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Sultania, Kapitän Waterlow

Der zweite Verkauf des Dampfschiffes „Fürth“

Aus der „Kerman“ wird das Schiff „Sultania“

Titelbild:
Registereintrag der „Sultania“, Lloyd’s Register 1920-21, Ergänzungsband (supplement); persönliche Einsichtnahme am Firmensitz in 71, Fenchurch Street, London im September 2019

1907 – 1920

Von August 1907 bis August 1914 war das Dampfschiff „Fürth“ ein Frachtdampfer der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft, Hamburg.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde das Schiff von der British Navy gekapert und nach der Entscheidung des Prisengerichts Colombo ging die „Fürth“ in das Eigentum der Britischen Krone über.

Diese wiederum verkaufte die „Fürth“ im Januar 1915 an die Anglo-Persian Oil-Company (APOC, die spätere BP), die die Bereederung (das Management) des Schiffes verschiedenen Reedereien überließ.

Darunter waren sehr renommierte Namen, wie Strick Line, Cayzer, Irvine & Co. (Clan Line) und sogar die berühmte Cunard Line.

5 Jahre bei der Anglo-Persian Oil-Company (APOC)

Im Jahr 1916 hatte die APOC das erste Tankschiff in Betrieb genommen und im Jahr 1920 bereits eine Flotte von etwa 35 Schiffen, die von einer Tochtergesellschaft, der British Tanker Company, gemanagt wurden.

Einige der Schiffe waren während des Ersten Weltkrieges von der enteigneten deutschen British Petroleum Company, einer Tochtergesellschaft der Europäische Petroleum-Union (Bremen) übernommen worden, wie zum Beispiel die „Scandinavia“. SIEHE: Die „Kerman“, exFürth in der Flotte der British Tanker Company…

Der überwiegende Teil waren jedoch Tankschiffe, die von britischen Werften neu gebaut worden waren.

Dass die „Kerman“, exFürth als eines der wenigen Nicht-Tankschiffe bis 1920 in der Flotte der APOC blieb, ist der Tatsache zu verdanken, dass die Britische Regierung beim Verkauf der Prisen, den neuen Eigentümern eine Haltefrist von fünf Jahren auferlegte. Erst dann konnten die Schiffe weiterveräußert werden.

Persian Gulf Steam Navigation Company, Bombay

Neuer Eigentümer wurde im Sommer 1920 die Persian Gulf Steam Navigation Company in Bombay.

Das war nicht ungewöhnlich, denn zahlreiche Reedereien außerhalb Europas kauften regelmäßige gebrauchte Schiffe europäischer Schifffahrtsunternehmen, für die die alten Schiffe unrentabel geworden waren.

Die Persian Gulf Steam Navigation Company nannte das Dampfschiff „Kerman“, exFürth fortan „Sultania“.

Namensgeber dürfte die iranische Stadt Soltaniyeh gewesen sein, latinisiert Soltania oder Sultania geschrieben.

Kerman, exFürth, now named Sultania

Registereintrag der „Kerman“, Now named „Sultania“ in Lloyd’s Register 1920-21, Teil 1; persönliche Einsichtnahme am Firmensitz in 71, Fenchurch Street, London im September 2019

Dampfschiff Fürth

Registereintrag der „Kerman“, Now named „Sultania“ in Lloyd’s Register 1920-21, Teil 2; persönliche Einsichtnahme am Firmensitz in 71, Fenchurch Street, London im September 2019

Anmerkungen zum Registereintrag der „Kerman“
Now named „Sultania“:

Wenn man sich durch die von Lloyd’s Register verwendeten Abkürzungen durchgearbeitet hat, geben die Einträge in zahlreiche Details preis:

Die „Kerman“, exFürth war mittlerweile mit Telegraphie ausgestattet worden. Der Eintrag „Wireless“ belegt das; er erschien erstmals in der Ausgabe 1919-20 von Lloyd’s Register.

In der unteren Abbildung ist der neue Eigentümer eingetragen: Persian Gulf Stm.Nav.Co.Ld.

Die letzte Revision des Schiffes durch Lloyd’s Register ist mit 6,20 eingetragen (Stempeleintrag im oberen Bild unten rechts), im Nachtrag zu Lloyd’s Register (siehe Abbildung unten) dann 7,20.

