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German vessels disabled

Sabotage in New York (Teil 2)

Titelbild: Meldung über Sabotageakte an den Maschinen deutscher Schiffe am 31. Januar 1917. Die Abbildung zeigt Schiffe an der 135th Street am Hudson; Fotograf: James W. Aide, New York Herald vom 3. Februar 1917; Quelle: Library of Congress, Washington D.C., loc.gov

Die Explosion der Munitionsfabrik in Kingsland und die Beschädigung deutscher Schiffe

Letzte Woche hatte ich hier im Blog über die deutsche Spionagetätigkeit in New York in den Jahren 1914 bis 1916 berichtet: Sabotage in New York (Teil 1)

In dieser Zeit waren unter anderem über dreißig Handelsschiffe der Alliierten sabotiert worden und der wichtigste Umschlagplatz für Munition im New Yorker Hafen, Black Tom Island, zerstört worden.

In der heutigen Fortsetzung geht es um das Jahr 1917, das Jahr in dem die USA am 6. April in den Ersten Weltkrieg eintreten sollten.

Kingsland fire 1917

Aufnahme vom Feuer in der Canadian Car and Foundry Company in Kingsland, welches auf die Explosionen vom 11. Januar 1917 folgte; Aufnahme vom 12. Januar 1917 (International Film Service Inc.); über commons.wikimedia.org

Das Kingsland-Desaster

Am 11. Januar 1917 brach in der Canadian Car and Foundry Company in Kingsland (heute Lyndhurst) ein Feuer aus. Die Fabrik produzierte Munition, die für den Export nach Großbritannien und Russland bestimmt war.

Das Feuer führte zu zahlreichen Explosionen, die die Fabrik in der Folge vollständig zerstörten. Der couragierten Telefonistin Tessie McNamara gelang es, die Arbeiter in den verschiedenen Gebäuden rechtzeitig zu warnen, so dass sich alle 1400 Arbeiter in Sicherheit bringen konnten.

Ausgebrochen war das Feuer an der Werkbank eines gewissen Theodore Wozniak. Dieser war von Curt Thummel, alias Charles Thorne in die Fabrik eingeschleust worden. Dieser wiederum war auf Anweisung des deutschen Saboteurs Friedrich Hinsch Mitarbeiter der Canadian Car and Foundry Company geworden.

Alle Indizien sprechen dafür, dass die Explosion von Kingsland ebenso wir diejenige von Black-Tom-Island auf den Sabotagering um Hinsch zurückgeht, wobei die genauen Zusammenhänge wahrscheinlich für immer im Unklaren bleiben werden.

An den Anschlägen auf Black Tom/Kingsland oder zumindest an deren Vorbereitung beteiligt war auch der deutsche Agent Fred Herrmann. Auf der Genealogieseite des Herrmann‘schen Familienverbandes ist ein detailreicher Artikel über ihn zu finden, der auch seine Verbindungen zu anderen Spionen und Saboteuren sowie weitere Sabotageakte aufzeigt.

https://genealogie-herrmann.de/im-geheimdienst-seiner-majestaet/

Der Artikel enthält auch eine kleine Literaturliste, wenn Sie sich näher mit diesem spannenden Kapitel deutscher Spionagegeschichte beschäftigen möchten.

Kingsland desaster 1917

Die Ruinen der Canadian Car and Foundry Company in Kingsland, New Jersey nach der Zerstörung vom 11. Januar 1917; Aufnahme vom 13. Januar 1917 (International Film Service Inc.); über commons.wikimedia.org

Beschädigung deutscher Schiffe

Ebenfalls im Januar 1917 hatte Deutschland die Aufnahme des uneingeschränkten U-Boot-Krieges beschlossen.

Auch das berühmte Zimmermann-Telegramm war im Januar 1917 abgeschickt worden.

Darin hieß es:

Ganz geheim. Selbst entziffern.
Wir beabsichtigen, am 1. Februar uneingeschränkten U Boot Krieg zu beginnen. Es wird versucht, Amerika trotzdem neutral zu halten. Für den Fall, daß dies nicht gelingen sollte, schlagen wir Mexiko auf folgender Grundlage Bündnis vor: Gemeinsame Kriegsführung. Gemeinsamer Friedensschluß. Reichliche finanzielle Unterstützung und Einverständnis unsererseits, daß Mexiko in Texas, Neu-Mexico, Arizona früher verlorenes Gebiet zurückerobert. …

Siehe dazu den Blogartikel: Das Geheimnis des Dampfschiffes „Hobart“

In der Folge brachen die USA am 3. Februar 1917 die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland ab.

Zum Zuschauen verurteilt

Ab Ende Januar 1917 begannen die deutschen Offiziere und Mannschaften auf Anweisung aus Berlin systematisch ihre eigenen Schiffe zu sabotieren, um sie dadurch für die erwartete Übernahme und Nutzung durch die Vereinigten Staaten unbrauchbar zu machen.

Dabei wurden vor allem Maschinenteile entfernt oder zerstört.

Das geschah nicht unbemerkt, allerdings hatten die USA als (noch) neutrales Land keine Handhabe gegen die Besatzungen und mussten den Zerstörungen tatenlos zusehen:

destruction of German vessels

Headline eines Artikels über die Beschädigung deutscher Schiffe in The Sun, New York vom 8. Februar 1917; Quelle: Library of Congress, Washington D.C., loc.gov

Eingreifen konnten die Amerikaner nur, wenn dadurch Schäden in Häfen oder bei anderen verursacht wurden.

Zu weit gegangen war die Besatzung des Dampfers „Liebenfels“ der Deutschen Dampfschifffahrtsgesellschaft „Hansa“, die ihr Schiff in der Hafenzufahrt von Charleston (South Carolina) versenkt hatten. Die beteiligten acht Offiziere wurden zu je 500 $ Strafe und einem Jahr Gefängnis verurteilt.
Quelle: verschiedene Tageszeitungen, z. B. The Bamberg Herald (South Carolina) vom 15. März 1917; loc.gov

declaration of war, German ships seized

Kriegserklärung der USA an Deutschland und Beschlagnahme aller deutschen Schiffe, Titelseite von The Washington Times, 6. April 1917; Quelle: Library of Congress, loc.gov

Kriegseintritt der USA

Der Kriegseintritt der USA erfolgte am 6. April 1917.

Zu dieser Zeit lagen in amerikanischen Häfen fast einhundert Schiffe, die meisten davon in New York.

Das größte der deutschen Schiffe war die „Vaterland“. Die Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft hatte die beiden Frachtdampfer „Harburg“ und „Magdeburg“ in New York liegen.

German steamships in American ports

Liste deutscher Schiffe in den USA (Ausschnitt), The New York Herald vom 7. April 1917; Quelle: Library of Congress, loc.gov

Im New Yorker Hafen lagen die meisten Schiffe wiederum in Hoboken. Die Stadt am Hudson River gehört bereits zu New Jersey liegt aber direkt gegenüber von Manhattan. Hoboken war der wichtigste Anleger für die Transatlantikfahrt.

