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Frachtdampfer Magdeburg (1900)

Frachtdampfer „Magdeburg“ am Australiakai

Titelbild: Frachtdampfer „Magdeburg“ am Australiakai am 15. April 1905, Schwarzweiß-Aufnahme, nachträglich koloriert zur Nachstellung der schwarz-weiß-roten Schornsteinmarke, Fotograf unbekannt; Quelle: Otto Harms, Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft Hamburg, Schröder & Jeve 1933

Heute möchte ich Ihnen ein schönes Foto der „Magdeburg“ nachreichen.

Vergangene Woche hatte ich über diesen Frachtdampfer berichtet, der den deutschen Hilfskreuzer „Kaiser Wilhelm der Große“ vor der afrikanischen Küste mit Kohlen versorgt hatte und anschließend Zeuge des Gefechts mit HMS „Highflyer“ wurde: In der Schusslinie

Dabei wurde auch „Magdeburg“ durch das schlechte Zielen der Briten leicht beschädigt. Von Rio de Oro (Spanisch-Sahara) gelang es Kapitän Orgel im Anschluss sein Schiff nach New York zu steuern, wo es am 8. September 1914 eintraf.

Das Titelfoto dieses Artikels zeigt das Schiff weit vor dem Ersten Weltkrieg am Samstag, den 15. April 1905. Der Frachtdampfer lag an diesem Tag am Australiakai im Hamburger Hafen.

Die „Magdeburg“ war unter der Leitung von Kapitän Prohn auf der Linie 2 mit einer Abfahrt von Hamburg am 13. Mai 1905 vorgesehen. Die Linie 2 lief über Südafrika nach West- und Südaustralien, von dort nach Niederländisch-Indien und durch den Suezkanal wieder zurück nach Europa. Eine solche Rundreise dauerte etwa fünf Monate und es sollte bis zum 21. Oktober 1905 dauern, bis die „Magdeburg“ zurück in Hamburg war.

Magdeburg, Kapitän Prohn, 1905

Anzeige der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft am 27. April 1905 in Hamburgischer Correspondent und neue hamburgische Börsen-Halle; Quelle: europeana.eu

Im Jahr 1905 existierte der große Lagerschuppen 52 am Australiakai noch nicht. Er wurde erst in den Jahren 1909/1910 an dieser Stelle errichtet.

Der kleine Schuppen in der Bildmitte links wurde dabei abgerissen. Die Aufschrift D.A.D.G. steht für die Reederei: Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft.

Schuppen 52, Hamburger Hafen, 1911

Schuppen 52 am Australiakai im India-Hafen in der Bildmitte, Ausschnitt aus Richters Großer Plan von Hamburg, Altona-Ottensen und Wandsbek. Herausgegeben von der Verlagsanstalt und Druckerei GmbH, Hamburg, 1911. Quelle: http://www.christian-terstegge.de; dort finden Sie noch viele weitere schöne Pläne und Fotos aus der Geschichte Hamburgs

Das Gebäude ist anschließend auf dem Kleinen Grasbrook an der Ecke Werftstraße/Stillhörnerdamm wieder aufgebaut worden. Hier unterhielt die DADG ein 3900 Quadratmeter großes Werkstattgelände.

Die Reederei hätte gerne direkt am Australiakai eine Werkstatt eingerichtet, was ihr jedoch von der Hafenbehörde verwehrt wurde, die das Kai ausschließlich zum Laden/Entladen benutzt wissen wollte.

Über die Ausstattung des Werkstattgeländes gibt Harms (1933) Auskunft:

„Darauf ist ein Werkstattgebäude errichtet worden, enthaltend eine Schmiede, einen Raum für Drehbänke usw., Schlosserei, Rohr- und Zementlager, Eisenlager, Räume für die Arbeiter mit Waschraum usw. und ein Wohnhaus für zwei Familien, nebst Lager- und Kontorraum; ferner eine Ladebrücke am Kanal: Baukosten 81 700 M, außer Krahn und innerer Einrichtung, welche weitere Aufwendungen erforderten: Betriebskraft elektrisch mit Gasmotor.“

Das Schiff „Magdeburg“

Die „Magdeburg“ war ein für die Reederei charakteristischer „Zweischornsteiner“. Der Schiffstyp wurde 1897 bis 1901 bei der Flensburger Schiffbau Gesellschaft für die Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft gebaut. Die „Magdeburg“ war das siebte von insgesamt zwölf Schiffen dieser Bauart.

Über den Schiffstyp hatte ich hier berichtet: Instagram der Kaiserzeit: Ansichtskarten

Die „Magdeburg“ hatte 5154 Bruttoregistertonnen und eine Ladekapazität von 7150 Tonnen. Sie war am 20. Oktober 1900 in Dienst gestellt worden.

Frachtdampfer Magdeburg (1900)

Frachtdampfer „Magdeburg“, Aufnahme aus der Sammlung Kludas; Quelle: R. Schmelzkopf, Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft, Hamburg 1888 – 1926, Eigenverlag (Strandgut), Cuxhaven 1984

Demnächst im Blog

Ab September 1914 wird über die „Magdeburg“ in New York heftig diskutiert. Es sind vor allem die 300 Tonnen Dynamit an Bord, die den Bewohner von Brooklyn Sorge bereiten und die zu Protesten bei der Hafenbehörde führen.

Einen ganz großen Knall gibt es in New York dann Ende Juli 1916 bei der Explosion von Black Tom Island. Wollten deutsche Saboteure dadurch Waffen- und Munitionslieferungen der USA an die Alliierten verhindern?

Viele Details dazu und über das Schicksal der „Magdeburg“ nach dem Ersten Weltkrieg demnächst hier im Blog!

Hansahafen 1899

Im Hamburger Hansahafen

Titelbild: Hansahafen Hamburg, Ansichtskarte der Fa. Knackstedt und Näther, Lichtdruckerei, Hamburg, 1905; ungelaufen, eigene Sammlung

Gestern und heute

Nach dem langen Artikel von letzter Woche über den Maschinisten Feldhusen und seine Fahrt auf der „Varzin“ im Jahre 1914 präsentiere ich Ihnen heute in aller Kürze eine historische Ansicht aus dem Hamburger Hansahafen.

Nachdem die Ansichtskarte nur die wenig erhellende Aufschrift „Partie aus dem Hafen“ preisgibt, werden Sie sich sicher mit Recht fragen, woran man erkennen kann, dass es sich bei dem abgebildeten Ausschnitt um ein Bild aus dem Hansahafen handelt.

Nun, die Antwort ist einfach: Das gleiche Motiv wurde vorher schon von anderen Ansichtskartenverlagen genutzt, die freundlicherweise die Information hinzugefügt hatten, dass das Foto aus dem Hansahafen stammt.

Die oben abgebildete Karte ist laut Rückseitendruck aus der Serie „Luxusdruck“ der Firma Knackstedt & Näther, Lichtdruckerei, Hamburg aus dem Jahr 1905. Andere Karten mit diesem Motiv sind jedoch bereits 1899 gelaufen. Das Foto muss demnach spätestens 1899 entstanden sein.

Links außerhalb des Bildes dürfte der Bremer Kai mit den Schuppen 50 und 51 liegen. Ein Kranausleger mit Umlaufrolle ragt gerade noch in das Bild hinein.