Eventuell hat im Juli 1920 nach dem Verkauf eine erneute Revision des Schiffes stattgefunden, vielleicht auch eine Überholung. Durchgeführt wurde die Revision im Juni in Glasgow (Gls), im Juli dagegen in Newcastle (Nwc).

Sultania, Kapitän Waterlow

Registereintrag der „Sultania“, Lloyd’s Register 1920-21, Ergänzungsband (supplement); persönliche Einsichtnahme am Firmensitz in 71, Fenchurch Street, London im September 2019

Als Registerhafen der „Sultania“ wird weiterhin London geführt, erst ab der Ausgabe 1922-23 von Lloyd’s Register ist der Eintrag auf Bombay geändert worden.

Die offizielle Registernummer des Schiffes 136777 blieb bei der Namensänderung erhalten; auch das Unterscheidungssignal JHTK blieb gleich, denn Bombay lag in Britisch Indien und damit im Commonwealth.

In der unteren Abbildung zeigt der Eintrag ssBkn.No.3-11,18 die lange Liegezeit der „Kerman“ in Birkenhead (Bkn) von März bis November 1918 nach dem Torpedotreffer im Februar 1918 (3-11,18). SIEHE: Die „Kerman“, exFürth wird torpediert und Die „Kerman“, ex Fürth bei Cayzer, Irvine und Co. (Clan Line)

Steam Ship Fürth

Die „Sultania“, exKerman, exFürth in Port Said im September 1925. Das Copyright © liegt beim National Maritime Museum, Greenwich, London.

Über die Fahrten der „Sultania“ und den neuen Eigentümer demnächst mehr hier im Blog.

Kapitän Waterlow

Als Kapitän der „Sultania“ wird weiterhin AHM Waterlow geführt. Ich hatte ihn ausführlich vorgestellt: AHM Waterlow, der Kapitän der „Kerman“, exFürth

Waterlow hatte die „Kerman“ bereits unter etwas mysteriösen Umständen während der ersten Fahrt im Jahr 1915 übernommen und bis 1920 als verantwortlicher Schiffsführer geleitet.

Eventuell hat Cayzer, Irvine & Co. ihn gebeten, auch noch die Überführung des Schiffes nach Bombay durchzuführen. Spätestens danach dürfte er durch einen neuen Kapitän ersetzt worden sein.

Über den weiteren Lebenslauf AHM Waterlows ist nur wenig bekannt. Ab 1921 lebte Waterlow in einem Vorort von Montreal in Kanada.

Montreal, Canada 1910

New Windsor Hotel, Montreal, Kanada; Postkarte, 1910; Quelle: Library of Congress, https://www.loc.gov/item/rbcmiller002884/

Ab 1923 finden wir ihn in einem Adressverzeichnis von St. Lambert:

Waterlow A H M (capt) 41 Alexandra av

Quelle: Lovell’s Montreal Directory 1923-1924; Places in the neighborhood of Montreal outside city limits, St. Lambert, Bibliotèque et Archives nationales du Québec; numerique.banq.qc.ca

Im Januar 1923 reiste er mit dem Schiff „President van Buren“ von New York nach Plymouth. Dort kam er am 4. Februar 1923 an. Interessant ist die von ihm angegebene Adresse in England:

Japp Hatch, 1 St Mary Axe, London

Japp, Hatch & Co. mit Sitz in Liverpool und London war Reeder, Schiffsmakler und Kohlenexporteur (Brokers for Building, Sale, Purchase & Chartering of Steamers, also Coal Exporters). Die Geschäftsführer waren Frank V. Japp, Thomas Hatch, Oliver Hatch und W. Neilson Bicket.

Frank V. Japp wiederum war einer der Vorstände der Frank C. Strick Ltd., dem Unternehmen, für das Waterlow seit etwa 1907 als Offizier und Kapitän gearbeitet hatte.

Gut möglich, dass Waterlow für Japp, Hatch & Co und vielleicht auch für Frank C. Strick als Agent oder in anderer Funktion in Kanada arbeitete. Einen Beleg dafür konnte ich nicht finden.

Bis 1930 unternahm Waterlow weitere Reisen zwischen Nordamerika und England, zuletzt von Liverpool nach St. John, dort ankommend am 2. März als Passagier 3. Klasse mit der Angabe, in Kanada bleiben zu wollen (intending to stay in Canada, address St. Lambert PQ).

