Warum ein Schiff der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft zwei Namen hatte
Titelbild: Lüneburg (1914), DADG.- Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft, Hamburg, Peter Tamm Sen. Stiftung, https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/EEEMRBQJLSOJTFSOMZQPWHEWLQCXA4EB, https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/
Die Tatsache, dass ein Schiff im Lauf seiner Existenz mehrere Namen besitzt, ist sehr alltäglich. Ungewöhnlich hingegen ist, dass die Reederei eines ihrer Schiffe einen neuen Namen gibt. Warum das damals so war, darüber informiert dieser Blogartikel.
Die Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft (DADG) hatte viele ihrer Schiffe nach deutschen Industriestädten benannt, in den Firmen beheimatet waren, die entweder Versender oder Empfänger von Gütern waren, die mit der Reederei befördert wurden.
„Freiberg“ war eines der letzten Frachtschiffe der DADG, die vor dem Ersten Weltkrieg für die Reederei noch in Fahrt kamen. Das Schiff war auf der Tecklenborg-Werft in Geestemünde gebaut wurden und nahm seinen Service am 11. April 1914 auf.
Später im Jahr 1914 wurden nur noch „Ulm“ und „Lübeck“ in Dienst gestellt, über beide hatte ich hier im Blog ausführlich berichtet. SIEHE: Die „Ulm“ in Ambon (Teil 1 von 2), Die „Ulm“ in Ambon (Teil 1 von 2) und Das Projekt DigiPEER
Mit diesen beiden Schiffen teilte „Freiberg“ das Schicksal, auf der ersten Fahrt nur bis Niederländisch-Indien zu gelangen und dort nach dem Ausbruch des Krieges interniert zu werden. Für die „Freiberg“ war dies der Hafen Soerabaya auf Java, in dem das gerade einmal drei Monate alte Schiff die Kriegsjahre verbringen musste.

Im Jahr 1919 ging „Freiberg“ als Kriegsentschädigung an die britische Regierung, die das Management des Frachtdampfers der British India Steam Navigation Company überließ.
1921 wurde „Freiberg“ innerhalb Englands an Montgomery and Workman verkauft und umbenannt in „City of Sydney“.
Im Jahr 1923 schließlich kaufte die DADG ihr altes Schiff zurück:

Die Information in der Zeitungsmeldung, dass die DADG mittlerweile ein anderes Schiff „Freiberg“ genannt hätte, ist zwar nicht ganz zutreffend, erklärt aber, dass der Name „Freiberg“ nicht wieder verwendet werden konnte.
Im März 1923 hatte die DADG nämlich den Passagier- und Frachtdampfer „Freiburg“ in Dienst gestellt. Der Betrieb zweier fast namensgleicher Schiffe hätte nur Verwirrung gestiftet. Ein Beleg dafür ist eine Zeitungsmeldung des Moree Gwydir Examiner and General Advertiser, der den neuen Dampfer „Freiburg“ als „Freiberg“ benennt.

Wiederaufnahme der Passagierfahrt
Der Meldung nach war „Freiburg“ das erste deutsche Schiff, das nach dem Ersten Weltkrieg wieder Passagiere nach Australien beförderte. Mit einer Ankunft in Sydney am 29. Juni 1923 hatte es also fast fünf Jahre gebraucht, dass ein deutsches Schiff wieder mit Fahrgästen in einem australischen Hafen festmachte.
Mit günstigen Tarifen versuchte die DADG den ausländischen Linien Konkurrenz zu machen. Die Ticketpreise von Sydney nach Europa werden zwischen 30 Pfund in der dritten und 55 Pfund in der ersten Klasse angegeben.
Zur Erinnerung: Die DADG hatte in ihrer Anfangszeit von 1889 bis 1894 Auswanderer nach Australien befördert, dieses Geschäft aber aufgegeben und sich in der Folgezeit ausschließlich auf den Frachtverkehr konzentriert.
Ein Novum für die Reederei war, dass nun erstmals Passagiere auch von Australien nach Europa befördert wurden. Allerdings blieb die Personenbeförderung nur ein Zusatzgeschäft. Die gemischten Passagier- und Frachtdampfer der DADG (sogenannte Kombischiffe) waren nur für wenige Fahrgäste ausgelegt. Die „Freiburg“ verfügte über eine Kapazität von lediglich 18 Fahrgästen. Bei den anderen Kombischiffen lag die Zahl ebenfalls nur zwischen 18 – 20 Passagieren.

Anmerkung: Ab 1923 wurden noch die Passagier- und Frachtdampfer „Essen“ (1923) und „Gera“ (1923) in Verkehr gebracht. „Duisburg“ (1925) war dann bereits ein Passagier- und Frachtmotorschiff mit einem MAN-Dieselmotor. 1926 ging die DADG mit allen Schiffen in der HAPAG auf. SIEHE: Schiffsregister: Löschung des Dampfschiffes „Fürth“
Lüneburg II
Nachdem der Name „Freiberg“ nicht verwendet werden konnte, erhielt das Schiff den neuen Namen „Lüneburg“.
Zwar hatte die DADG bereits 1912 ein Schiff gleichen Namens in Fahrt gebracht („Lüneburg I“), aber auch dies musste 1919 abgegeben werden und war seit 1920 als „Padua“ bei der großen britischen Reederei Peninsular & Oriental.

Insgesamt hatte die DADG 17 Schiffe in Fahrt, deren Namen im Lauf der Unternehmensgeschichte (1888-1926) doppelt vergeben wurden. Spitzenreiter bei den Namenspaten war mit drei Schiffen die Stadt Essen. Die dort ansässige Gussstahlfabrik dürfte ein sehr guter Kunde der Hamburger Reederei gewesen sein.


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