Diese beiden Schuppen entstanden wie die Schuppen 52 und 53 am Australiakai direkt gegenüber in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts.

Der Vorstand der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft, Otto Harms, schrieb dazu:

„Der neue Schuppen ist am 21. Juli 1910 mit unserem Dampfer „Osnabrück“ in Betrieb genommen. Er ist 271 Meter lang, hat 13 000 Quadratmeter Bodenfläche, für unseren Bedarf gut eingerichtet, mit elektrischen Krähnen und allen neuen Verbesserungen. Man hat uns diesen Schuppen für die eingehenden Dampfer ziemlich regelmäßig überlassen, ebenso weitere Schuppen am Australia-Kai, um unseren Betrieb möglichst zusammen zu halten. Eine Annahmestelle für ausgehende Güter ist dort auch eingerichtet worden.“
(Otto Harms, Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft, Schröder & Jeve, Hamburg, 1933.); bei der Beschreibung handelt es sich um den Schuppen 52.

Die neue Infrastruktur verbesserte die Geschäftstätigkeit der Reederei maßgeblich. Die durchschnittliche Liegezeit der Schiffe in Hamburg verkürzte sich von vorher rund drei Wochen auf etwa nur eine Woche.

Heute stehen die Schuppen 50 bis 52 unter Denkmalschutz und sind die die letzten Lagerschuppen im Hamburger Hafen aus der Kaiserzeit.

Schuppen 52, Hamburger Hafen, 1911

Lage des Hansahafens am Kleinen Grasbrook mit den Schuppen 50 und 51 am Bremer Kai und dem Schuppen 52 am Australia-Kai (der Schuppen 53 ist noch nicht fertiggestellt); Ausschnitt aus Richters Großer Plan von Hamburg, Altona-Ottensen und Wandsbek. Herausgegeben von der Verlagsanstalt und Druckerei GmbH, Hamburg, 1911. Quelle: http://www.christian-terstegge.de; dort finden Sie noch viele weitere schöne Pläne und Fotos aus der Geschichte Hamburgs

Heute

Die Ansicht dieses Hafenbereichs hat sich heute komplett gewandelt. Der Hansahafen ist mit dem Bremer Kai und dem O’Swaldkai zwar noch vorhanden, der Indiahafen hingegen ist komplett zugeschüttet und auch der ehemalige Segelschiffhafen und der Petroleumhafen sind nur noch mit kleinen Rumpfbecken erhalten und haben viel von ihrer ursprünglichen Größe eingebüßt.

Die geplante Stadtentwicklung des Grasbrook wird das Gesicht dieses Teils des Hamburger Hafens weiter verändern.
Siehe dazu: https://www.grasbrook.de/projekt-ueberblick/

Viermastbark „Peking“ im Hansahafen

Seit 7. September 2020 ist die Viermastbark Peking zurück in ihrem Heimathafen Hamburg. Der sogenannte Flying-P-Liner liegt als neue Attraktion Hamburgs am Bremer Kai im Hansahafen.

Das Schiff wurde 1911 bei Blohm & Voss für die Reederei F. Laeisz als Frachtsegler gebaut und war auf der Salpeterfahrt nach Chile im Einsatz.

Die Salpeterfahrt rund um Kap Hoorn war eine der letzten Domänen der Segelschiffe, die auf den meisten anderen Routen bereits von Frachtdampfern verdrängt worden waren.

Alles über das außergewöhnliche Segelschiff „Peking“ und seine Geschichte erfahren Sie auf den Seiten der Peking-Freunde:
https://peking-freunde.de/index.php/die-peking/geschichte

Wenn Sie Geschichten über die Schifffahrt lieben, und davon gehe ich aus, denn sonst würden Sie nicht meinen Blog lesen, habe ich noch einen ganz besonderen Tipp für Sie.

Unter der Rubrik Fundstücke der Peking-Freunde erzählt die maritime Autorin Christine Hieber, die selbst langjährige Ausbildungsoffizierin auf der Viermastbark „Kruzenshtern“ war, fesselnde Geschichten über die Flying-P-Liner. Die „Kruzenshtern“, exPadua ist als einzige der ehemaligen Flying-P-Liner heute noch in Fahrt.

Mein persönlicher Favorit ist der Artikel über die Eisfahrt der Peking im Südsommer 1927/28:
https://peking-freunde.de/index.php/fundstuecke1/die-eisfahrt-der-peking.

Vorbeischauen lohnt sich in jedem Fall!

Der Flying-P-Liner „Peking“, Quelle: State Library of Queensland, negative no. 134677; abgerufen über trove.nla.gov.au; out of copyright

Anmerkung:
Als Flying-P-Liner wurden die sehr schnellen und sicheren Großsegler der Hamburger Reederei F. Laeisz bezeichnet. Ihre Namen hatten alle mit dem Buchstaben „P“ begonnen.
F. Laeisz war übrigens auch mit einem Aktienpaket von 125.000 Mark an der „Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft (DADG) beteiligt (Gründungskapital 4 Mio. Mark).

Deutsches Hafenmusuem

Auch sonst sollten Sie den Hansahafen im Blick behalten. Rund um die historischen Lagerschuppen 50-52, die heute bereits das Hafenmuseum Hamburg beheimaten, entsteht dort zurzeit das Deutsche Hafenmuseum.

Laut Aussage seiner Planer „eines der bedeutsamsten Museumsprojekte der Gegenwart in Deutschland“. Das Projektbudget ist auf insgesamt stolze 120 Millionen Euro veranschlagt. Sind wir gespannt, was die Verantwortlichen daraus machen!

Mehr zu den Plänen für das Deutsche Hafenmuseum auf den Seiten der Stiftung Historische Museen Hamburg:
https://shmh.de/de/deutsches-hafenmuseum

Weitere historische Ansichten

Über einen anderen Teil des Hamburger Hafens, den Strandhafen, hatte ich ebenfalls anhand einer historischen Ansichtskarte hier berichtet: Der Strandhöft im Jahr 1905

Eine historische Hafenansicht vom Steinwärder/Steinwerder finden Sie hier:
Instagram der Kaiserzeit: Ansichtskarten

Und falls Sie es lieber künstlerisch mögen:
Der Blogartikel Dampfschiff „Fürth“: Rückkehr nach Hamburg im Jahr 1925 ist mit einigen Gemälden des Hamburger Hafens aus der Zeit zwischen 1910-1940 illustriert.

Kaispeicher A, Hamburg

Hamburger Hafen, Kaispeicher A (Kaiserspeicher) mit Zeitball, 1910, Ölgemälde von John Gleich; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:John_Gleich_-_Hamburger_Hafen.jpg

Frachtdampfer "Bielefeld", DADG (1898-1914)

Instagram der Kaiserzeit: Ansichtskarten

„Sie spüren keine Erschöpfung, keinen Hunger, keinen Durst, sie hören nichts, sie sehen nichts, sie fühlen nichts; sie schreiben Ansichtskarten.“

Titelbild: Hamburg, Hafen mit Dock und Dampfschiff „Bielefeld“, Ansichtskarte (Verlag Gebr. Moehlke) ungelaufen und undatiert (zwischen 1898 und 1914), eigene Sammlung

Über Ansichtskarten

Aus heutiger Sicht kann man Ansichtskarten als die führende Social-Media-Plattform der Zeit um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert bezeichnen, das Instagram der Kaiserzeit, wenn Sie so wollen.

