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Spilhaus Cape Town

Partnerunternehmen der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft

Schiffsmakler in Südafrika

Beitragsbild: Wm. Spilhaus & Co., Strand Street, Kapstadt,
Aufnahme aus The Cape Town Guide 1897; Quelle: University of Pretoria, https://repository.up.ac.za/handle/2263/18065

Die Kapkolonie (ab 1910 Kapprovinz) war für die Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft (DADG) eine wichtige Zwischenstation auf dem Weg nach Australien. Von Hamburg aus waren die Mannschaften etwa einen Monat lang unterwegs, um nach der langen Nord-Süd-Fahrt durch den Atlantik wieder an Land gehen zu können.

Die angelaufenen Häfen in Südafrika waren in der Reihenfolge der Reiseroute Kapstadt, Mossel Bay, Port Elizabeth (Algoa Bay), East London und Durban. Auf den Fahrten des Dampfschiffes „Fürth“ wurden auf einer Reise davon aber nur einer bis zu maximal drei Häfen bedient. Für alle anderen Schiffe war es ähnlich.

In diesen Häfen arbeitete die DADG mit Schiffsmaklern zusammen. In jedem südafrikanischen Hafen war das ein anderes Unternehmen, also insgesamt fünf Firmen allein in Südafrika. Weltweit waren über vierzig Makler oder Shipping Agents für die DADG tätig. Für das Hamburger Büro bedeutete dies eine Menge Korrespondenz und Verwaltungsaufwand, aber auch viel länderspezifisches Wissen.

Allen Partnern in Südafrika gemein war, dass die Inhaber oder zumindest einer von ihnen Deutscher oder deutscher Abstammung waren. Ich stelle sie in der Folge kurz vor.

Bislang konnte ich zu den einzelnen Firmen jedoch nur relativ wenige Informationen zusammentragen. Falls Sie über eines der Unternehmen mehr wissen, freue ich mich über Ihre Hinweise.

Cape Town, Darling Street, about 1905
Kapstadt, Darling Street, frühes 20. Jhdt. nach 1905 (die Town Hall in der Bildmitte wurde 1905 gebaut; Foto ohne Datumsangabe), DRISA Archiv Johannesburg, Ref. code ZA 0375-LS-LS_01_116 http://atom.drisa.co.za/collections/LS_Collection_lo-res/LS_01_116.jpg

Kapstadt

Der Agent der DADG in Kapstadt war Wilhelm Spilhaus & Co.

Das Unternehmen startete 1876 als Wilman, Spilhaus & Co. in der St. George’s Street in Kapstadt. Nach dem Rückzug von Wilman 1895, übernahm Arnold Wilhelm Spilhaus das auf Im- und Export spezialisierte Handelsunternehmen. Spilhaus agierte außerdem als Versicherungs- und Schiffsmakler. Nach der Jahrhundertwende wurde Spilhaus mit dem Import von Agrarmaschinen sehr erfolgreich.

Wie der Name nahelegt war die Familie deutscher Abstammung (ursprünglich Spielhausen). Die wichtigsten Exportartikel waren Wolle, Häute und Straußenfedern.

Heute (2025) ist Spilhaus eine südafrikanische Warenhauskette für Haushaltswaren sowie Dekorations- und Luxusartikel (https://spilhaus.co.za).

Cape Town harbour 1890
Der Hafen von Kapstadt vom Signal Hill, 1890, DRISA Archiv Johannesburg, https://atom.drisa.co.za/collections/P_Collection_lo-res/P1160.jpg

Mossel Bay

In Mossel Bay vertraute die DADG auf das 1878 gegründete Unternehmen Mataré, Bruns & Company, Großhändler und Schiffsmakler.

Mossel Bay profitierte von den Diamantvorkommen in Hope Town, die 1867 entdeckt wurden. Bergbauausrüstung und Vorräte wurden aus Großbritannien und Deutschland zum Großteil über Mossel Bay importiert. Es gab eine direkte Straßenverbindung zu den Diamantfeldern und die Entfernung war kürzer als nach Kapstadt. Ab 1906 verfügte Mossel Bay über einen Eisenbahnanschluss.

Friedrich Wilhelm Mataré wurde 1845 in Aachen geboren. Seine Ehefrau, geborene Margarethe Friederike Martha Kriztinger stammte aus Dessau. Mataré verstarb am 12. Mai 1915 in Mossel Bay. Er war ein Onkel des bekannten Aachener Bildhauers Ewald Mataré (siehe https://matare-haus.de/matare/).

Es gab in Mossel Bay einen deutschen Bürgermeister mit Namen C. H. Bruns. Ob dieser identisch ist mit dem Teilinhaber von Matare, Bruns & Co., muss ich für den Moment offen lassen.

Mosselbaai 1936
Mosselbay, Ansicht von 1936, © DRISA, Johannesburg, Ref. N43901; http://atom.drisa.co.za/collections/N_Collection_lo-res/N43901.jpg

Port Elizabeth (Algoa Bay)

Im Jahr 1876 hatten sich der Däne Vikko Hansen und Thaddaeus Schrader, ein Kaufmann aus Dresden, zu dem Handelsunternehmen Hansen & Schrader in Port Elizabeth zusammengeschlossen, wo sie Makler der DADG wurden.

Port Elizabeth hatte für die DADG besondere Bedeutung, da mit der Dynamit-Aktiengesellschaft ein Vertrag geschlossen worden war, der ab 1894 regelmäßige Lieferungen von Dynamit nach Port Elizabeth zur Folge hatte. Dynamit, das in den Diamantminen von Kimberley in großen Mengen gebraucht wurde.