Einen Eindruck von Schiffen und Anlegern gibt diese Abbildung:

German ships in Hoboken

Deutsche Schiffe in Hoboken, The New York Herald vom 7. April 1917; Quelle: Library of Congress, loc.gov

Hamburg American Line Hoboken 1910

Eine Ansicht aus besseren Tagen: Anleger der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (HAPAG) in Hoboken, Postkarte, 1910; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hamburg-American_Lines_Piers_at_Hoboken.jpg

Die Beschlagnahme der Schiffe

Über die Beschlagnahme der deutschen Schiffe berichtete beispielsweise The Evening Telegram vom 6. April 1917:

… In New York Harbor alone German tonnage valued, at present rates at $ 100,000,000, was seized in the early hours, and by this afternoon 325 German officers and 1,200 men of the crews were interned on Ellis Island as the result of the swift, sure action of the neutrality squad of this port, acting under direction of Dudley Field Malone, Collector of the port.
Thirty-one vessels in all, ranging in size from the Vaterland, largest steamship afloat, to two sailing vessels, were in custody of United States officials this afternoon, while the German crews were being recorded at the detention station of Ellis Island.
…”

Die weitgehende Beschädigung der Schiffe durch ihre deutschen Mannschaften wurde auch in diesem Artikel bestätigt:

“Reports to the Treasury Department confirm statements that virtually every ship has been disabled. The extent of the damage will be determined as speedily as possible. Only six of those in New York are in condition for early use.”
The Evening Telegram, 6. April 1917 Quelle: Library of Congress, loc.gov

Die Mannschaften wurden mit Booten der amerikanischen Regierung von ihren Schiffen nach Ellis Island gebracht. Auf Teilen der Insel war ein Internierungslager für enemy aliens eingerichtet worden. Insgesamt handelte es sich um etwa 1.300 Personen.

German ships seized

Evening World, New York, Ausgabe vom 6. April 1917; Quelle: Library of Congress, loc.gov

Die relative geringe Zahl an Besatzungsmitgliedern kommt dadurch zustande, dass nach zweieinhalb Jahren Liegezeit im Hafen nur noch kleine Rumpfmannschaften auf den Schiffen verblieben waren, die zum Betrieb der Dampfer unbedingt notwendig waren.

Reparatur

Die deutschen Seeleute waren der Meinung, ihren Schiffen irreparable Schäden zugefügt zu haben.

Die amerikanischen Ingenieure der US Navy und des US Shipping Board belehrten sie jedoch eines besseren. Ihnen gelang es, die beschlagnahmten Schiffe bis Jahresende 1917, also in gut acht Monaten wieder in Fahrt zu bringen. Somit standen über 500.000 Bruttoregistertonnen zusätzlicher Schiffsraum für den Transport von Truppen und Material zur Verfügung.

Restoring to Service of 109 badly damaged ships

Artikel aus: Official U.S. Bulletin; 31. Dez. 1917; abgerufen über books.google.fr

„Harburg“ und „Magdeburg“

Die beiden Schiffe „Harburg“ und „Magdeburg“ der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft wurden wie alle deutschen Schiffe vom United States Shipping Board übernommen. Sie wurden umbenannt in „Pawnee“ (exHarburg) und „Neuse“ (exMagdeburg).

„Pawnee“ wurde 1922 an die California S.S. Co. in Panama verkauft, nicht umbenannt und 1928 in HongKong abgewrackt. „Neuse“ war bereits 1923 abgewrackt worden.
(Angaben nach Schmelzkopf, Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft, Hamburg 1888 – 1926, S. 30, Eigenverlag (Strandgut), Cuxhaven 1984)

Black Tom explosion 1916

Sabotage in New York (Teil 1)

Kaiserliche Spione, gefährliche Zigarren und eine gewaltige Explosion

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges war eine Vielzahl deutscher Schiffe in New York und anderen US-amerikanischen Häfen.

Auch die Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft (DADG) hatte zwei ihrer Frachtdampfer in New York, die ebenso wie die anderen deutschen Schiffe den Hafen nicht mehr verlassen konnten. Die British Navy hatte eine Seeblockade errichtet und wartete nur darauf, die feindlichen Schiffe als Prisen nehmen zu können.

Die beiden Schiffe der DADG waren die „Harburg“ und die „Magdeburg“. Absoluter „Star“ unter den deutschen Schiffen war jedoch die fast noch fabrikneue „Vaterland“ der HAPAG, die erst am 10. Mai 1914 ihre Jungfernfahrt von Hamburg nach New York angetreten hatte.

Mit einer Länge von 289,5 Metern und über 54.000 BRT war die „Vaterland“ 1914 das größte Schiff der Welt und setzte in vielen Merkmalen neue Maßstäbe für die Passagierdampfer auf der Atlantikfahrt.

Bleiben wir jedoch bescheidener und zunächst bei den beiden Frachtdampfern der DADG.

German vessels in USA 1915

Liste deutscher und österreichischer Schiffe in den USA; New York Herald, 14. Januar 1915; Library of Congress; Image 75 of World War history : daily records and comments as appeared in American and foreign newspapers, 1914-1926 (New York), January 12, 1915, (1915 January 12-16); loc.gov

Anmerkung: Die Liste ist unvollständig; es fehlt zum Beispiel „Magdeburg“

„Harburg“

Der Dampfer „Harburg“ lag seit 17. Juli 1914 in New York und lud Ladung für Java. Die Linie New York – Java wurde von der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft zusammen mit der DDG Hansa betrieben. Die wirtschaftliche Grundlage dafür bildete ein Vertrag mit dem Unternehmen Standard Oil über die Lieferung von Petroleum nach Niederländisch-Indien.

Am 8. Februar 1915 erregte die „Harburg“ einige Aufmerksamkeit. Das Schiff verließ seinen Liegeplatz am Ende der Arnott Street in Brooklyn und steuerte auf das offene Meer zu.

Die Abfahrt blieb nicht unbemerkt und sogleich war ein britischer Kreuzer von Fire Island in Richtung Hafen New York unterwegs.

Allerdings drehte die „Harburg“ nach Passieren der Quarantänestation wieder bei und ging in der Gravesend Bay vor Anker. In dieser Bucht im Südwesten von Brooklyn lag zu diesem Zeitpunkt bereits die „Magdeburg“.

Der New Yorker Agent der DADG, Funch, Edye Co. amüsierte sich über die Aufregung und erklärte das Manöver: Aufgrund der hohen Kaigebühren in Brooklyn hatte man sich entschlossen, die „Harburg“ in der Gravesend Bay ankern zu lassen – schlicht und einfach, um Geld zu sparen.

steamship "Harburg" 1908 Long Island

Eine ältere Aufnahme der „Harburg“ zeigt das Schiff nach einer Strandung auf Long Island am 12. Dezember 1908: Quelle: New York Daily Tribune, 13. Dez. 1908, Library of Congress, loc.gov

„Magdeburg“

Die „Magdeburg“ war auf weitaus abenteuerliche Weise nach New York gelangt. Der Dampfer unter Leitung von Kapitän Orgel war eigentlich auf dem Weg von Skandinavien nach Australien, eine Linie, auf der hauptsächlich Holz aus Norwegen und Schweden, aber auch 300 Tonnen Dynamit nach Australien transportiert wurde.

Mitte August, also nach Kriegsausbruch, hatte die „Magdeburg“ Las Palmas auf den Kanarischen Inseln erreicht und wurde hier vom deutschen Konsul angefordert, „Kaiser Wilhelm der Große“ mit Proviant und Kohlen auszustatten.