Millionenfach wurden Ansichtskarten mit kurzen Grüßen und einfachen Botschaften verschickt. Heute würde man dies vielleicht analoges Foto-Sharing nennen.

Auch das Sammeln der Karten war ein beliebter Zeitvertreib, der sich oft zum „Sammelsport“ auswuchs. Das klingt einfacher, als es war:

Eine wirklich ernsthaft angelegte Ansichtskarten-Sammlung darf kein einziges Exemplar enthalten, das nicht den Poststempel der Stadt oder Gegend, die sie vorstellt, trägt. Es ist also nicht viel erreicht, wenn man sich von der Verlagsfirma die schönsten und neuesten Karten kauft. Mann muss sie erst dorthin befördern, woher sie kommen sollen, und das Mittel finden, sie von dort frankirt zurückzubefördern zu lassen, denn unfrankirt nimmt die Post sie nicht an.
Kleine Mittheilungen. Die Ansichtskarte. Hamburger Nachrichten, 9. Aug. 1899

Manche Verlage haben dafür Mitarbeiter auf Weltreisen geschickt und nach Abschluss eines Karten-Abonnements erhielt der Subskribent dann frankierte Karten aus aller Herren Länder zugesandt.

Ansichtskarten-Weltreise

Anzeige der Verlagsanstalt Holub, Leipziger Tageblatt und Anzeiger, Frühausgabe, 14. Dez. 1898; Quelle: https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/351005/11

Weniger weit führte die Reise des Dr. Trömel, der sich durch die Pflicht, Karten zu schreiben, gehörig unter Druck gesetzt fühlte. Der Journalist und Schriftsteller Eugen Isolani lässt ihn sagen:

„Die dummen Ansichtskarten haben mir meine ganze sommerliche Rheinreise verdorben! Zwanzig Damen meiner Bekanntschaft sammeln Ansichtskarten, jeder mußte ich vor meiner Abreise hoch und heilig versprechen, von jedem Aussichtspunkt meiner Rheinfahrt eine Karte zu senden. Hätte ich nun einen Aussichtspunkt ausgelassen, so wäre ich von allen gemordet worden, oder hätte ich von irgendwo einigen Damen Karten gesandt und den anderen nicht, so hätten diese das Ermordungsgeschäft allein vollzogen. Viel geht ja auf solch‘ eine Karte nicht drauf, aber geistreich will man doch auch sein, und das ist in kurzen Wochen um so schwerer. Ich sage Ihnen, meine Herren, ich habe die Hälfte meiner Rheinreise mit dem Schreiben von Ansichtskarten verbraucht.“
Auszug aus: Durch die Ansichtspostkarte. Eine Geschichte aus der Funkelnagelneuzeit von Eugen Isolani, in Neue Hamburger Zeitung, 14. Okt. 1897; Quelle: europeana.eu

Über die große Menge an Karten heißt es an anderer Stelle ganz offiziell:

Eine Ansichtskarten-Statistik hat das Reichspostamt veranstaltet. Das Ergebnis übersteigt … alle Erwartungen. Obgleich die Hauptreisezeit zur Zeit der Zählung bereits vorüber war, sind in den sieben Tagen vom 9. August, 12 Uhr mittags bis 16. August, 12 Uhr mittags, im Reichspostgebiet nicht weniger als 10 128 569 Ansichtskarten aufgegeben worden, mithin im Durchschnitt täglich 1 446 930 Stück. …
Der Portbetrag für die siebentägige Gesamtmenge der Ansichtskarten stellt sich auf 483 075,32 M., für einen Tag auf 69 010,76 M. …
Könnte man die von 9. bis 16. August im Reichs-Postgebiet aufgegebenen mehr als zehn Millionen Ansichtskarten aufeinanderthürmen (etwa wie man durchlochte Blätter auf einem Eisenstab aufreiht), so würde man eine Kartensäule von 3376 Meter erhalten oder 45mal die Höhe bis über die Kaiserkrone auf dem Reichstaggebäude. …
Quelle: Volkszeitung, Berlin, 2. Dez. 1900, Kleine Chronik, S. 3; Quelle: europeana.eu

 

Das Suchtpotential der Karten war hoch und wenn sich heute Menschen darüber beschweren, dass andere ihre Zeit ständig am Smartphone verbringen, klang das 1899 nicht viel anders:

… Ihre farbenschillernde Fluth wälzt sich täglich und stündlich durch die ganze, civilisirte Welt. Bald wird sie in stillen, verlassenen Erdenwinkeln als erstes Zeichen der Civilisation überhaupt gelten. Jeden Schritt aus dem Bannkreise unserer Umgebung müssen wir mit einer Ansichtskarte bezahlen, jeden Athemzug frischer Bergluft, jeden Anblick einer Landschaft müssen wir – wie um die Götter zu versöhnen – durch eine Anzahl von Ansichtskarten uns erkaufen. Man schüttelt den Kopf, wenn man sieht, wie die Leute, kaum aus dem Coupé gestiegen, sich auf die Ansichtskarten stürzen. Sie spüren keine Erschöpfung, keinen Hunger, keinen Durst, sie hören nichts, sie sehen nichts, sie fühlen nichts; sie schreiben Ansichtskarten. ….
Kleine Mittheilungen. Die Ansichtskarte. Hamburger Nachrichten, 9. Aug. 1899

Anmerkung: mit farbenschillernd spielt der Autor auf den in den 1890er Jahren verbreiteten Photochromdruck an, einem mechanischen Flachdruckverfahren zur Nachstellung naturnaher Farben.

Eine schöne Übersicht über die Reproduktionstechniken historischer Postkarten finden Sie auf der Seite der Postkartensammlung vom GrazMuseum: https://gams.uni-graz.at/archive/objects/context:gm/methods/sdef:Context/get?mode=technik

Über den verbreiteten Lichtdruck hatte ich hier berichtet: Der Strandhöft im Jahr 1905

Admiral, DAOL

Ansichtskarte des Reichspostdampfers „Admiral“ der DOAL (Deutsche Ost-Afrika-Linie), https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Reichspostdampfer_admiral_deutsche_ost-afrika-linie_a.jpg

Passagier- und Frachtdampfer

Ein beliebtes Ansichtskartenmotiv waren natürlich auch Dampfschiffe, die die Verbindung zwischen Städten, Ländern und Kontinenten sicherstellten. Kabinenpassagiere waren dankbare Abnehmer der Karten, denn auf den Passagen war Zeit und Muse vorhanden, um mit den Liebsten in Kontakt zu bleiben.

Was für die Passagierdampfer galt, war allerdings keine Selbstverständlichkeit für reine Frachtschiffe. Hier wird die Suche schon mühseliger.

Auf der Suche nach Schiffen der Kaiserlichen Handelsmarine wird man zum Beispiel beim Norddeutschen Lloyd Bremen fündig, der selbst Postkartenhefte mit seinen Schiffen herausgab. Darunter waren neben den bekannten Passagierdampfern auch Frachtschiffe der Reederei. Dazu gehört die hier im Blog vorgestellte Karte des Frachtdampfers „Lothringen“, auf dem der Offizier Friedrich Meier gedient hatte, der uns hier im Blog ausführlich von seiner Gefangenschaft in Australien während des Ersten Weltkrieges erzählt hatte. SIEHE: Der Schiffsoffizier Friedrich Meier – ein Nachtrag zu den Tagebucheinträgen

Die Ansichtskartenverlage hingegen hatten wenig Interesse, Karten von Frachtschiffen, wie denen der Deutsche-Australischen-Dampfschiffs-Gesellschaft (DADG) anzufertigen. Wer hätte sie denn auch kaufen sollen?