Alfred Hubert Morgan Waterlow (geb. am 2.9.1883 in Paris) starb im Alter von 60 Jahren in Montreal/Kanada.

Quellen:
Angaben zu AHM Waterlow nach: jaggers-heritage.com ergänzt durch eigene Recherchen. Adressen und Geschäftsführer von Japp, Hatch & Co. stammen von einem Briefbogen aus dem Firmenarchiv des Unternehmens Worms & Cie (wormsetcie.com). Die Vorstände von Frank C. Strick sind entnommen aus: Report on Cooperation in American Export Trade (in two parts), 1916, Federal Trade Commission (Washington, Government Printing Office), abgerufen über books.google.fr

Buenos Aires, docks and grain elevators 1913

Weizen aus Südamerika – die letzte Fahrt der „Kerman“, exFürth

In Port Talbot, Argentinien, Hull und Ipswich

Titelbild:
Hafen Buenos Aires mit Getreidesilos (grain elevators), Stereoskopkarte, 1913, Quelle: Library of Congress, Washington DC, https://www.loc.gov/item/2019630117/

Die Cunard Line hatte die „Kerman“, exFürth auf einer geplanten Fahrt von London nach New York nicht eingesetzt und es vermutlich an einen Schiffsmakler weitervermittelt, der Bedarf an Schiffsraum hatte. SIEHE dazu den Blogartikel: Die „Kerman“, exFürth bei einer der bekanntesten Reedereien der Welt: Cunard Line

Am 16. Januar 1920 war die „Kerman“, exFürth daher aus London in Ballast in Port Talbot (Wales) angekommen.

Von dort lief der Frachtdampfer dann mit einer Ladung Kohlen nach Gibraltar.

Anschließend ging die Fahrt über den Atlantik nach Argentinien, wo die „Kerman“, exFürth eine Ladung Weizen aufnahm und damit nach Hull und Ipswich fuhr.

Es sollte die letzte Fahrt der „Kerman“, exFürth werden …

Port Talbot, about 1900

Port Talbot, Docks in den frühen 1900er Jahren; mit freundlicher Genehmigung des Rechteinhabers (SWANSEA AND PORT TALBOT DOCKS HISTORY), http://www.swanseadocks.co.uk/

Häfen in Südwales

Südwales produzierte und exportierte Anfang des 20. Jahrhunderts eine gewaltige Menge Kohle. In der Folge waren die Häfen oft überlastet und das erklärt, dass in geringem Abstand viele Hafenanlagen errichtet und erweitert wurden: Newport, Cardiff, Penarth, Barry, Port Talbot und Swansea. Sechs Häfen, die gerade einmal 50 englische Meilen (80 Km) voneinander entfernt liegen (von Newport im Osten nach Swansea im Westen).

Bis auf die Penarth Docks, die 1963 für den Frachtverkehr geschlossen wurden, sind die anderen Häfen auch heute noch aktiv, wenngleich auch in bescheidenerem Rahmen. Sie sind als South Wales Ports in den Associated British Ports zusammengeschlossen.

lock gates Port Talbot about 1890

Port Talbot, Bau der äußeren Schleusentore, 1890er Jahre; mit freundlicher Genehmigung des Rechteinhabers (SWANSEA AND PORT TALBOT DOCKS HISTORY), http://www.swanseadocks.co.uk/

Der Hafen Port Talbot

An der Mündung des Flusses Afan existierte seit dem 17. Jahrhundert ein Kohlehafen, der sich durch den Anschluss von Bahngleisen zu den Kohlebergwerken rasch vergrößerte.

Der Bau von Docks begann dann 1836 durch die Port Talbot Dock Company. Erweiterungen folgten 1874 und 1898, wobei weitere Bergwerke durch Bahnen angeschlossen wurden.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden in Port Talbot große Stahlwerke. Bis heute (2021) dominieren die Port Talbot Steelworks, eines der größten Stahlwerke Europas, das Stadtbild.

Die Stahlproduktion führte zu einem raschen Anstieg des Erzimports und zu einem weiteren Ausbau des Hafens. Heute ist Port Talbot einer der wenigen Häfens Großbritanniens, der Schiffe mit 170.000 dwt (deadweight tonnage), also wirklich große Massengutfrachter, aufnehmen kann.