Die ganze Geschichte finden Sie hier: In der Schusslinie

Seit 8. September 1914 lag die „Magdeburg“ dann in der Bucht von Gravesend vor Anker. Ein Anlegen am Kai wurde dem Schiff wegen seiner Ladung von 300 Tonnen Dynamit nicht gestattet.

Diese Ladung Dynamit beunruhigte die Einwohner Brooklyns, die sich beschwerten, dass von dem Schiff eine Gefahr für sie ausgehen könne. Das War Department untersuchte die Angelegenheit, kam aber zu dem Schluss, dass von dem Schiff keine Gefahr ausginge.
Quelle: New York Times, So 11. Juli 1915; Image 23 of World War History : daily records and comments as appeared in American and foreign newspapers, 1914-1926 (New York), July 10, 1915, (1915 July 10-15); Library of Congress (loc.gov)

Im September 1915 fiel dann die Entscheidung, dass die „Magdeburg“ ihren Liegeplatz verlassen und weiter außerhalb ankern musste. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Kapitän Orgel krankheitsbedingt in einem Krankenhaus Brooklyns.
Quelle: The World; Mi 22. Sept. 1915; Image 85 of World War history : daily records and comments as appeared in American and foreign newspapers, 1914-1926 (New York), September 19, 1915, (1915 September 19-24); loc.gov

Schließlich wurde das Dynamit mit Erlaubnis der Reederei in Hamburg an die Du Pont Powder Company verkauft und nach Delaware transportiert.
New York Herald, 17. Okt. 1915; Image 57 of World War history; loc.gov

Den Berichten zufolge war das Dynamit durch die lange Lagerung nicht mehr funktionsfähig und wurde wiederaufbereitet.

Gefährliche Zigarren

In der Zeit, als die beiden DADG-Schiffe in New York lagen, entwickelte sich die Stadt zu einem Zentrum deutscher Spionagetätigkeit und Sabotageakte.

Dem Netzwerk gehörten zahlreiche hochgestellte Persönlichkeiten an: der deutsche Botschafter von Bernstorff, Wirtschaftsattaché Heinrich Albert, Marineattaché Karl Boy-Ed und auch Militärattaché von Papen. Die Sabotageakte selbst wurden von Spionen wie Wolf von Igel, Friedrich Hinsch oder Franz von Rintelen durchgeführt oder angeleitet.

Neben Anschlägen auf Fabriken wurden Attentate auf Schiffe durchgeführt, die Waffen, Munition oder Hilfsgüter von Amerika zu den Alliierten nach Europa transportierten. 36 Schiffe sollten davon betroffen gewesen sein.

Bei diesen Angriffen kamen sogenannte Bleistift- oder Zigarrenbomben zum Einsatz, die von dem deutschen Chemiker Dr. Walter Theodor Scheele entwickelt worden waren.

Die zigarrengroßen Bomben bestanden aus einem Bleigehäuse in dem zwei mit Flüssigkeiten gefüllte Kammern enthalten waren. Diese Flüssigkeiten waren Pikrin- und Schwefelsäure. Beide Kammern waren durch eine Kupferplatte getrennt. Nach Aktivierung der Bombe begann das Kupfer zu korrodieren und sobald beide Flüssigkeiten miteinander in Kontakt kamen, entstand eine heftige Explosion, die ihre Umgebung entzündete. Die Stärke der Kupferplatte übernahm dabei die Funktion eines Zeitzünders: dünne Platte, kurze Verzögerung, dicke Platte, lange Verzögerung.

Die kleinen Bomben konnten beim Beladen der Schiffe durch angeworbene Schauerleute unbemerkt an Bord gebracht und platziert werden.

Berichten zufolge soll sich das Bombenlabor auf dem NDL-Dampfer „Friedrich der Große“ befunden haben.

Eine Zigarrenbombe war vermutlich auch beim Anschlag auf Black Tom Island verwendet worden.

Black Tom explosion 1916

Die Explosion von Black Tom Island, Feuerlöschboote kämpfen gegen die Brände, New York Tribune, 6. August 1916; Quelle: Library of Congress, loc.gov

Die Black-Tom-Explosion

Am Sonntag, den 30. Juli 1916 erschütterte um 2:08 Uhr morgens eine erste gewaltige Explosion den Hafen von New York.

Auf der kleinen Insel Black Tom in Jersey City explodierten mehrere Munitionslager mit über 1000 Tonnen explosionsgefährlichen Stoffen, Sprengstoffen und Munition. Selbst im 130 Kilometer entfernten Philadelphia soll die Erschütterung der Explosion noch spürbar gewesen sein und die Menschen dachten an ein Erdbeben.

Wie durch ein Wunder wurden bei der Explosion nur wenige Menschen getötet (die Zahlen schwanken zwischen vier und sieben). Durch den Zeitpunkt am frühen Sonntagmorgen waren nur sehr wenige Personen im Hafen. Allerdings waren viele Gebäude beschädigt und unzählige Scheiben zerbarsten und die Polizei hatte alle Hände voll zu tun, Plünderungen zu verhindern. Auch die Freiheitsstatue wurde stark beschädigt. Seitdem kann übrigens die Fackel der Statue nicht mehr betreten werden.

Zunächst wurde die Katastrophe auf Nachlässigkeiten der Transportfirmen zurückgeführt. Mehr und mehr verdichteten sich jedoch die Anzeichen, dass deutsche Saboteure einen Anschlag verübt hatten. Die Vereinigten Staaten versorgten die Alliierten mit Waffen und Munition und dieser Nachschub sollte abgeschnitten werden.

Letztlich konnten die Urheber nie zweifelsfrei ermittelt werden. 1934 wurde der Fall vom amerikanischen Juristen John J. McCloy neu aufgerollt und Deutschland zahlte den USA von 1953 bis 1979 Entschädigungszahlungen in Höhe von 50 Millionen Dollar.

Black Tom explosion 1916

Die Black Tom Explosion zerstört das National Storage House; New York Tribune, 6. August 1916; Quelle: Library of Congress, loc.gov

Demnächst im Blog

Mit dem Anschlag auf Black Tom Island sind die deutschen Sabotageakte in New York nicht zu Ende. 1917 kommt es in New York und weiteren amerikanischen Hafenstädten zu weiteren Anschlägen.

Außerdem werden vor der Übergabe der deutschen Schiffe beim Kriegseintritt der USA in den Ersten Weltkrieg diese von ihren Mannschaften stark beschädigt und mindestens ein Schiff selbst versenkt.

Mehr dazu demnächst hier im Blog.

Black Tom explosion 1916

Ein mit Munition beladener Leichter, der vom Kai losgemacht wurde, driftet durch das Hafenbecken New Yorks, Aufnahme vom Sonntagmorgen 30.7.1916, 4:30 Uhr; New York Tribune, 6. August 1916; Quelle: Library of Congress, loc.gov

Frachtdampfer Magdeburg (1900)

Frachtdampfer „Magdeburg“ am Australiakai

Titelbild: Frachtdampfer „Magdeburg“ am Australiakai am 15. April 1905, Schwarzweiß-Aufnahme, nachträglich koloriert zur Nachstellung der schwarz-weiß-roten Schornsteinmarke, Fotograf unbekannt; Quelle: Otto Harms, Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft Hamburg, Schröder & Jeve 1933

Heute möchte ich Ihnen ein schönes Foto der „Magdeburg“ nachreichen.