Man muss daher darauf hoffen, dass sich das ein oder andere DADG-Schiff zufällig in ein Ansichtskartenmotiv „gemogelt“ hat.

Ein ideales Motiv dafür ist die sogenannte Hafenpartie, Aufnahmen, die die Betriebsamkeit in den Häfen zeigen. Nachdem Hamburg der Heimathafen der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft war, beginnen wir die Suche dort.

Allerdings lag der gewöhnliche Anlegeplatz der DADG in Hamburg am Australiakai im Indiahafen, wohin sich eher selten ein Fotograf verirrt hatte.

Da kommt es gelegen, dass ein DADG-Dampfer bei Blohm & Voss am Dock, direkt gegenüber von den Landungsbrücken, lag, als ein Fotograf Aufnahmen für neue Karten machte.

Frachtdampfer

Hamburg, Hafen mit Dock und Dampfschiff „Bielefeld“, Ansichtskarte (Verlag Gebr. Moehlke) ungelaufen und undatiert (zwischen 1898 und 1914), eigene Sammlung

Hafen mit Dock

Auf der abgebildeten Karte blickt man vom Steinwärder in Richtung Hamburg Mitte. Im Vordergrund ist ein Schwimmdock von Blohm & Voss, in dem sich ein relativ kleines Schiff befindet.

Links am Dock hat das Schiff „Bielefeld“, ein DADG-Dampfer festgemacht. Das Schiff war sicherlich ebenfalls für einen Aufenthalt im Dock vorgesehen. Die Schiffe mussten regelmäßig gereinigt und mit einem neuen Anstrich versehen werde, um Bewuchs zu entfernen, neuen zu verhindern und die stählerne Hülle der Schiffe zu schützen.

Einen typischen Aufenthalt im Dock habe ich hier im Blog für das Dampfschiff „Fürth“ beschrieben. Er ist dem Schiffstagebuch der „Fürth“ entnommen und schildert den Ablauf sehr detailliert. SIEHE Tagebuch (2): Die „Fürth“ im Trockendock

Hier Werbung für die Marke des Anstrichs, der dabei verwendet wurde:

Antifouling, Rathjen, Hamburg 1912

Anzeige für „Rathjen’s Composition“ in der Zeitschrift HANSA, Deutsche Nautische Zeitschrift, Februar 1912; Quelle: digishelf.de

Dampfschiff „Bielefeld“

Die „Bielefeld“ war ein Schiff der sog. „Meißen-Klasse“, benannt nach dem ersten in dieser Kleinserie gebauten Schiff. Das besondere Merkmal der Serie waren die beiden, eng aneinander liegenden Schornsteine, was ihr auch den Namen „Zweischornsteiner“ einbrachte.

Wie es dazu kam, erklärt Otto Harms in seinem Buch über die DADG (1933):

„Bei diesem Schiff „Meißen“, war es unmöglich, die Kessel in einer Reihe unterzubringen, wie bei dem Elf-Knoten-Schiff und es entstand die Frage, ob man bei den einendigen Kesseln, welche sich bewährt hatten, bleiben, oder aber Doppelender nehmen sollte. Auch bei Einendern wäre es möglich gewesen, mit einem Heizraum und einem Schornstein auszukommen. Wegen der Fahrt durch die Tropen erschien aber die Hauptaufgabe, luftige Heizräume zu schaffen, und so entschieden sich die Sachverständigen für Einender mit zwei Heizräumen und je zwei Kesseln, beide von vorne zu heizen. Das war auch für die Anordnung der Bunker vorteilhaft und so entstanden die zwei dünnen Schornsteine, welche damals die neuen Austral-Dampfer besonders kenntlich machten.“
Quelle: Otto Harms, Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft, Hamburg, Schröder & Jeve, Hamburg (1933).

Insgesamt zwölf Schiffe liefen nach diesem Baumuster bei der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft vom Stapel: „Meißen“, „Elbing“, „Bielefeld“, „Varzin“, „Harburg“, „Itzehoe“, „Magdeburg“, „Kiel“, „Duisburg“, „Laeisz“, „Apolda“, „Rostock“ (in der Reihenfolge ihrer Inbetriebnahme).

Sie waren nicht alle baugleich, es gab drei Bauformen mit leicht unterschiedlicher Größe (Quelle: Harms, 1933).

Von diesen zwölf Dampfern blieben vier bis in das Jahr 1914 für die DADG in Fahrt: „Elbing“, „Bielefeld“, „Varzin“ und „Harburg“. Vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges waren dies die ältesten Schiffe der Reederei.

Der Stapellauf der „Bielefeld“ erfolgte am 16. Juli 1898, gut einen Monat später kam sie für die DADG in Fahrt.

Am 30. Juli 1914 war das Schiff Kopenhagen angelaufen. Da der Kaiser-Wilhelm-Kanal, der heutige Nord-Ostsee-Kanal, gesperrt war, wurde die Ladung für Hamburg in Travemünde gelöscht.

Anschließend beorderte die Kaiserliche Marine die „Bielefeld“ nach Hamburg und ließ sie zum Sperrbrecher umbauen.

Nach dem ersten Weltkrieg musste das Schiff an Großbritannien abgeliefert werden, bevor es 1920 nach Japan verkauft und in „Kobun Maru“ umbenannt wurde.

Am 29.12. sank der Frachter auf einer Fahrt von Japan nach Singapur östlich von Schanghai. Die Mannschaft konnte das sinkende Schiff verlassen.

Quelle: Angaben über die spätere Geschichte der „Bielefeld“ nach Schmelzkopf (1984); siehe auch: https://www.wrecksite.eu/wreck.aspx?210467

Meine Ansichtskarte des Hamburger Hafens mit dem Schiff „Bielefeld“ hätte allerdings den damaligen Ansprüchen an eine wirklich ernsthaft angelegte Ansichtskarten-Sammlung nicht genügt:

Die Karte ist ungelaufen, also weder beschrieben, noch frankiert und damit nach damaligen Maßstäben eigentlich gar nichts wert. Ich hebe sie trotzdem auf.

Bielefeld, Dampfschiff, DADG Hamburg

Frachtdampfer „Bielefeld“, Quelle: R. Schmelzkopf, Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft, Hamburg 1888 – 1926, Eigenverlag (Strandgut), Cuxhaven 1984

Charakteristisches Merkmal: der Doppelschornstein mit der schwarz-weiß-roten Schornsteinmarke. Das Rot ist natürlich nur zu erahnen, es erscheint auf dem Foto dunkelgrau.

Strandkai Hamburg 1905

Der Strandhöft im Jahr 1905

Eine alte Ansicht aus dem Hamburger Hafen

Ein lieber Freund und treuer Blogleser, der historische Papiere und Postkarten sammelt, versorgt mich von Zeit zu Zeit mit alten Postkarten, von denen er weiß, dass sie zu meinem Blogthema passen.