Port talbot, docks in construction

Port Talbot, Bau der Docks in den 1890er Jahren; mit freundlicher Genehmigung des Rechteinhabers (SWANSEA AND PORT TALBOT DOCKS HISTORY), http://www.swanseadocks.co.uk/

Der Makler D. Jenkins und die Lysberg Ltd.

Zeitungsmeldungen der Western Mail, Cardiff nennen bei der Abfahrt der „Kerman“, exFürth aus Talbot zwei Unternehmen: den Makler D. Jenkins und die Exportgesellschaft Lysberg Ltd.

Jenkins

ENTERED OUTWARDS – Jan. 19.

Gibraltar, Kerman, B (Waterlow), D. Jenkins

Western Mail, 20. Jan. 1920; Quelle: The British Newspaper Archive

In Lloyd’s Register of Shipping, Band 2 (Ausgabe 1910) wird die Firma D. Jenkins & Sons als Abonnent aufgelistet.

PORT TALBOT, WALES
…1898 Jenkins D., & Sons, Shipbrokers and Commission Agents.

Das Abonnement des Lloyd‘s Registers bestand also seit 1898 und die Geschäftstätigkeit war die eines Schiffsmaklers und Kommissionärs.

Anderen Zeitungsmeldungen zufolge war D. Jenkins & Sons im Kohleexport auf das europäische Festland aktiv.

Mehr konnte ich leider nicht über das Unternehmen D. Jenkins & Sons herausfinden.

Port Talbot about 1900

Port Talbot, Stadt und Hafen um 1900; mit freundlicher Genehmigung des Rechteinhabers (SWANSEA AND PORT TALBOT DOCKS HISTORY), http://www.swanseadocks.co.uk/

Lysberg Ltd.

Mehr ist über Lysberg Ltd. bekannt: Die 1908 gegründete Lysberg Ltd. war ein führendes Unternehmen für den Export walisischer Kohle nach Frankreich und Spanien.

Im Gegenzug wurde aus Frankreich Grubenholz (pitwood) nach Wales geliefert. Die regelmäßige Versorgung der walisischen Bergwerke mit Holz sicherte vor allem im Ersten Weltkrieg den regelmäßigen Betrieb der Gruben.

Lysberg war Lieferant der französischen Marine und im Ersten Weltkrieg sicherte Lysberg die Versorgung von Kohlenstationen an den Atlantik- und Mittelmeerküsten der Iberischen Halbinsel.

Vorsitzender der Lysberg Ltd. war Lord Rhondda, eigentlich David Alfred Thomas, Politiker und Großindustrieller, der mehrere Kohlebergwerke in Südwales besaß. Hauptsitz des Unternehmens war Cardiff. Filialen existierten in Port Talbot, Swansea, Newport, London, Newcastle und Glasgow.

Die Exportmeldung vom 5. Februar 1920 in der Western Mail (Cardiff) weist aus, dass die „Kerman“, ex Fürth 4783 Tonnen Kohle nach Gibraltar transportierte:


PORT TALBOT.

EXPORTS.-Feb. 4

Gibraltar, Kerman, 4,783 coal, Lysberg (Ltd.)

Von Gibraltar fuhr die „Kerman“, exFürth dann nach Argentinien.

Dank

Die Angaben über die Lysberg Ltd. beruhen auf einer schriftlichen Mitteilung des Vereins SWANSEA AND PORT TALBOT DOCKS HISTORY. Bei diesem bedanke mich ebenfalls für die Genehmigung, historische Aufnahmen von Port Talbot in meinem Blog verwenden zu dürfen.

Die Seite wird ehrenamtlich von ehemaligen Angestellten der Hafenanlagen betrieben. Schauen Sie doch einmal vorbei! http://www.swanseadocks.co.uk/

Buenos Aires map 1888

Situationsplan von Buenos Ayres 1888; Meyers Konversationslexikon über commons.wikimedia.org

Buenos Aires

Buenos Aires (Buenos Ayres in der alten Schreibweise) war seit 1880 die Hauptstadt Argentiniens und Ende des 19. Jahrhunderts die größte Stadt Südamerikas. Vor dem Ersten Weltkrieg hatte Buenos Aires über 1,5 Millionen Einwohner. In den zwanzig Jahren davor hatte sich die Einwohnerzahl durch die Einwanderung aus Europa, vor allem aus Italien, mehr als verdoppelt.