Vergangene Woche hatte ich über diesen Frachtdampfer berichtet, der den deutschen Hilfskreuzer „Kaiser Wilhelm der Große“ vor der afrikanischen Küste mit Kohlen versorgt hatte und anschließend Zeuge des Gefechts mit HMS „Highflyer“ wurde: In der Schusslinie

Dabei wurde auch „Magdeburg“ durch das schlechte Zielen der Briten leicht beschädigt. Von Rio de Oro (Spanisch-Sahara) gelang es Kapitän Orgel im Anschluss sein Schiff nach New York zu steuern, wo es am 8. September 1914 eintraf.

Das Titelfoto dieses Artikels zeigt das Schiff weit vor dem Ersten Weltkrieg am Samstag, den 15. April 1905. Der Frachtdampfer lag an diesem Tag am Australiakai im Hamburger Hafen.

Die „Magdeburg“ war unter der Leitung von Kapitän Prohn auf der Linie 2 mit einer Abfahrt von Hamburg am 13. Mai 1905 vorgesehen. Die Linie 2 lief über Südafrika nach West- und Südaustralien, von dort nach Niederländisch-Indien und durch den Suezkanal wieder zurück nach Europa. Eine solche Rundreise dauerte etwa fünf Monate und es sollte bis zum 21. Oktober 1905 dauern, bis die „Magdeburg“ zurück in Hamburg war.

Magdeburg, Kapitän Prohn, 1905

Anzeige der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft am 27. April 1905 in Hamburgischer Correspondent und neue hamburgische Börsen-Halle; Quelle: europeana.eu

Im Jahr 1905 existierte der große Lagerschuppen 52 am Australiakai noch nicht. Er wurde erst in den Jahren 1909/1910 an dieser Stelle errichtet.

Der kleine Schuppen in der Bildmitte links wurde dabei abgerissen. Die Aufschrift D.A.D.G. steht für die Reederei: Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft.

Schuppen 52, Hamburger Hafen, 1911

Schuppen 52 am Australiakai im India-Hafen in der Bildmitte, Ausschnitt aus Richters Großer Plan von Hamburg, Altona-Ottensen und Wandsbek. Herausgegeben von der Verlagsanstalt und Druckerei GmbH, Hamburg, 1911. Quelle: http://www.christian-terstegge.de; dort finden Sie noch viele weitere schöne Pläne und Fotos aus der Geschichte Hamburgs

Das Gebäude ist anschließend auf dem Kleinen Grasbrook an der Ecke Werftstraße/Stillhörnerdamm wieder aufgebaut worden. Hier unterhielt die DADG ein 3900 Quadratmeter großes Werkstattgelände.

Die Reederei hätte gerne direkt am Australiakai eine Werkstatt eingerichtet, was ihr jedoch von der Hafenbehörde verwehrt wurde, die das Kai ausschließlich zum Laden/Entladen benutzt wissen wollte.

Über die Ausstattung des Werkstattgeländes gibt Harms (1933) Auskunft:

„Darauf ist ein Werkstattgebäude errichtet worden, enthaltend eine Schmiede, einen Raum für Drehbänke usw., Schlosserei, Rohr- und Zementlager, Eisenlager, Räume für die Arbeiter mit Waschraum usw. und ein Wohnhaus für zwei Familien, nebst Lager- und Kontorraum; ferner eine Ladebrücke am Kanal: Baukosten 81 700 M, außer Krahn und innerer Einrichtung, welche weitere Aufwendungen erforderten: Betriebskraft elektrisch mit Gasmotor.“

Das Schiff „Magdeburg“

Die „Magdeburg“ war ein für die Reederei charakteristischer „Zweischornsteiner“. Der Schiffstyp wurde 1897 bis 1901 bei der Flensburger Schiffbau Gesellschaft für die Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft gebaut. Die „Magdeburg“ war das siebte von insgesamt zwölf Schiffen dieser Bauart.

Über den Schiffstyp hatte ich hier berichtet: Instagram der Kaiserzeit: Ansichtskarten

Die „Magdeburg“ hatte 5154 Bruttoregistertonnen und eine Ladekapazität von 7150 Tonnen. Sie war am 20. Oktober 1900 in Dienst gestellt worden.

Frachtdampfer Magdeburg (1900)

Frachtdampfer „Magdeburg“, Aufnahme aus der Sammlung Kludas; Quelle: R. Schmelzkopf, Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft, Hamburg 1888 – 1926, Eigenverlag (Strandgut), Cuxhaven 1984

Demnächst im Blog

Ab September 1914 wird über die „Magdeburg“ in New York heftig diskutiert. Es sind vor allem die 300 Tonnen Dynamit an Bord, die den Bewohner von Brooklyn Sorge bereiten und die zu Protesten bei der Hafenbehörde führen.

Einen ganz großen Knall gibt es in New York dann Ende Juli 1916 bei der Explosion von Black Tom Island. Wollten deutsche Saboteure dadurch Waffen- und Munitionslieferungen der USA an die Alliierten verhindern?

Viele Details dazu und über das Schicksal der „Magdeburg“ nach dem Ersten Weltkrieg demnächst hier im Blog!

Kaiser Wilhelm der Große, 26. August 1914

In der Schusslinie

Titelbild:
Das Gefecht zwischen „Kaiser Wilhelm der Große“ und HMS „Highflyer“ am 26. August 1914 vor der Küste von Rio de Oro (Spanisch-Sahara); Reproduktion eines Gemäldes von Norman Wilkinson; Quelle: Library of Congress, Washigton DC; https://www.loc.gov/resource/cph.3b16660/

Die „Magdeburg“ und der Untergang des Dampfers „Kaiser Wilhelm der Große“

Der Frachtdampfer „Magdeburg“ unter Führung von Kapitän Orgel erreichte am 8. September 1914 den Hafen von New York. Der Erste Weltkrieg war bereits ausgebrochen, aber die zu diesem Zeitpunkt noch neutralen Vereinigten Staaten von Amerika boten dem Dampfschiff der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft (DADG) einen geschützten Ankerplatz.

Kapitän Orgel hatte einen aufregenden Monat hinter sich. Er berichtete der deutschsprachigen New Yorker Staats-Zeitung von seiner erlebnisreichen Fahrt, bei der er Zeuge vom Untergang des Dampfschiffes „Kaiser Wilhelm der Große“ geworden war.

„Kaiser Wilhelm der Große“ war ein Schnelldampfer des Norddeutschen Lloyd Bremen aus dem Jahr 1897. Er war einst der Stolz der Reederei und hatte knapp drei Jahre das Blaue Band für die schnellste Atlantiküberquerung inne (Nov. 1897 – Juli 1900). Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde das Schiff in Bremerhaven von der Kaiserlichen Marine übernommen, zum Hilfskreuzer umgerüstet und vor der Küste Westafrikas eingesetzt.