So kann ich Ihnen heute eine Hafenpartie aus dem Hamburger Hafen präsentieren. Hergestellt wurde die Karte von Knackstedt & Näther, Lichtdruckerei, Hamburg im Jahr 1905.

Soweit die spärlichen Informationen auf der Rückseite der Karte.

Knackstedt & Näther

Wilhelm Georg Ludwig Knackstedt hatte das Unternehmen 1889 mit Hermann Gustav Näther gegründet. Näther verließ die Firma bereits in den frühen 90er Jahren, aber der Name wurde beibehalten.

Um die Jahrhundertwende erlebten Postkarten eine absolute Blüte und so sollen 1906 bei Knackstedt & Näther 290 Mitarbeiter etwa 100 Millionen Karten produziert haben. Der Exportanteil lag bei 60 %, Hauptabnehmer waren die USA.
Quelle: http://www.guestrow-history.de/knackstedt-naether

Allein in Hamburg hatte das Unternehmen drei Standorte, einen weiteren in Cuxhaven.

Der Firmeneintrag im Hamburger Adressbuch von 1905 lautet wie folgt:

Knackstedt und Näther 1905

Firmeneintrag Knackstedt & Näther, Hamburger Adressbuch, 1905; Quelle: https://agora.sub.uni-hamburg.de/

Lichtdruck

Der Lichtdruck war zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch ein gängiges Druckverfahren, wurde jedoch bald vom wirtschaftlicheren Offsetdruck abgelöst.

Einer der wenigen Orte, an dem dieses Flachdruckverfahren noch angewendet wird, ist das Druckkunst-Museum in Leipzig.

Zur Geschichte und Qualität des Lichtdrucks sagt das Leipziger Museum:

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Lichtdruck im Zuge der Erfindung der Fotografie entwickelt. Der Münchener Hoffotograf Joseph Albert brachte dieses Druckverfahren nach 1855 zur industriellen Reife. Hauptsächlich wurde der Lichtdruck für professionelle Reproduktionszwecke genutzt. Dies geschah aus gutem Grund, denn das Druckverfahren ermöglicht die Herstellung von Faksimiles, die ihrer Vorlage täuschend ähnlichsehen. Selbst Experten haben Probleme, das Original von einem Lichtdruck zu unterscheiden.
Quelle: https://www.druckkunst-museum.de/de/lichtdruck.html

Das Museum nennt den Lichtdruck daher auch die „Königin der Drucktechniken“.

Warum die Qualität so außerordentlich ist, erklären uns ebenfalls die Spezialisten aus Leipzig:

Das „Geheimnis“ des Lichtdrucks ist das sehr feine, natürliche Runzelkorn, das bei der Druckformherstellung von der Gelatineschicht gebildet wird. Es verkörpert die technologische Substanz des Verfahrens und übertrifft mit seinem Auflösungsvermögen auch elektronische Feinraster. Mit keiner anderen Technik können bis heute so feine Linien und Verläufe in allen Tonwerten in einem Druckgang hergestellt werden. Die tiefsten Schatten bleiben durchzeichnet, die Halbtöne echt, die Lichter zart bis spitz. Auch die Farbechtheit des Lichtdrucks wird von keinem anderen Druckverfahren erreicht.
Quelle: https://www.druckkunst-museum.de/de/lichtdruck.html

Der Rückseitendruck auf der abgebildeten Karte lautet Serie „Luxusdruck“. Ein Hinweis, dass Knackstedt & Näther die Karte zu einem Preis angeboten haben, der über dem Durchschnitt gelegen haben dürfte.

Über die hohen Kosten des Verfahrens und eventuell auch der so hergestellten Karten brauchen wir uns heute nicht mehr kümmern, wir können uns einfach an der historischen Ansicht erfreuen.

Strandhöft und Strand-Hafen

Die Karte zeigt den Strandhöft (links im Bild) und den Strand-Hafen (Bildmitte). Höft bezeichnet im Norddeutschen eine Landspitze, in diesem Fall die Landspitze zwischen dem Strand- und dem Grasbrook-Hafen.

Schräg links hinter dem Betrachter liegt der Kaiserspeicher mit dem Zeitball (Kaiserhöft, heute der Standort der Elbphilharmonie). Links neben dem Strandhöft ist (außerhalb des Fotos) die Einfahrt zum Grasbrook-Hafen (siehe Abbildung unten).

Strandkai 1911 Hamburg

Ausschnitt aus Richters Großer Plan von Hamburg, Altona-Ottensen und Wandsbek. Herausgegeben von der Verlagsanstalt und Druckerei GmbH, Hamburg, 1911. Quelle: http://www.christian-terstegge.de; dort finden Sie noch viele weitere schöne Pläne und Fotos aus der Geschichte Hamburgs

Rechts von dem imposanten Kopfbau am Strandhöft ist ein Schild mit der Aufschrift „Jollenführer“. Der Jollenführerdienst war ein Zubringerdienst zu den an den Duckdalben liegenden Seeschiffen. Auf der Karte ist in der Mitte ein Jollenführer zu sehen, der seine Jolle durch das Hafenbecken wriggt. Außerdem ist ein kleiner Schlepper auf dem Weg in den Strandhafen.

Am rechten Bildrand liegen einige Überseedampfer an Duckdalben. Am Schiff vorne links, einem Woermann-Dampfer können wir intensive Ladetätigkeit erkennen, einige beladene Schuten liegen längs des Dampfschiffs. Das Schiff rechts daneben dürfte ein HAPAG-Schiff sein. Viellicht gibt es einen Spezialisten unter den Lesern, der beide Schiffe identifizieren kann? Ich freue mich auf fachkundige Kommentare!

Heute ist von den Gebäuden auf der Postkarte nichts mehr erhalten, am Strandkai entstehen derzeit (2021) exklusive Wohnungen im obersten Preissegment. Aber der Blick auf den Hafen ist natürlich auch erstklassig.

Im untenstehenden Bild ist der Strandhöft ganz im Hintergrund rechts neben dem Kaiserspeicher zu sehen.

Über den auf der Turmspitze des Kaiserspeichers befindlichen Zeitball und seine Funktionsweise hatte ich in diesem Blogartikel berichtet: Tagebuch der „Fürth“ (3): Bunkern und Laden im Hamburger Hafen

Kaiserspeicher Hamburg Zeitball 1900

Hafen Hamburg, Kaiserspeicher mit Zeitball um 1900, im Hintergrund der Strandhöft; Quelle: Der Hamburger Hafen um 1900. Daguerrotypien von Franz Schmidt und Otto Kofahl, Dölling & Galitz, Hamburg 2019 (erstveröffentlicht als Mappenwerk „Hafen von Hamburg im Bild“, Otto Meissners Verlag, Hamburg 1908); https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kaiserspeicher_Hamburg_um_1900.jpg

Sultania, Hamburg 1925

Dampfschiff „Fürth“: Rückkehr nach Hamburg im Jahr 1925

Titelbild: Anzeige des Deutschen Seefrachtenkontors in den Hamburger Nachrichten vom 21. Oktober 1925; Quelle: Europeana Collections, europeana.eu

Nach elf Jahren

Am Abend des 25. April 1914 verließ der Frachtdampfer „Fürth“, ein Schiff der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft den Hamburger Hafen.