Schrader schrieb über die Reise von Port Elizabeth nach Kimberley:

„Port Elizabeth ist der dem Diamanten-Eldorado nächstliegende Hafen. Von hier aus beträgt die Entfernung nach Kimberley, das die vier reichsten Minen besitzt, circa 450 englische Meilen, was ungefähr der Entfernung von Dresden nach Königsberg gleichkommt. – Die erste Strecke, circa 180 englische Meilen, legt am bequemsten per Eisenbahn zurück. Diese bringt uns nach dem Städtchen Cradock, von wo aus grosse Passagierwagen, „Cobbs Coaches“ genannt, in denen zur Noth 20 Passagiere untergebracht werden können, in vier Tagen die Reise nach Kimberley zurücklegen. Für die Nacht wird immer eine Haltestelle gemacht und sind die meisten Hotels, die dazu auserkoren werden, zufriedenstellend. Die Wagen sind mit acht, stellenweise zehn Pferden bespannt, die ungefähr aller drei Stunden durch frische Thiere abgelöst werden.“

Quelle: Die Diamantfelder am Cap der Guten Hoffnung, Thaddaeus Schrader; http://www.zobodat.at

Hansen and Schrader Port Elizabeth
Kontor und Lager von Hansen & Schrader in Port Elisabeth, aus: Descriptive Handbook of the Cape Colony (John Noble)

East London

In East London arbeitete die DADG mit dem Kaufmann und Makler Heinrich Knorr zusammen.

Heinrich Knorr (1853 – 1909) stammte aus Gießen. Laut der „Hessischen Biografie“ war er „Kaufmann zu East-London im Kapland (Südafrika)“. Am 4. Januar 1886 heiratete er in Darmstadt die Fabrikantentochter Emilie Schenck (https://www.lagis-hessen.de/pnd/123921139).

Heinrich Knorr East London 1893
Gebäude von Heinrich Knorr in East London, bei den Waren vor dem Haus dürfte es sich um Häute handeln, Aufnahme von 1893; Quelle: British Library über wikimedia.commons

Heinrich Knorr East London
Anzeige von Heinrich Knorr aus dem Jahr 1893; Quelle: wikimedia.commons

East London, Knorr, Hulk
Behelfs-Eisenbahnbrücke über den Buffalo River in East London, die Eisenbahnlinie verbindet East London mit Queenstown; am Kai liegt eine Kohlenhulk von Heinrich Knorr, davor der kleine Schlepper „Buffalo III“ ; Aufnahme um 1900; Quelle: wikimedia.commons

Anmerkung: Zum Thema Kohlenhulk siehe die Blogartikel Ein Segelschiff der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft und Das älteste Schiff der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft

Durban

Liebermann, Bellstedt & Co. waren Spirituosenhändler in Südafrika. Laut dem Firmenverzeichnis Grace’s Guide 1914 hatten sie mehrere Niederlassungen in der Kapkolonie sowie eine Filiale in Bremen in der Obernstraße 14 (Eintrag Adressbuch Bremen 1904).

Liebermann und Bellstedt
Firmenbeschreibung von Liebermann, Bellstedt & Co. in Grace’s Guide 1914, Who’s Who in Business, Quelle: http://www.gracesguide.co.uk/1914_Who’s_Who_in_Business:_Company_L

Durban war wichtiger Kohlehafen und für die DADG auf den langen Strecken von und nach Australien, aber auch auf der Linie New York – Australien willkommener Anlaufhafen, um hochwertige Kohlen zu günstigen Preisen zu bunkern.

Arrival of Mail Steamer in Durban
Ankunft eines Postschiffes in Durban, Postkarte, keine Jahresangabe; Quelle: National Museum of Australia http://collectionsearch.nma.gov.au/object/136371

Im Jahr 1915

Nach der Versenkung des Passagierdampfers „Lusitania“ der Cunard Line durch das deutsche U-Boot U 20 am 7. Mai 1915 gab es nicht nur in England, sondern auch in Südafrika Ausschreitungen, Plünderungen und Brandschatzungen gegen Deutsche, deutsche Einrichtungen und Unternehmen.

In Port Elizabeth wurde beispielsweise der Club „Deutsche Liedertafel“ geplündert und niedergebrannt und in Durban gingen unter anderem die Büros, Lagerräume und Vorräte von Liebermann und Bellstedt in Flammen auf.

Deutsche Liedertafel
Deutsche Liedertafel, Club der Deutschen in Port Elizabeth, Aufnahme um 1900; Quelle: http://thecasualobserver.co.za/

Wie im übrigen Commonwealth wurden während des Ersten Weltkriegs auch in Südafrika Deutsche und Deutschstämmige in Internierungslagern untergebracht.

Von den Schiffen der DADG waren die Mannschaften der Dampfer „Hamm“ und „Apolda“ betroffen. Der Großteil der internierten Deutschen waren jedoch Zivilisten, die in die Kapprovinz ausgewandert waren.

Über die Gefangenschaft Deutscher in Südafrika habe ich hier ausführlicher berichtet: Neujahrsgrüße aus Südafrika (1915)

Fort Napier Internment Camp, Herbert von Rapacki-Warnia
Gefangene im Lager Fort Napier beim Kartenspielen, links Herbert von Rapacki-Warnia und zweiter von links Dr. Hans Merinsky, unbekannter Fotograf; Quelle: Sammlung Herbert von Rapacki-Warnia, via Europeana 1914-1918, https://1914-1918.europeana.eu/en/contributions/18325, item 4; Lizenz: CC BY-SA 3.0; http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/