Kaiser Wilhelm der Große 1897

„Kaiser Wilhelm der Große“, Ansicht von Steuerbord, 1897; Library of Congress, public domain; https://www.loc.gov/resource/cph.3b16661/

Mittendrin, statt nur dabei

Die „Magdeburg“ war bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges auf einer Linienfahrt von Skandinavien nach Australien im Nordatlantik in Richtung Kanarische Inseln unterwegs.

Kapitän Orgel berichtet:

„Ich erhielt in Las Palmas Order, dem Dampfer „Kaiser Wilhelm der Große“ von meinen Bunkerkohlen abzugeben. Ich traf das Schiff am Südende der Bucht Rio de Oro an der afrikanischen Küste.“

Rio de Oro liegt im damaligen Gebiet Spanisch-Sahara; die Bucht ist bei Villa Cisneros (heute Dakhla).

„Dieser Theil der Küste gehört zu Spanien. Der „Kaiser Wilhelm der Große“ lag ganz nahe unter Land in 8 Faden Wasser. Ich schätze die Distanz vom Land auf höchstens ½ Seemeile. Im Lauf des 25. August gaben wir 600 Tonnen Kohlen und Proviant an den Hilfskreuzer ab und gingen darauf in einer Entfernung von etwa 400 Metern westlich von ihm vor Anker.“

Am Tag darauf sollte die „Magdeburg“ zwischen die Fronten geraten:

„Am 26. August Vormittags 11.30 Uhr kam ein englischer Kreuzer in Sicht und begann mit dem „Kaiser Wilhelm der Große“ durch Scheinwerfer zu signalisiren. Der Kommandant des deutschen Hilfskreuzers unterrichtete mich, daß der englische Kreuzer die Uebergabe des „Kaiser Wilhelm der Große“ verlangte. Andernfalls würde er Feuer eröffnen.“

Soviel ich weiß, hat der der deutsche Kommandant dem Engländer geantwortet: ‚Wir Deutsche ergeben uns nicht.“ Fregattenkapitän Reymann, welcher den „Kaiser Wilhelm der Große“ befehligte, theilte mir darauf mit, daß der englische Kreuzer bald Feuer eröffnen würde und er mir daher riethe, Anker auf zu gehen und aus dem Feuerbereich zu dampfen.“

„Kaiser Wilhelm der Große“ dagegen konnte den Anker nicht lichten. Kapitän Orgel erklärt warum:

Der „Kaiser Wilhelm der Große“ selber konnte nicht Anker aufgehen, da seine Maschinen erst in 2 Stunden klar sein und er erst nach weiteren sechs Stunden in allen Kesseln Dampf aufhaben konnte.“

Kein Zielwasser

Kapitän Orgel gelang es jedoch nicht, sein Schiff rechtzeitig aus der Schusslinie zu bringen:

„Während ich noch beim Ankerlichten war, fing der englische Kreuzer bereits an, zu schießen, obwohl die ‚Magdeburg‘ direkt in der Schußlinie, d. h. zwischen dem „Kaiser Wilhelm“ und dem Kreuzer lag. Die englischen Granaten schlugen rechts und links von uns ein, und ich muß sagen, daß das Zielen außerordentlich schlecht war. Sämtliche Granaten fielen zu kurz, bis schließlich eine Granate in den Bug der ‚Magdeburg‘ einschlug und große Verwüstung im Vorschiff anrichtete. Glücklicherweise befand sich zu dieser Zeit niemand von der Mannschaft in dem betreffenden Theil des Schiffes.“

Ein Zeitungsartikel aus The Brooklyn Daily Eagle, New York City vom Sonntag, 4. Oktober 1914, gibt dazu nähere Einzelheiten:

Die auf der „Magdeburg“ eingeschlagene Granate zersplitterte in drei Teile, die jedes für sich für Zerstörung auf dem Schiff sorgte. Ein Teil landete in einem Schrank mit Farben und Ölen, der glücklicherweise nicht explodierte. Ein anderer Teil schlug durch die Mannschaftsräume auf dem Vorschiff und versursachte ein Feuer, dass aber schnell gelöscht werden konnte. Ein dritter Teil schließlich sauste knapp an der Brücke vorbei und schlug in einen Ventilator ein und landete im Inneren des Schiffs.

Magdeburg Dampfschiff (1900)

„Magdeburg“ in der Gravesend Bay in Brooklyn, die gestrichelte Linie zeigt die Flugrichtung eines Geschossteils, nachdem das Schiff getroffen wurde; Foto aus The Brooklyn Daily Eagle, New York City, Sonntag, 4. Oktober 1914; Quelle: Library of Congress, Washington DC, Image 134 of World War history; https://lccn.loc.gov/2004https://lccn.loc.gov/2004540423540423

Selbst versenkt

Zurück zum Gefecht:

„Der ‚Kaiser Wilhelm der Grosse‘, der sich wie ich schon oben erwähnte, nicht rühren konnte, erwiderte das Feuer des englischen Kreuzers mit seinen drei verfügbaren Geschützen sofort. Es heißt, daß der englische Kreuzer mehrfach getroffen wurde und mehrere Todte hatte.“

Der deutsche Hilfskreuzer konnte nur die drei vorderen Geschütze einsetzen, da er mit dem Bug zu dem Kreuzer, HMS „Highflyer“, lag:
„…, she met the Britisher at a disadvantage, for she was lying bow on and could only bring her forward guns into play.” (The Brooklyn Daily Eagle, Sonntag, 4. Oktober 1914).

Offiziellen britischen Angaben zufolge gab es auf HMS „Highflyer“ einen Toten und fünf Verwundete.

„Ich lief mit der ‚Magdeburg‘ mit höchster Fahrt nach Süden und verlor beide Schiffe bald aus der Sicht. Als wir den ‚Kaiser Wilhelm‘ zuletzt sahen, hatte er eine starke Neigung nach Backbord und ich hatte den Eindruck, daß er wegsänke.“

Was Kapitän Orgel nicht mehr bezeugen konnte, können wir einer anderen Quelle entnehmen.

Nach eineinhalb Stunden Gefecht war dem Hilfskreuzer „Kaiser Wilhelm der Große“ die Munition ausgegangen. Zu diesem Zeitpunkt gab Kommandant Max Reymann den Befehl, das Schiff zu sprengen. Gleichzeitig ließ er die Rettungsboote klarmachen.

„Dann erfolgte die Sprengung, und dumpf donnerten die Explosionen durch unser schönes Schiff, das seiner Heimat im Krieg und Frieden so treue Dienste geleistet.“
Quelle: Kreuzerjagd im Ozean, Kriegstagebücher des Hilfskreuzers Kaiser Wilhelm der Große, Emil Aye, 2013, maritimepress; Zitat abgerufen über books.google.fr

Der auf „Kaiser Wilhelm der Große“ verbliebene Teil der Mannschaft konnte in drei Booten das Ufer erreichen, von dort zu einem spanischen Fort und später nach Spanien gelangen.

Lageskizze mit HMS Highflyer und Kaiser Wilhelm der Große

Lageskizze mit den Schiffen HMS „Highflyer“ (E), „Kaiser Wilhelm der Große“ (C) und „Magedeburg“ (A) und (B); The Brooklyn Daily Eagle, New York City, Sonntag, 4. Oktober 1914; Quelle: Library of Congress, Washington DC, Image 134 of World War history; https://lccn.loc.gov/2004https://lccn.loc.gov/2004540423540423

Anmerkung: „Kaiser Wilhelm der Große“ hat laut Artikeltext jedoch mit dem Bug zu HMS „Highflyer“ gelegen: „…, she met the Britisher at a disadvantage, for she was lying bow on and could only bring her forward guns into play.”