Weniger als vier Monate später war der Erste Weltkrieg ausgebrochen und das Dampfschiff vor Ceylon von der Royal Navy gekapert worden und durch die Entscheidung des Prisengerichts Colombo an die Britische Krone übereignet worden.

Seitdem war aus der „Fürth“ die „Kerman“ und später die „Sultania“ geworden und der Heimathafen war jetzt nicht mehr Hamburg, auch nicht mehr London, sondern Bombay.

Kaispeicher A, Hamburg

Hamburger Hafen, Kaispeicher A (Kaiserspeicher) mit Zeitball, 1910, Ölgemälde von John Gleich; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:John_Gleich_-_Hamburger_Hafen.jpg

Anmerkung: Zur Funktion des Zeitballs siehe: Tagebuch der „Fürth“ (3): Bunkern und Laden im Hamburger Hafen

Umso überraschender ist es, dass das Schiff, das nach dem Jahr 1920 den Indischen Ozean vermutlich nicht mehr verlassen hatte, im Herbst 1925 zu einer Fahrt nach Europa aufbrach und dabei auch im Hamburger Hafen anlegte.

Über London, Cardiff und Port Sudan sollte die „Sultania“, exFürth anschließend nach Bombay zurückkehren.

Hamburger Hafen 1910

Hamburger Hafen, 1910; Ölgemälde von Friedrich Kallmorgen; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hamburger_Hafen_1910_by_Friedrich_Kallmorgen.jpg

Reise nach Genua, Rotterdam und Hamburg

Im Frühjahr/Sommer 1925 war die „Sultania“ zunächst wieder für den Transport indischer Pilger nach Mekka eingesetzt worden.
Quelle: The Singapore Free Press and Mercantile Advertiser, 3. Juni 1925, S. 14; Digitales Zeitungsarchiv Singapur, eresources.nlb.gov.sg

Am 5. September 1925 verließ die „Sultania“ dann Bombay und lief zunächst nach Aden und anschließend durch den Suezkanal nach Genua, wo das Schiff am 3. Oktober anlegte.

Die Abfahrt von Genua ist für den 6. Oktober dokumentiert, nächster Hafen war Rotterdam mit Ankunft am 19. Oktober.

Hier wurden 16035 Sack Kopra und 7 Ballen Wolle gelöscht. Laut dieser Meldung kam die Ladung aus Colombo.

Ashby, master 1925

Frachtliste der Sultania, Scheepvaart, 22. Okt. 1925, delpher.nl

Der Makler N.V. Cargadoors- & Scheepvaartkantoor ‚Levant‘ forderte die Ladungsempfänger über eine Zeitungsanzeige auf, die Waren abzuholen.

Sultania 1925

Anzeige in Scheepvaart vom 19. Oktober 1925; Quelle: delpher.nl

Am 23. Oktober 1925 erreicht die „Sultania“ um 17.05 Cuxhaven, ehe das Schiff noch am gleichen Abend im Hamburger Hafen festmacht, genauer gesagt im Segelschiff-Hafen.

Schuppen 52, Hamburger Hafen, 1911

Schuppen 52 am Australiakai im India-Hafen in der Bildmitte, rechts davon der Hansa-Hafen und der Segelschiff-Hafen, Ausschnitt aus Richters Großer Plan von Hamburg, Altona-Ottensen und Wandsbek. Herausgegeben von der Verlagsanstalt und Druckerei GmbH, Hamburg, 1911. Quelle: http://www.christian-terstegge.de; dort finden Sie noch viele weitere schöne Pläne und Fotos aus der Geschichte Hamburgs

Eine große Menge Fracht für Hamburg kann es nicht gewesen sein, denn bereits zwei Tage später, am 25. Oktober 1925 verließ die „Sultania“ Hamburg in Richtung London.

Eine weitere Information, die aus den Anzeigen hervorgeht, ist der Name des Kapitäns: Ashby. Leider konnte ich aufgrund dieser knappen Angabe keinen Kapitän Ashby sicher zuordnen.

Hafen Hamburg 1939

Motiv aus dem Hamburger Hafen, 1939, Ölgemälde von Theodor Hummel; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Theodor_Hummel_Hamburger_Hafen.jpg

Die “Fürth” war also inkognito nach Hamburg zurückgekommen. Ob jemand im Hamburger Hafen das Schiff wiedererkannt hat, muss dahingestellt bleiben.

Nicht immer war ein aufmerksamer Beobachter vor Ort wie zum Beispiel im Sommer 1926 der Journalist der Zeitung The Daily News (Perth), der die ehemalige „Hanau“ im Hafen von Fremantle wiedererkannt hatte, aus der das Trampschiff „Ribera“ geworden war. SIEHE: Schwesterschiffe der „Fürth“: die „Hanau“

Hamburger Hafen, 1936

Hamburger Hafen, vor 1936, Ölgemälde von Hans Hartig; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hans_Hartig_Hamburger_Hafen.jpg

London und Cardiff

Die Ankunft in London ist anschließend für den 28. Oktober dokumentiert, wo die „Sultania“ etwa fünf Tage Liegezeit hatte, bevor sie am 6. November den Lizard Point passierte und am 7. November Cardiff erreichte.

Nach einer Woche, am 14. November 1925 verließ die „Sultania“ den Hafen Cardiff mit 5.500 Tonnen Treibstoffen (fuel) für Port Sudan.
Quelle: Western Mail, 16. Nov. 1925, Cardiff – Sailings (The British Newspaper Archive).

Bei den Treibstoffen dürfte es um Mineralölprodukte, wie Petroleum gehandelt haben (cased oil). Kohle scheidet aus, da sonst „coal“ angegeben wäre, wie bei den meisten anderen Schiffen in der gleichen Meldung.

Port Sudan 1910

Port Sudan, Laden und Bar der „Lorenzato Brothers“, zweier griechischer Brüder; Postkarte, gelaufen 1910; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:PortSudan_LorenzatoBrothers_1910s.jpg

Port Sudan

Der Zielhafen Port Sudan (heute Bur Sudan) liegt knapp 700 Kilometer von der Hauptstadt Khartum entfernt. Seit 1906 war die Hafenstadt mit einer Bahnlinie nach Khartum angeschlossen. Auch die Verladeeinrichtungen am Hafen waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts modernisiert worden.

Mit der Abfahrt aus Cardiff am 14. November 1925 verschwindet die „Sultania“ endgültig vom Radar der Schiffsmeldungen in europäischen Medien.

Über das wenige was aus den letzten Jahren über das Schiff bekannt ist, demnächst mehr hier im Blog.