Als erste Stadt Südamerikas erhielt Buenos Aires bereits im Jahr 1913 eine U-Bahn.

Buenos Aires war und ist der wichtigste Hafen Argentiniens. Während der Belle Epoque erfuhren die Exporte Argentiniens ein immenses Wachstum. Auch während des Ersten Weltkriegs war die Nachfrage aus den Ländern der Alliierten äußerst hoch. Der Export in das Deutsche Kaiserreich brach dagegen ein.

Wichtigste Exportprodukte waren Weizen, Wolle, gefrorenes Rindfleisch, Mais, Häute (gesalzen und getrocknet), Leinsaat (Leinsamen), Hafer und Talk.

Quelle: Why die Argentina become a super-exporter of agricultural and food products during the Belle Epoque (1880-1929)? – European Historical Economies Society, Working Papers, no. 107 (2017); http://www.ehes.org.

Argentina about 1900

Karte von Argentinien (Ausschnitt), frühes 20. Jahrhundert, Project Gutenberg; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:MAP_OF_ARGENTINA_AND_ADJOINING_STATES-UK-1900s-PG-40069.jpg; wichtige Häfen zur Verdeutlichung ergänzt

Rosario

Spätere Zeitungsmeldungen von The Scotsman (7. und 17. Mai 1920) weisen darauf hin, dass die „Kerman“, exFürth den Rio Paraná von Buenos Aires bis Rosario hinaufgefahren ist. Die Stadt war und ist für Seeschiffe erreichbar und hatte 1920 um die 300.000 Einwohner.

Zur Unterscheidung anderer Ort namens Rosario, ist der Name vollständig Rosario de Santa Fe nach der argentinischen Provinz Santa Fe.

Encyclopedia Britannica 1911 beschreibt die Stadt unter anderem wie folgt:

The city is chiefly commercial, being the shipping port for a large part of northern Argentina, among its exports being wheat, flour, baled hay, linseed, Indian corn, sugar, rum, cattle, hides, meats, wool, quebracho extract, &c.

Anmerkung: Quebracho ist ein Hartholz.

Der Hafen war zu Beginn des 20. Jahrhunderts von einer französischen Firma gut ausgebaut worden:

Since 1902 work has been in progress under a contract with a French company for the construction of 12,697 ft- of quays, 23 m. of railway tracks along the quays to connect with the several railways entering the city, drawbridges, roadways, sheds, depots, elevator, offices, electric plant, fixed and movable cranes, and other appliances, &c., for the handling of produce and merchandise.
(gleiche Quelle)

Rosario erfuhr nach dem Ersten Weltkrieg einen starken Zuwachs durch europäische Einwanderer.

Rosario, Argentina, 1903

Rosario, Mercado Sud in der Straße San Martin, um 1903, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mercado_del_Sud_(postal_MA).jpg

Von Buenos Aires nach Großbritannien

Die Abfahrt der „Kerman“, exFürth von Buenos Aires war am 8. April 1920 (Shields Daily News von Montag, dem 12. April 1920). Der Zielhafen stand bereits fest, es war Ipswich.

FOREIGN SAILINGS.

Buenos Ayres, April 8

Kerman, Ipswich;

Dass der Zielhafen bei der Abfahrt feststand, war keine Selbstverständlichkeit, denn Weizen wurde oft erst während der Schiffsreise verkauft und der Zielhafen später festgelegt. Das hatten wir auf einer Fahrt der „Fürth“ von Australien gesehen. Kapitän Richter war erst auf Teneriffa informiert worden, dass er seine Ladung in Shields (Newcastle-on-Tyne) löschen sollte. SIEHE: 6000 t Weizen für England

Auch diesmal gab es einen Zwischenstopp auf den Kanarischen Inseln. Die Weiterfahrt der „Kerman“, exFürth von Las Palmas (Cran Canaria) ist für den 27. April 1920 belegt (Shields Daily News, 30. April 1920).

Hull und Ipswich

Laut Zeitungsmeldungen in The Scotsman, Edinburgh kam die Kerman, exFürth am 5. Mai 1920 in Hull an und acht Tage später, am 13. Mai in Ipswich.