Zwei Nationen – zwei Meinungen

Weiter berichtete Kapitän Orgel der New Yorker Staats-Zeitung:

„Diese ‚Seeschlacht‘, für die, wie ich hier in New York erfahre, der Kommandant des englischen Kreuzers von seiner Admiralität besonders belobt worden ist, fand also gegen ein vor Anker liegendes und überraschtes Hilfsschiff und innerhalb neutraler Gewässer statt.“

Während die Deutschen die Briten beschuldigten, das Schiff in neutralen Gewässern angegriffen zu haben, hatten die Briten naturgemäß eine andere Sicht der Dinge.

Ihrer Meinung nach hatte das deutsche Schiff zuerst die Neutralität verletzt, weil es bereits zum zweiten Mal hier Bunkerkohlen aufgenommen hatte und länger als eine Woche an dem neutralen Ankerplatz lag, was gegen die internationalen Regularien in Kriegszeiten verstoßen hätte.

DADG-Dampfschiff Magdeburg (1900)

Dampfschiff “Magdeburg”, durch die explodierende Granate aufgerissene Stahlplatten; Foto aus The Brooklyn Daily Eagle, New York City, Sonntag, 4. Oktober 1914; Quelle: Library of Congress, Washington DC, Image 134 of World War history; https://lccn.loc.gov/2004https://lccn.loc.gov/2004540423540423

Prisen und Gefangene

„Erwähnen will ich zum Schluss noch, daß der ‚Kaiser Wilhelm der Große‘ von mehreren englischen Prisen 110 englische Kriegsgefangene an Bord hatte. Diese Leute, welche sich außerordentlich wohl auf dem deutschen Schiff gefühlt hatten, waren vor dem Feuereröffnen auf Befehl des Kommandanten des ‚Kaiser Wilhelm der Große‘ auf den längsseits liegenden Dampfer „Arukas“ gebracht. Der Dampfer „Arukas“ hatte gleichfalls dem ‚Kaiser Wilhelm der Große‘ Kohlen zugeführt.
…“

„Kaiser Wilhelm der Große“ hatte zuvor drei Schiffe versenkt und deren Besatzungen an Bord genommen. Neben den Kriegsgefangenen war auch der Teil der Mannschaft, der nicht zum Gefecht benötigt wurde, auf die Dampfer „Arukas“ und „Bethania“ gebracht worden.

Der HAPAG-Dampfer „Bethania“ hatte als drittes Schiff den Hilfskreuzer mit Kohlen versorgt. Gleichzeitig hatte er etwa 350 Mann von dessen Besatzung aufgenommen.

Anmerkung: Zwei britische Passagierschiffe, die „Galicean“ und die „Atalante“, mit einer großen Zahl an zivilen Passagieren, hatte Kommandant Reymann weiterfahren lassen, nach er sie gestoppt hatte. In dieser frühen Kriegsphase galt noch der Ehrenkodex, zwar die Schiffe zu versenken, aber Mannschaften und Passagiere zu retten. „Kaiser Wilhelm der Große“ hätte die große Zahl an Menschen dieser beiden Schiffe jedoch gar nicht aufnehmen können.

Magdeburg Dampfschiff Ventilator

Dampfschiff “Magdeburg”, durch die explodierende Granate aufgerissener Ventilator; Foto aus The Brooklyn Daily Eagle, New York City, Sonntag, 4. Oktober 1914; Quelle: Library of Congress, Washington DC, Image 134 of World War history; https://lccn.loc.gov/2004https://lccn.loc.gov/2004540423540423

Auf einem Pulverfass

Dass sich die Besatzung der „Magdeburg“ in der Schusslinie zwischen ‚Kaiser Wilhelm der Große‘ und dem britschen Kreuzer HMS ‚Highflyer‘ nicht gerade wohl gefühlt haben dürfte, leuchtet ein. Aber da war noch mehr.

Wie wir aus der Zeitung The Brooklyn Daily Eagle vom 4. Oktober 1914 erfahren, hatte die „Magdeburg“ nämlich 300 Tonnen Dynamit an Bord. Nicht auszudenken, wenn die an Bord eingeschlagene Granate oder ein Teil davon ihren Weg in den mit Dynamit beladenen Raum gefunden hätte.

Dynamit war auf DADG-Schiffen eine häufig anzutreffende Fracht. Es bestand ein Transportvertrag mit der Dynamit AG (vormals Alfred Nobel & Co) und regelmäßig wurde Dynamit nach Südafrika oder Australien verschifft. Beide Länder hatten großen Bedarf an Dynamit im Bergbau oder für Infrastrukturprojekte. Das Dynamit auf der „Magdeburg“ war für Australien bestimmt.

explosives

Quelle: Pixabay (Bildausschnitt)

Keine Prise

Eine Frage, die sich stellt, ist warum HMS „Highflyer“ nach dem Gefecht die „Magdeburg“ nicht verfolgt und als Prise genommen hat.

Die Antwort dürfte darin liegen, dass HMS „Highflyer“ von „Kaiser Wilhelm der Große“ zu stark beschädigt wurde, um die Verfolgung aufzunehmen.

„Aber ‚Highflyer‘ konnte nur langsame Fahrt machen, da eine unserer Granaten ihm ein Hauptdampfrohr zerschossen hatte. Jetzt erfuhren wir, daß ‚Highflyer‘ Tote und Verwundete zugab, mit wenig Fahrt nach Gibraltar gedampft wäre, um mindestens vier Wochen in die dortige Werft zur Reparatur zu gehen.“
Quelle: Kreuzerjagd im Ozean, Kriegstagebücher des Hilfskreuzers Kaiser Wilhelm der Große, Emil Aye, 2013, maritimepress; Zitat über books.google.fr

New York

Sowohl „Magdeburg“ als auch „Bethania“ nahmen Kurs auf New York.

Der DADG-Dampfer „Magdeburg“ erreichte den neutralen Hafen am 8. September 1914.

Das HAPAG-Schiff „Bethania“ jedoch wurde am 7. September 1914 etwa 300 Seemeilen vor Cap Hatteras (North Carolina) von dem britischen Kriegsschiff HMS „Essex“ aufgegriffen und nach Kingston in die britische Kolonie Jamaika geleitet. Die Mannschaft und die 350 aufgenommenen Mann von „Kaiser Wilhelm der Große“ kamen dort in Gefangenschaft.

German Australian Line, steamships in Hamburg

25 Jahre Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft

Ein beachtliches Jubiläum

Laudatio von Dr. Peter Stubmann

Der folgende Artikel zum 25. Jubiläum der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft erschien in der führenden Hamburger Zeitung für die Schifffahrt „Hamburgischer Correspondent und neue hamburgische Börsen-Halle“ am 18. September 1913 auf S. 33.

Der Autor ist Dr. Peter Stubmann, ein ausgewiesener Schifffahrtsexperte der damaligen Zeit. Er publizierte zahlreiche Bücher und Artikel zu den Themen Ökonomie und Seefahrt, unter anderem das Buch „Gegenwart und Zukunft der Seeschiffahrt“ (1916). Stubmann war später auch Senator in Hamburg.

