Kopal und Dammar –
In loser Folge betrachten wir Waren, die auf dem Dampfschiff „Fürth“ nach Europa transportiert wurden, um zu sehen, was das überhaupt ist und was in der damaligen Zeit daraus hergestellt wurde und zum Teil auch heute noch wird.
Heute geht es um tropische Harze: Kopal und Dammarharz.
Kopal (Copal)
„Kopale sind rezent fossile Harze unterschiedlicher Herkunft. Man findet sie in der Oberflächenschicht des Bodens (ca. 3 Meter) und sie werden üblicherweise ‚gegraben‘. Die Stücke sind einige Zentimeter groß. … Die diese Harze liefernden Bäume sind zumeist ausgestorben, so dass über die jeweiligen Stammpflanzen wenig gesagt werden kann.“
Quelle: Kremer-Pigmente, Datenblatt 60150, 60161 Kopalharze
Kopale sind also ein sogenanntes subfossiles Harz, das heißt sie stehen zwischen heutigen, rezenten Harzen, die noch direkt von der Pflanze geerntet (gezapft) werden können und dem fossilen Bernstein.
Man unterscheidet Kopale nach ihrem Ursprungsgebiet, welches sich in allen tropischen Breiten befinden kann oder auch nach ihrer Härte. Der Schmelzpunkt der Ostindischen oder Manila-Kopale liegt je nach Varietät bei zirka 100 bis 200 °C.
Verwendung von Kopal
Kopal wird zum Beispiel zur Herstellung von Kopallacken verwendet, die sich durch ihre robuste Oberfläche auszeichnen und dadurch als Schiffslacke oder Wagenlacke in den Handel kamen. Zur Erinnerung: die Mehrzahl der Menschen fuhr noch mit Kutschen einher und der Begriff Wagen bezieht sich auf die hölzernen Konstruktionen der Kutschwagen, die vor Wind und Wetter geschützt werden mussten. Aber auch im Innenbereich wurden Kopallacke im Instrumentenbau, zum Beispiel als Klavierlack eingesetzt.
Linoleum
Des Weiteren wurde Kopal für die Herstellung von Linoleum gebraucht. Linoleum ist in Deutschland im ausgehenden 19. Jahrhundert vor allem als Bodenbelag stark in Mode gekommen:
„Zwischen 1882 und 1898 siedelten sich gleich drei Linoleum-Fabriken in Delmenhorst an. Die Delmenhorster-Linoleum-Fabrik (ab 1896 Hansa-Linoleumwerke Delmenhorst), die Anker-Linoleumwerke und die Schlüssel-Linoleumwerke. Weitere Fabriken wurden 1882 in Rixdorf (Berlin-Neukölln), 1883 in Köpenick (Berlin), 1893 in Maximiliansau (bei Karlsruhe) und 1897 in Bedburg bei Köln gegründet, 1899 kamen die Germania-Linoleumwerke in Bietigheim bei Stuttgart hinzu. … Bis zum Ersten Weltkrieg nahm die deutsche Linoleum-Industrie einen enormen Aufschwung.“
Die geschichtliche Entwicklung des Linoleums im 19. Jahrhundert, www.baunetzwissen.de

Muster eines alten Linoleum-Fußbodenbelags; Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Black_and_green_linoleum.jpg
Die Rohstoffe von Linoleum
„Linoleum besteht zu 100% aus organischen und mineralischen Rohstoffen, von denen über 80% nachwachsend sind, und an denen sich seit der Erfindung des Produktes im 19. Jahrhundert nichts Wesentliches verändert hat. Zu den Bestandteilen von Linoleum gehören:“
Leinöl, das aus dem Samen des Flachses gewonnen wird, Harze als zweitwichtigster Bestandteil sowie Trockenstoffe (Sikkative), Holzmehl und Kreide als Füllstoffe, Farbpigmente, Jutegewebe als Trägermaterial und auch recyceltes Linoleum.
https://www.baunetzwissen.de/boden/fachwissen/_linoleum/die-rohstoffe-von-linoleum-958007, abgerufen am 19.9.2018
In sicherlich deutlich kleineren Mengen fand und findet Kopal in der Dentaltechnik als Füllmaterial Verwendung und auch Buchbinder verwendeten Kopallacke zur Auffrischung von Buchumschlägen aus Saffianleder.
Dammarharz
Dammar ist ebenfalls ein Rohstoff zur Herstellung von Lacken. Es wird in der Malerei auch als Firnis (Schutzschicht) eingesetzt. Außerdem findet es als Räucherwerk Verwendung.
„Dammar ist ein helles, gelbliches, leicht splitterndes Harz mit glattem Bruch, welches aus Südostasien stammt. Der Name ist malayisch und bedeutet Harz oder auch Fackel (Fackeln aus Dammarharz sind besonders gut, weil sie nicht tropfen). Es gibt mehrere, in die Familie Diptocarpaceae einzuordnende Bäume, von denen das Harz stammen kann. … Die Bäume werden zur Dammargewinnung mit tiefen Einschnitten versehen, in denen sich das Harz sammeln kann.“
Quelle: Kremer-Pigmente, Datenblatt 60000 & 60001 Dammar aus Indonesien
Nicht immer ist die Abgrenzung zwischen Kopal und Dammar so klar definiert, wie wir es oben im Text gesehen haben. Bei dem Exponat aus den Museums Victoria Collections finden wir beide Begriffe nebeneinander:

Harzprobe – Agathis dammara, vor 1922, Das Harz ‚Manila copal,‘ ‚Macassar copal,‘ etc., wird von Bäumen gewonnen oder im Boden gegraben.
Museums Victoria Collections https://collections.museumvictoria.com.au/items/377990
Abgerufen 19. September 2018
Auch wenn die Abgrenzung nicht ganz klar ist, beides sind tropische Harze und wurden auf der „Fürth“ und anderen Schiffen in großer Menge aus Ostasien nach Europa importiert.
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