Alfred Renz, Hafen Hamburg

Hamburger Hafen, Ölgemälde von Alfred Renz, vor 1930; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Alfred_Renz_Hamburger_Hafen.jpg

Hafen Hamburg

Barke im Hamburger Hafen, vor 1939, Ölgemälde von Heinrich Steinhagen; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Heinrich_Steinhagen_-_Barke_im_Hamburger_Hafen.Jpeg

Logbook Fürth, Page 3 (detail)

Tagebuch der „Fürth“ (3) – Bunkern und Laden im Hamburger Hafen

Reisevorbereitungen

Bildnachweis Titelbild: Logbuch des Dampfschiffes „Fürth“, Seite 3 (Ausschnitt); mit freundlicher Genehmigung des National Museums Liverpool (Merseyside Maritime Museum), Ref. B/HAR/11/4/1

Dieser Artikel setzt die Reihe Schiffstagebuch der „Fürth“ fort. Die „Fürth“ hatte im Trockendock von Blohm & Voss im Hamburger Hafen einen neuen Antifouling-Anstrich bekommen, der über Nacht trocknen konnte und die Reparatur am Heck hatte begonnen: Tagebuch (2) : Die „Fürth“ im Trockendock

Für den nächsten Tag finden wir folgende Einträge:

22. April 1914

Mittwoch d. 22. April 1914. Schönes Wetter

6.45 am               wurde das Dock zu Wasser gelassen, holten längsseit Dock 3 und machten an diesem das Schiff gut fest. Es assistierten 2 Schlepper von Blohm & Voss, Hafenlotse Matthees.

Mannschaft verrichtete Decksarbeit.

Bunkern von 1 h pm bis 2 h am 23. Apr. mit 1 Gang. Nahmen 622 Tons Kohlen über, hiervon 530 Tons in Seitenbunker und 92 Tons in‘s Lower Deck Luke 3.

Schmiede von Blohm u. Voss bei Heckreparatur. Tank 1, 2, 3, 9, 8 u. 10 voll

Wache IV Offz. Christiansen

Steuermann: R. Hoffmann

Anmerkungen:

Bunkern = Auffüllen der verschiedenen Kohlenbunker mit Kohle zum Eigenverbrauch des Schiffes; über den Kohlenverbrauch hatte ich hier berichtet: Die Sache mit der Kohle; für die Fahrt nach Australien wurden etwa 1500 Tonnen Kohle verbraucht

Gang (s.u.)

Tons = damals übliche Angabe für Tonnen

Tank: hier sind die Trinkwassertanks gemeint

Gang und Gänge

Eine „Gang“ war eine Gruppe von Stauern, die aus etwa sechs bis zehn Hafenarbeitern bestand und von einem Vorarbeiter („Stauerviz“) geleitet wurde. Die Stauer verstauten die Ladung seemännisch in den Laderäumen, das heißt, dass auch bei starkem Seegang die Ladung nicht verrutschte und die Sicherheit des Schiffes gefährdete. Pro Ladeluke arbeitete eine oder zwei Gangs/Gänge (Kapitän Richter verwendet im Logbuch die Mehrzahl Gänge).

Die schwarze Gang

Die Beladung der Schiffe mit Bunkerkohlen oder das Laden und Löschen von Kohle als Fracht übernahmen sogenannte „schwarze Gangs“. Der Name ist selbsterklärend. Die ständige Anwesenheit von Kohlenstaub machte diese Arbeit sehr schmutzig und auch gesundheitsgefährdend.

Der Name hat sich über die Dampfschiffära hinaus erhalten. In neuerer Zeit wurde und wird mit dem Begriff eine Durchsuchungseinheit des Zolls so genannnt, die einlaufende Schiffe nach Schmuggelware untersucht.

 

23. April 1914

Donnerstag d. 23. April 1914. Trockenes Wetter.

5.30 am         verholten von Dock 3 B. u. V. nach Schuppen 52, Lotse Carstens

Schlepper Emil u. Caroline.

7 h am           fest am Quai

Laden von 7 h am bis 9 h pm mit 5 Gängen

Mannschaft bei Decksarbeiten u. Räume aufklaren.

Zimmerleute u. Maler bei Heckreparatur.

Das Schiff wurde außenbords schwarz gestrichen.

füllten die Frischwassertanks auf.

Raumwache Luke 1 Kühl, L. 2 Stephan, L. 3 u. 4 Thomas, L. 5 Möller

Wache II. Offz. Nagel

 Anmerkungen:

Raumwache: beim Laden wurde den fünf Ladeluken jeweils ein wachhabendes Mannschaftsmitglied zugeteilt

 

Der Schuppen 52 am Australiakai

Der Schuppen 52 im Hamburger Indiahafen wurde 1910 fertiggestellt:

„Der neue Schuppen ist am 21. Juli 1910 mit unserem Dampfer „Osnabrück“ in Betrieb genommen. Er ist 271 Meter lang, hat 13 000 Quadratmeter Bodenfläche, für unseren Bedarf gut eingerichtet, mit elektrischen Krähnen und allen neuen Verbesserungen. Man hat uns diesen Schuppen für die eingehenden Dampfer ziemlich regelmäßig überlassen, ebenso weitere Schuppen am Australia-Kai, um unseren Betrieb möglichst zusammen zu halten. Eine Annahmestelle für ausgehende Güter ist dort auch eingerichtet worden.“
Quelle: Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft, Hamburg, Otto Harms 1933.

Der Schuppen 52 im Hamburger Hafen gehört zu den letzten erhaltenen Umschlagsorten aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Er ist heute ein Veranstaltungsort oder auf Neudeutsch eine „Eventlocation“.

 

Schuppen 52, Hamburger Hafen, 1911

Schuppen 52 am Australiakai im India-Hafen in der Bildmitte, Ausschnitt aus Richters Großer Plan von Hamburg, Altona-Ottensen und Wandsbek. Herausgegeben von der Verlagsanstalt und Druckerei GmbH, Hamburg, 1911. Quelle: http://www.christian-terstegge.de; dort finden Sie noch viele weitere schöne Pläne und Fotos aus der Geschichte Hamburgs

Das Laden der „Fürth“ wird fortgesetzt

Freitag d. 24. April 1914. Unbeständig mit Regenschauern.

Laden von 7 h am bis 9 h pm mit 5 Gängen

Raumwache Luke 1 Kühl, L. 2 Stephan, L. 4 Thomas, L.5 Möller

Die neue Mannschaft wurde angemustert.

Die Chronometer kamen an Bord zurück. (Logbucheintrag in roter Schrift)

Die rote Seitenlampe No. 2706 zurück an Bord mit Attest. (Logbucheintrag in roter Schrift)

Wache III. Offz. Wodarz

Steuermann R. Hoffmann

Anmerkungen:

Die Anmusterung der Mannschaft fand in der Regel einen Tag vor Abfahrt beim Seemannsamt Hamburg statt, so wie auch in diesem Fall. Die genauen An- und Abmusterungszeiten für die Schiffe wurden unter anderem in den Tageszeitungen unter der Rubrik Seemannsamt veröffentlicht.