Zum besseren Verständnis werde ich einige Passagen im Text kommentieren. Aber lassen wir zunächst Dr. P. Stubmann zu Wort kommen:

„Eine der für die deutsche Volkswirtschaft wichtigsten Hamburger Rhedereien, die Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft, kann am 16. September auf ein 25jähriges Bestehen zurückblicken. Der Werdegang der Linie ist geradezu typisch für die Hamburger Arbeitsweise; auf der einen Seite eine außerordentlich bedächtige und vorsichtige Ausnutzung aller derjenigen Möglichkeiten, die sich im Auf und Ab der Konjunktur boten, und andererseits eine kraftvolle Initiative, sobald die Entwicklung Australiens eine vorausschauende Investierung neuer Mittel verlangte.

Die Rhederei, die heute ihrer Tonnage nach unter den Hamburger Schiffahrtsgesellschaften an dritter Stelle steht, ist aus kleinen Anfängen heraus zu einem wichtigen Instrument nicht nur der Hamburger Schiffahrtsbeziehungen, sondern auch der deutschen Volkswirtschaft und des deutschen Außenhandels geworden.“

Die HAPAG als Platzhirsch

Die größte Hamburger Reederei war die HAPAG (Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft), an zweiter Stelle stand die Hamburg Süd (Hamburg-Südamerikanische Dampfschiffahrts-Gesellschaft), die etwa gleich viele Schiffe wie die DADG, aber eine höhere Gesamt-Tonnage hatte. In Bremen gab es ebenfalls zwei Reedereien, die größer als die DADG waren: der Norddeutsche Lloyd und die DDG Hansa. Die DADG war also im Ranking deutscher Reedereien auf dem fünften Platz.

„Indirekt verdankt sie ihre Entstehung der Einleitung deutscher Weltpolitik Mitte der achtziger Jahre. Auf die Inauguration der deutschen Kolonialpolitik durch Bismarck folgte damals bekanntlich die Einrichtung einer vom Reich subventionierten Postdampferlinie nach Ostasien und Australien. Eine Hamburger Rhederei, die in diesen Jahren eine Verbindung mit Australien unterhielt, die Australia-Sloman-Linie, stellte ihre Fahrten ein, als unter Bremer Flagge im Juli 1866 der erste Postdampfer nach Australien abfuhr. Infolge dessen regte sich sehr bald in Hamburg der Wunsch, an die Stelle der eingegangenen australischen Linie eine neue Rhederei zu setzen. Die Gründung erfolgte am 18. September 1888, und der erste Dampfer der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft konnte am 24. Juli 1889 Hamburg verlassen.“

Hausflagge, Kontorflagge, Reedereiflagge

Die Hausflagge der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft
German-Australian Steam Ship Co., house flag

Die Anfangsjahre

Der erste Dampfer war die „Elberfeld“. Dieser oder das Schwesterschiff „Barmen“ sind auf einem Plakat der DADG aus den Anfangsjahren abgebildet. Sie zeichnen sich noch durch eine zusätzliche Besegelung aus, die die Dampfmaschinen unterstützt haben: siehe Plakatwerbung

„An der Gründung waren die ersten Schiffahrtsfirmen Hamburgs, darunter die bekannte Firma F. Laeisz beteiligt. Das Aktienkapital der neuen Rhederei betrug 4 Millionen M. Der Schiffspark bestand zu Anfang aus 7 Dampfern mit zusammen 19149 Brutto-Register-Tons. Daß das neue Unternehmen in erster Linie aufgebaut war auf den Hoffnungen, die man auf die Entwickelung des deutschen Handels mit Australien gesetzt hatte, ergibt sich daraus, daß von Anfang an das Anlaufen englischer Häfen ausgeschlossen war. Ausgangshäfen waren Hamburg und Antwerpen. Die Route der Linie führte in den ersten Jahren durch den Suezkanal.“

Hauptaktionär bei der Gründung der DADG war allerdings die Hamburger Filiale der Deutschen Bank, die allein 1,5 Millionen Mark Anteile hielt. Carl Alphons Brödermann von der Fa. Sloman hatte als zweitgrößter Aktionär für 300.000 M Anteile gezeichnet.

Aufgrund der hohen Kanalgebühren für die Durchquerung des Suezkanals war die DADG bereits ab November 1891 dazu übergegangen, alle ausgehenden Fahrten über Südafrika zu leiten.

Passagierfahrt ohne Fortune

„Neben der Beförderung von Frachtgütern nahm die Rhederei die Beförderung von Zwischendeckern auf, in der Voraussetzung, daß ein so entwicklungsfähiges Land wie Australien in absehbarer Zeit auch eine erhebliche Auswanderung nach sich ziehen müsse. Diese Erwartung hat sich nicht verwirklicht; vielmehr sah sich die Rhederei im Jahre 1893 genötigt, infolge mangelnder Rentabilität die Beförderung von Passagieren gänzlich einzustellen. Als Ersatz bot sich ihr die Möglichkeit an der Hand eines größeren Kontraktes mit der Dynamit-Aktiengesellschaft im Jahre 1894 regelmäßige Fahrten nach Südafrika aufzunehmen.“

Über die anfängliche Passagierfahrt und den Vertrag mit der Dynamit AG hatte ich ebenfalls in dem bereits oben erwähnten Artikel berichtet: Plakatwerbung. Als Zwischendecker wurden Passagiere bezeichnet, die ohne Komfort in Gemeinschaftsunterkünften auf dem Zwischendeck reisten. Auf dem Weg zurück wurde das Zwischendeck wieder als Lagerraum genutzt. Die Auswanderung von Hamburg nach Australien war in der Tat stark rückläufig. Nach der Jahrhundertwende stand ein anderes Land im Fokus: Amerika. Die Auswanderung von Hamburg dorthin erreichte 1913 ihren Höhepunkt mit über 190.000 Personen.

German Australian Line, poster, 1891/1892

Plakat der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft aus dem Jahr 1891 oder 1892 (Reproduktion), eigene Sammlung

Dividende und Kapitalerhöhungen

„Die Schwierigkeiten der Anfangsjahre, die sich bis 1895 geltend machten und die Gesellschaft an der Verteilung einer Dividende bis zum Jahre 1895 verhinderten — lediglich im Jahre 1890 war eine Dividende von 5 pZt. ausgeschüttet worden, konnten endgültig überwunden werden, als mit dem Jahre 1896 eine bessere Konjunktur des gesamten Schiffahrtsgeschäftes einsetzte. Die Dividende der Gesellschaft steigerte sich bis zum Jahre 1900 auf 12 pZt., ging dann allerdings in den folgenden Jahren wieder zurück. Immerhin hat die Rhederei seinen Aktionären seitdem regelmäßig eine Dividende zukommen lassen können. In den letzten Jahren bekanntlich unter Steigerung des Dividendensatzes auf 9 pZt. (1910), 11 pZt. (1911), 14 pZt. (1912). Das Kapital der Rhederei ist im Jahr 1897 von 4 Millionen auf 6 Millionen, im Jahre 1899 auf 9 Millionen, zu Beginn des Jahres 1901 auf 12 Millionen, im Jahre 1907 auf 16 Millionen und zu Beginn des Jahres 1912 auf 20 Millionen M gesteigert worden, da die wachsenden Ansprüche des Verkehrs eine durchgreifende Verstärkung der Betriebsmittel notwendig machten.“

Die beschriebenen Schwierigkeiten der Anfangsjahre waren auf wenig geeignete Schiffe, wie die „Barmen“ und die „Elberfeld“ zurückzuführen, die bereits 1894 wieder abgestoßen wurden. Dann kam 1894 noch ein Totalverlust hinzu: Die „Erlangen“ strandete bei den Malediven. Außerdem hatte die DADG bei Passagieren und Mannschaften keinen guten Ruf (ich komme im Blog zu einem späteren Zeitpunkt darauf zurück).

