– Das Dampfschiff „Fürth” in Manhattan
– Die „Fürth” kam am 29. Juli 1913 nach dreizehn Tagen Fahrt in New York an. Am 16. Juli war sie in Newcastle-on-Tyne/Shields abgefahren. Siehe dazu: 6000 t Weizen für England. Warum das Dampfschiff von der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft nach New York beordert wurde, möchte ich in diesem Artikel darstellen.
New York – Australien
Bereits im Jahr 1907 hatte sich die Hamburger Reederei mit zwei Partnern darauf verständigt, eine regelmäßige Dampferverbindung zwischen New York und den Hauptplätzen Australiens und Neu-Seelands einzurichten.
Diese Linie bekam den Namen „The United Tyser Line“, wie wir der folgenden Meldung entnehmen können:

Artikel über die Linie New York – Australien in der Zeitschrift Hansa, März 1907
An dieser Kooperation war Tyser in London mit 50 % und die beiden deutschen Reedereien mit jeweils 25 % beteiligt. Die Abfahrten nach Australien erfolgten dreiwöchentlich, so dass die DADG alle 12 Wochen ein Schiff nach Australien zu stellen hatte. Aufgrund eines entstehenden Konkurrenzkampfes mit einer anderen Gruppe, wurde das Geschäft jedoch bereits im Dezember 1908 neu organisiert. (Quelle: Otto Harms, 1933, Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft).
New York – Java
Eine zweite Linie ab New York, auf der auch die „Fürth” eingesetzt werden sollte, bestand nach Java. Diese wurde gemeinsam mit der Bremer Reederei „Hansa“ betrieben. Eine dritte Linie von Australien nach Boston und New York wurde nur saisonal zur Zeit der australischen Wolle-Verschiffungen durchgeführt.
Grundlage für die Linie New York – Java war ein Vertrag mit der Standard Oil Co. über die Lieferung von Petroleum nach Java. Es waren „ungefähr“ monatliche Abfahrten vereinbart und die DADG stellte im April 1911 den ersten Dampfer auf dieser Linie, die „Flensburg“. Allerdings erwartete man kein großes Geschäft:
„Große Frachterträge waren nicht zu erwarten. Der Hauptzweck war, zu verhindern, daß fremde Dampfer aufgenommen wurden, welche für das Heimgeschäft störend werden konnten.“
Anm.: Zitat aus dem oben zitierten Buch von Otto Harms, mit „Heimgeschäft“ bezeichnet er die Fahrten von Australien nach Europa.
Der Vertrag mit der Standard Oil Co., dem Unternehmen Rockefellers, wurde nach einem Jahr allerdings bereits auf 8 Fahrten jährlich reduziert und im Jahr 1913 verlangte die Gesellschaft, „die Petroleumtins unverpackt zu verschiffen, was abgelehnt worden ist.“ (Zitat aus der gleichen Quelle).
Eine neue Organisation dieser Fahrt sollte in Kooperation mit niederländischen Linien stattfinden, was allerdings wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges nicht mehr realisiert werden konnte.
Ballast
„Diese Reisen von New York brachten die große Unbequemlichkeit, die Schiffe von hier aus zu stellen und, soweit es nicht gelang, Ladung von diesseitigen Häfen zu erhalten, sie in Ballast über den Ozean zu senden.“
In Ballast fuhr auch die „Fürth” von Newcastle-on-Tyne/Shields nach New York:
„Steamer Furth (Ger), Shields July 16, to Funch, Edye & Co. in ballast, Arrived at the Bar at 9:20 am.“
New-York Tribune, 30. Juli 1913, S. 9 (Quelle: Library of Congress, Washington DC)

New York Skyline 1911, Quelle: Library of Congress Prints and Photographs Division Washington, D.C., Digital ID: pan 6a36601 //hdl.loc.gov/loc.pnp/pan.6a36601; cph 3c28089 //hdl.loc.gov/loc.pnp/cph.3c28089
Amerikanisches Öl für Niederländisch-Indien
Die Exporte von Öl aus den Vereinigten Staaten nach Niederländisch-Indien begannen bereits im Jahr 1865. Der Erfolg der amerikanischen Exporte lag in der Verpackung, die auslaufsicher war und ihnen gegenüber niederländischen Produkten einen Marktvorteil verschaffte:
„Therefore American exporters developed a special “package” which is still standard today. This was a sturdy pine case measuring ten by fifteen by twenty inches. This enclosed two tin cans (plated with Indonesian or Malayan tin, of course) were extremely popular all over the Orient for use as containers for vegetable oil or water….
The full case weighing 65 pounds was easy to handle, and its square shape prevented shifting of cargo and saved shipping space. These export packages were originated by Samuel Downer for export of coal oil from his refinery in Boston. They were adopted by the other companies which became prominent in the Indonesian market: Devoe’s and Atlantic.”
Quelle: Americans in Sumatra, American Enterprise in Indonesian Oil Development, James W. Gould, 1961, abgerufen am 21.11.2018 unter books.google.fr

Anzeige für Petroleum-Kanister in Het Nieuws van den dag voor Nederlandsch-Indië, 02. Jan 1913
Das etwas günstigere Sylvan Arrow wurde speziell für den Markt in Niederländisch-Indien produziert:
„Standard also introduced to the Dutch East Indies a cheaper grade of kerosene manufactured at the Richmond refinery since 1904 called petrolite, and marketed under the name of “Sylvan Arrow.”
(gleiche Quelle)
Anm.: Der Begriff “kerosene”, der im amerikanischen Englisch verwendet wird, entspricht dem deutschen Wort Petroleum.
Petroleum war zur Zeit unseres Dampfschiffes „Fürth“ hauptsächlich als Leuchtmittel für Petroleumlampen im Gebrauch („Lampenöl“). Erst später ersetzte die elektrische Beleuchtung das Petroleum.

Anzeige für Petroleum-Herde in De Preanger-Bode, 11. Nov. 1913
Funch, Edye & Co., Inc.
Der Agent der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft in New York war die Firma Funch, Edye & Co., Inc., ein seit 1847 bestehender renommierter Schiffs-Makler. Christian Funch hatte 1869 Henry W. O. Edye als Geschäftspartner aufgenommen und den Namen in Funch, Edye & Co. geändert. Dieser schottische Geschäftsmann lebte lange in Hamburg und kannte sich mit den Verhältnissen dort bestens aus. Außerdem kam 1873 der gebürtige Deutsche, Paul Gottheil, als Buchhalter zu Funch, Edye & Co. und stieg 1888 zum Partner des Unternehmens auf. Kein Wunder also, dass sich Funch, Edye & Co. zu einer der ersten Adressen für die deutschen, aber auch für die anderen europäischen Reedereien in New York entwickelte. Das Geschäft lief bestens:
„World trade has reached its peak just prior to the outbreak of World War I, as there were few international barriers, and the volume of freights booked by Funch, Edye & Company through foreign trade channels was huge.”
Informationen über Funch, Edye & Co. und das abschließende Zitat aus: A century of ship agency and brokerage: the story of Funch, Edye & Co. Inc., 1847 – 1947;
University of California, abgerufen über Hathitrust Digital Library, (babel.hathitrust.org)

Freiheitsstatue, New York, Hafen, zwischen 1910 und 1920, Quelle: Library of Congress (Detroit Publishing Company photograph collection), Digital Id: det 4a24907 //hdl.loc.gov/loc.pnp/det.4a24907
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