Chronometer: siehe unten

Die rote Seitenlampe befindet sich an der Backbordseite des Schiffes (die linke Seite des Schiffes von hinten aus gesehen). Nur zugelassene Lampen nach der Seestraßenverordnung konnten und können verwendet werden:

„Die Positionslaternen (Seiten- und Toplaternen) jedes Schiffes müssen von einer Agentur der Deutschen Seewarte geprüft und der Kaiserlichen Verordnung sowie der Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend die Einrichtung der Positionslaternen auf Seeschiffen, entsprechend befunden sein“
Quelle: Unfallverhütungsvorschriften der See-Berufsgenossenschaft für Dampfer und Segelschiffe, §19, zitiert nach Johows Hilfsbuch für den Schiffbau (1910), Band 2 von 2, Vol. 2; abgerufen über books.google.fr

Zur Stärke dieses Lichts heißt es, dass es in dunkler Nacht bei klarer Luft auf eine Entfernung von mindestens zwei Seemeilen sichtbar ist“ (Sicherheitssignalwesen auf See, 1895, dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj298/ar298023)

Steuermann: R. Hoffmann war der erste Offizier an Bord der „Fürth“

Hafenkran Hafen Hamburg

Alter Hafenkran im Hamburger Hafen, Bild: Pixabay

Die Chronometer

An Bord der „Fürth“ befanden sich zwei Chronometer. Dies ist belegt durch eine Angabe der Reederei in der sogenannten Anzeige, einem vierseitigen Formular, das die Reederei zur Eintragung der „Fürth“ in das Schiffsregister ausgefüllt hatte: Der Bielbrief der „Fürth“ und die Eintragung ins Schiffsregister

Das Hilfsbuch für die Schiffsführung schildert, wie die Chronometer an Bord zu handhaben sind:

„Das Chronometer muß in einem guten Chronometerkasten in einem zweckentsprechend gebauten Chronometerspind aufbewahrt werden. Das Chronometerspind soll in einem heizbaren (mittschiffs und möglichst tief gelegenen) Raum untergebracht werden. Es darf nicht in der Nähe von Heizkörpern, vom Maschinenraum, Mannschaftswohnraum, Luken, Niedergängen, elektrischen Anlagen und größeren vertikalen Eisenmassen aufgestellt sein. Auch ist es kein Aufbewahrungsraum für Reservemagnete, Reserverosen oder sonstige Eisenteile. Chronometer zum Beobachten nie aus dem Spind nehmen! Es empfiehlt sich, zu allen Beobachtungen eine Beobachtungsuhr (im Nachfolgenden immer mit U bezeichnet) zu verwenden, die jedesmal mit dem Chronometer verglichen wird. Chronometer jeden Morgen zur gleichen Stunde möglichst von derselben Person aufziehen lassen! Die Führung eines von der Deutschen Seewarte herausgegebenen Chronometertagebuches ist zu empfehlen. Auf jeden Fall über Stand und Gang des Chronometers Buch führen und täglich notieren: 1. Datum, 2. Schiffsort, 3. Temperatur im Chronometerspind, 4. täglicher Gang, 5. Stand im MG-Mittag, 6. Chronometervergleiche, 7. Bemerkungen über heftige Schiffsbewegungen in schwerer See usw. Jeden Tag zuerst Extremthermometer ablesen und anschreiben, dann Chronometer vergleichen, dann Chronometer aufziehen und schließlich Extremthermometer neu einstellen. Wenn ein Chronometer stehen blieb, ist mit dem Ingangsetzen zu warten, bis die auf dem Zifferblatt angezeigte Greenwicher Zeit wieder herangekommen ist, dann gebe man dem Kasten eine leise horizontale Drehung, so daß die Unruhe wieder schwingt. Wenn Zeiger ausnahmsweise gestellt werden müssen, nur Minutenzeiger (immer rechts herum!) drehen, indem man den Glasdeckel abschraubt und den Schlüssel auf das Vierkant des Minutenzeigers setzt. Bei der Einstellung aufpassen, daß der Minutenzeiger mit dem Sekundenzeiger übereinstimmt!

Müller J., Krauß J. (1925) Chronometerkontrolle. In: Hilfsbuch für die Schiffsführung. Springer, Berlin, Heidelberg; abgerufen am 6.12.2019 unter: https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-662-40000-5_5

Der Stand des Chronometers/der Chronometer wurde täglich zur Mittagsstunde im Schiffstagebuch notiert.

Waltham Boxed Naval Chronometer 1910

Marinechronometer aus dem Jahr 1910 (Waltham Boxed Chronometer), Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Waltham_Boxed_Naval_Chronometer,_1910.jpg

(This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.)

Der Zeitball

Auf der Schiffsreise konnte das Chronometer in manchen Häfen wieder auf die exakte Zeit justiert werden, was für die Bestimmung der geografischen Länge auf hoher See wichtig ist. Die Einrichtung dafür hieß Zeitball oder „time ball“.

„In manchen Häfen wird der mittlere Mittag oder irgend eine bestimmte Zeit, durch das Fallenlassen eines Ballons signalisirt.“ Quelle: Nautische Astronomie, F. Schaub, E. Gelcich, 1878 (abgerufen über books.google.fr).

Ein bekanntes Beispiel dafür ist der „Time Ball“ auf dem Flamsted House in Greenwich (London), der genau um 13.00 Uhr fällt und mit dem die Zeit des Bordchronometers korrigiert werden konnte. Für eine Vorbereitung der Zeitmessung wird er bereits fünf Minuten vorher auf die halbe Höhe gebracht und zwei Minuten vorher auf die volle Höhe. Heute wird er nur noch für Touristen bewegt.

„The Time Ball was first used in 1833 and still operates today. Normally each day, at 12.55, the time ball rises half way up its mast. At 12.58 it rises all the way to the top. At 13.00 exactly, the ball falls, and so provides a signal to anyone who happens to be looking.“
Quelle: Royal Museums Greenwich,
http://www.rmg.co.uk/see-do/we-recommend/attractions/see-time-ball-drop

Flamsted House, Greenwich, Time ball

Das Flamsted House in Greenwich (London) mit dem Timeball, eigene Aufnahme, Februar 2019

Auf der Fahrtroute der „Fürth“ gab es Zeitbälle beispielsweise in Hamburg, Cuxhaven, Kapstadt und in den australischen Hafenstädten Sydney, Newcastle (NSW), Brisbane, Williamstown (Melbourne), Semaphore (Adelaide) und Fremantle.

Der Hamburger Zeitball wurde 1876 auf dem Kaispeicher A am Kaiserkai errichtet. Er war bis 1934 in Betrieb. An dem Standort steht heute die Elb-Philharmonie (Quelle: zeitball-hamburg.de).

Neben der Chronometerkontrolle durch Zeitbälle gab es auch astronomische Verfahren (auf der „Fürth“ zu einem späteren Zeitpunkt in Südafrika durchgeführt).

Abfahrt aus Hamburg

Nächste Woche im Blog: Letzte Vorbereitungen und „Schiff los!“: Die Abfahrt der „Fürth“ aus Hamburg am 25. April 1914.

Im Blickpunkt außerdem: der Hamburger Schlepper „Emil“ und die Seezeichen an der Elbe.

 

Copyright-Hinweis

Auf dem Logbuch ist ein © Copyright, das nach dem Zeitpunkt des Todes des Verfassers für 70 Jahre fortbesteht. Der erste Teil des Logbuches ist von Kapitän Richter, aber in großen Teilen auch von seinem ersten Offizier.

Kapitän Richter starb am 19. Februar 1917, somit sind die 70 Jahre lange abgelaufen. Jedoch ist mir für den ersten Offizier R. Hoffmann das Todesdatum nicht bekannt. Ich weise deshalb pflichtgemäß darauf hin, dass deshalb noch ein © Copyright auf dem Logbuch bestehen könnte.

Über alle Hinweise zu dem 1. Offizier R. Hoffmann bedanke ich mich herzlichst im Voraus. Bislang kann ich nur als Hinweis geben, dass er für diese Fahrt neu auf die „Fürth“ gekommen und im Sommer 1914 32 Jahre alt war: siehe Drei Mannschaftslisten der „Fürth“ aus dem Jahr 1914