irrtümlicherweise der DADG zugeordnet wurden (ein Foto des Petroleumfrachters „Sioux“ und drei der „Franz Klasen“, einem anderen Tankschiff). Bleiben 101 Fotografien, wovon etwa die Hälfte auf Schiffe entfällt, die vor dem Ersten Weltkrieg in Fahrt waren. Die andere Hälfte zeigt Schiffe der 1920er Jahre, zu einem Teil sogar schon nach der Übernahme der Reederei durch die allmächtige HAPAG. Siehe dazu den Blogartikel: https://frachtdampferfuerth.com/2021/10/09/schiffsregister-loeschung-fuerth/.

Nachdem ich mich hier im Blog des Frachtdampfers „Fürth“ vorwiegend mit der Handelsschifffahrt bis zum Ersten Weltkrieg beschäftige, habe ich mir die etwa 50 Fotos dieser Epoche genauer angesehen. Viele davon finden wir bereits in der Monografie über die Reederei von Reinhart Schmelzkopf aus den 1980er Jahren, der seinerzeit fast alle DADG-Schiffe abbilden konnte (R. Schmelzkopf, Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft, Hamburg 1888 – 1926, Eigenverlag (Strandgut), Cuxhaven 1984).

Es bleiben etwa fünfzehn Aufnahmen übrig, die – meines bescheidenen Wissens nach – bislang unveröffentlicht sind oder in nur wenig zugänglichen Quellen verwendet wurden.

Eines davon finden Sie heute als Titelbild dieses Blogartikels.

Der Frachtdampfer „Sumatra“

Der Fotograf der Aufnahme ist unbekannt, der Aufnahmeort nicht angegeben. Meiner Meinung nach könnte das Foto beim Stapellauf des Schiffes am 8.Mai 1913 oder bei der Probefahrt am 28. Juni 1913 in der Flensburger Förde aufgenommen worden sein. Zu diesem Zeitpunkt trug das Schiff noch nicht die Reedereiflagge der DADG, die nach der Ablieferung auf dem vorderen Mast zu sehen wäre. Bei genauem Hinsehen lassen sich auf dem Peildeck eine ganze Menge Punkte ausmachen, die man bei besserer Auflösung sicher als Menschen identifizieren könnte.

Mit einer Tragfähigkeit von 12000 Tonnen gehörte die „Sumatra“ zu den großen Schiffen der Reederei. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges hatte die DADG nur vier Schiffe dieser Größenordnung in Fahrt, alle anderen waren deutlich kleiner (zwischen 6800 und 10000 Tonnen Tragfähigkeit).

„Sumatra“ war von diesen vier großen Schiffen das mit Abstand teuerste. Lagen die Baukosten für die Schiffe gleicher Größenordnung „Australia“, „Java“ und „Tasmania“ bei rund 2 Millionen Mark, lag „Sumatra“ bei 2,435 Millionen Mark. Grund dafür: als einziges der großen Schiffe war es mit einer Kühlanlage ausgestattet worden, die mit etwa 400.000 Mark zu Buche schlug.

Zum Vergleich dazu: Der Frachtdampfer „Fürth“ kostete im Jahr 1907 die Reederei 1,272 Mio. Mark.

In einem Teil des Laderaumes konnten durch die Kühlanlage verderbliche Lebensmittel wie Obst oder Fleisch nach Europa gebracht werden. Als Obst wurden vor allem Äpfel transportiert, die dank der versetzten Erntezeit auf der Südhalbkugel in Hamburg guten Absatz fanden. Als Fleisch wurde vor allem Rind befördert, aber auch Lamm und Kaninchen.

Anmerkung: Harms (1933) gibt die Größe des Kühlraums der „Sumatra“ mit 150.000 Kubikfuß an. Das sind knapp 4250 Kubikmeter, was etwa dem Volumen eines mittelgroßen Heißluftballons entspricht. Da passt schon was rein!

Frachtdampfer „Sumatra“ während der Endausrüstung in Flensburg, Fotograf unbekannt, Sammlung A. Kludas, aus R. Schmelzkopf, Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft, Hamburg 1888 – 1926, Eigenverlag (Strandgut), Cuxhaven 1984.

Informationen

Weitere Informationen über das Internationale Maritime Museum Hamburg finden Sie hier:
https://www.imm-hamburg.de/

Ab 21. März 2024 bis 15. September 2024 läuft übrigens eine Sonderausstellung über 200 Jahre Reederei F. Laeisz, die zur Zeit des Frachtdampfers „Fürth“ die berühmten Flying-P-Liner im Einsatz hatte. Mehr dazu hatte ich hier geschrieben: https://frachtdampferfuerth.com/2022/01/15/hansahafen-hamburg/

Im Jahr 2023 konnte das Museum rund 150.000 Besucher empfangen. Ich hoffe, dass auch ich demnächst einmal den Weg nach Hamburg finde. Neben der Sammlung reizt mich die Maritime Bibliothek, die nach vorheriger Anmeldung ebenfalls besucht werden kann!

Foto: Michael Zapf Pressefotografie Hamburg ; IMMH Maritimes Museum

Kaispeicher B mit Seezeichen Elbe 1, © Internationales Maritimes Museum Hamburg, Pressebild, Wiedergabe in Sepia; Quelle: https://www.imm-hamburg.de/presse/pressebilder/