In den Jahren ab der Jahrhundertwende ging es mit großen Wachstumsraten bis in das Jahr 1914, lediglich im Krisenjahr 1908 war ein deutlicher wirtschaftlicher Rückgang zu verzeichnen.

55 Dampfschiffe mit 281 000 Bruttoregistertonnen

„Die Rhederei war genötigt, nicht nur zu größeren und schnelleren, somit kostspieligeren Schiffstypen überzugehen, sondern sie mußte, um den Anforderungen der erheblich gewachsenen Handelsbeziehungen und der von ihr neu eingerichteten Linien gerecht zu werden, auch ihren Schiffspark erheblich vergrößern. Besonders die zweite Hälfte des Vierteljahrhunderts, das hinter ihr liegt, hat hier bedeutsame Fortschritte gebracht. Während im April 1901 die Flotte noch aus 24 Dampfschiffen mit 103000 Brutto-Register-Tons einschließlich der im Bau befindlichen Schiffe bestand, beträgt heute die entsprechende Zahl 55 Dampfer mit rund 281000 Brutto-Register-Tons. Die Rhederei unterhält heute eine Anzahl Linien, davon sieben von Hamburg ausgehend, mit denen sie den Verkehr zwischen Europa und Südafrika, Australien, Niederländisch-Indien, Singapore, Colombo, andererseits von nordamerikanischen Häfen der Ostküste mit Australien und Niederländisch-Indien vermittelt.“

Die Vergrößerung der Flotte und die Zunahme der Abfahrten lassen sich sehr gut an den Fahrplänen verfolgen, die ich jeder Australienfahrt der „Fürth“ vorangestellt habe. Im September/Oktober 1913 wurden erneut vier Dampfer bestellt und auch im Jahr 1914 noch deren drei, die allerdings alle nicht mehr zum Einsatz kamen.

German Australian Steam Ship Co., advertisement Hansa May 1909

Anzeige der DADG in der Zeitschrift HANSA, Mai 1909

Abruptes Ende

 „Der Erfolg, den die Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft in den ersten 25 Jahren ihres Bestehens gehabt hat, darf als bedeutender Gewinn für die Entwicklung der weltwirtschaftlichen Interessen des deutschen Reiches und vor allem auch für die Machtstellung Hamburgs verzeichnet werden. Mögen ihr gleiche Erfolge auch fernerhin zuteil werden zum Ruhme der Hamburger Flagge!“

Die Wünsche, die Dr. Peter Stubmann zum Ausdruck brachte, sollten sich jedoch nur noch kurze Zeit erfüllen. Die rasante wirtschaftliche Entwicklung wurde nicht einmal zwölf Monate nach diesem Jubiläum durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges jäh unterbrochen.

Australdampfer am Kai – Ein Foto mit sechs Dampfschiffen

Das Titelbild des Beitrags ist dem Buch von Otto Harms über die Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft entnommen. Es enthält 8 Abbildungen. Sieben der Abbildungen zeigen einzelne Schiffe der Gesellschaft, aber nur ein einziges mehrere davon.

Dieses Bild im Hamburger Hafen wurde am 25.7.1913 aufgenommen, also knapp zwei Monate vor dem Jubiläum der DADG. Ob es mit dem Jubiläum in Zusammenhang steht, ist nicht überliefert, ich kann lediglich vermuten, dass es für Werbezwecke in Zusammenhang mit dem 25. Jubiläum angefertigt worden sein könnte.

Eines der Schiffe auf dem Bild ist ein Schwesterschiff der „Fürth“. Die „Reichenbach“ befindet sich links im Vordergrund und ist daher auf dem Foto am besten zu erkennen. Gut zu sehen auch eine große Anzahl von Schuten, die die beiden Schiffe vorne links wasserseitig be- oder entladen.

Hier der Originaltext zum Bild:

6 Austral-Dampfer am und beim Australia-Kai. 25.7.1913. „Reichenbach“ „Elmshorn“ „Essen“ „Ottensen“ „Magdeburg“ „Elbing“

Demnach wären die Schiffe am Kai von vorne nach hinten die „Reichenbach“, dahinter die „Elmshorn“ und die „Essen“. Das vierte Schiff am Kai, die „Ottensen“, ist nur durch den allerobersten Teil seines Schornsteins erkennbar, ansonsten aber komplett verdeckt.

Die rechten beiden Schiffe, die „Magdeburg“ und die „Elbing“ liegen an Dalben und nicht am Kai. Für sie war am Kai schlicht kein Platz mehr.

Warum gerade diese Schiffe für die Aufnahme ausgewählt wurden, weiß ich nicht. Es handelte sich zum Zeitpunkt der Aufnahme im Jahr 1913 bei den meisten Schiffen um ältere Dampfer. Die zu dieser Zeit größten und neuesten Schiffe der Gesellschaft, die Schiffe der sogenannten „Adelaide“-Klasse sind nicht im Bild. Im Einzelnen:

„Reichenbach“, Baujahr 1906
„Elmshorn“, Baujahr 1910
„Essen“, Baujahr 1912
„Ottensen“, Baujahr 1904
„Magdeburg“, Baujahr 1900
„Elbing“, Baujahr 1898

Hier noch der Hinweis auf ein interessantes Detail auf dem Foto, das wir aus unserer heutigen bunten Medienwelt gar nicht mehr kennen: Das Bild ist eine Schwarz-Weiß-Aufnahme, die nachträglich koloriert wurde. Diese Kolorierung beschränkt sich allerdings auf die Schornsteine von fünf Schiffen, bei denen die Kamine mit einem roten und weißen Rechteck ergänzt wurden, um die Schornsteinmarke der Reederei nachzustellen. Beim sechsten, fast komplett verdeckten Schiff erhielt der Schornstein keine Kolorierung.

Frachtdampfer

Unser Dampfschiff „Fürth“ war übrigens am Tag der Fotoaufnahme, dem 25. Juli 1913, im Nordatlantik in Richtung New York unterwegs, wo es am 29. Juli am Vormittag um 9:20 Uhr eintraf. Siehe dazu auch: Im Auftrag Rockefellers

Der Laeiszhof in Hamburg

Der Laeiszhof in Hamburg, gebaut 1897/98. In diesem herrlichen Gebäude hatte die DADG auf der dritten Etage ihre Geschäftsräume. Quelle: commons.wikimedia.org; Laeiszhof (Hamburg-Altstadt).3.12405.ajb.jpg