Ärger in Hull (Kingston-upon-Hull)

Die Stadt liegt an der Mündung des Hull River in den großen Mündungstrichter (Ästuar) Humber. Der Hafen hatte durch den Walfang und die Emigration nach Nordamerika große Bedeutung erlangt.

Ein Seemann der „Kerman“, exFürth machte nach der Ankunft in Hull Ärger und griff einen Polizisten an. James Smith musste für seine Trunkenheit sieben Schilling und sechs Pennies bezahlen. Weitaus teurer für ihn war, dass er dem Polizisten eins auf Auge gab. Die Strafe dafür: zwei Guineen.

Eine Guinee waren ein Pfund und ein Schilling, also 21 Schilling. Das machte eine Strafe von zusammen 49 Schilling und sechs Pennies oder anders ausgedrückt von knapp zweieinhalb Pfund.

Seinen Verdienst kennen wir nicht, er dürfte so um 10-12 Pfund pro Monat gelegen haben.

Hier die Meldung im Original:

Assault on the Police.—James Smith, seaman, of the s.s. Kerman lying in the Alexandra Dock, was charged with being drunk in St. John’s-street and assaulting P.C. Bell in Alfred Gelder-street. The officer stated that Smith was violent and hit him in the eye, saying “ going to have a go for it.“ The assistance of two civilians had to be obtained while P.C. Bell put the “snaps“ on the prisoner. – For being drunk Smith was fined 7s 6d and for the assault two guineas.
Hull Daily Mail, Do 6.
Mai 1920; Quelle: British Newspaper Archive.

Hull, map

Plan von Hull von A. Fullarton & Co. (1866); Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hull1866.jpg

Löschen in Ipswich

Laut zwei Importmeldungen ist der Weizen der „Kerman“, exFürth allerdings erst in Ipswich gelöscht worden.

Ipswich liegt 220 Seemeilen südlich von Hull am Unterlauf des River Orwell etwa 19 Kilometer von der offenen See entfernt.

Vor dem Ersten Weltkrieg war der Weizen auf der „Fürth“ noch in Säcken transportiert worden. Das war jetzt bereits Geschichte und der Umschlag erfolgte als Schüttgut über Getreidesilos (grain elevators).

Die importierte Menge wird mit 4600 Tonnen angegeben, die zu einem Preis von 94 Shilling gehandelt wurden.

FLOATING GRAIN CARGOES.

London (the Baltic), Friday.
WHEAT. – Government allocations have been on a freer scale at the established rates, and business has been recorded in La Plata, per Orange River, and a part cargo of 2,000 tons, per Aylesbury, at 94 s; to Ipswich 5,000 tons per Gundomar, and 4,600 tons, per Kerman, were dealt in at the same price; …
Belfast News-Letter, 17. April 1920; Quelle: British Newspaper Archive.

Der Vollständigkeit halber sei noch eine letzte Zeitungsmeldung über die „Kerman“ erwähnt:

Verwirrend finde ich die Meldung aus der Hull Daily Mail vom 13. Mai. Demnach wäre die „Kerman“ am 13. Mai morgens in Hull angekommen. Die gleiche Zeitung hatte allerdings bereits eine Woche früher über den betrunkenen Matrosen berichtet, der mit der „Kerman“ angekommen war.

HULL SHIPPING.

ALEXANDRA DOCK.
ARRIVAL, May 13th (a.m. tide).
Kerman s, Ipswich, grain.
Hull Daily Mail, 13. Mai 1920, Quelle: British Newspaper Archive.

Demnächst im Blog

Mit dieser Fahrt von Argentinien an die englische Ostküste endet die kurze Geschichte des Schiffes „Kerman“ und die exFürth wird ein weiteres Mal verkauft und erneut umbenannt werden.

Mehr darüber in Kürze hier im Blog.

Schwebefähre Buenos Aires

Buenos Aires, Avellaneda Brücke, 1914-1920 , Library of Congress, https://www.loc.gov/item/2016821930/ Der Puente Transbordador „Nicolás Avellaneda“ ist eine Schwebefähre. Sie existiert heute noch.

Cunard Line poster 1875

Die „Kerman“, exFürth bei einer der bekanntesten Reedereien der Welt: Cunard Line

Ein kurzes Intermezzo im Dezember 1919

Titelbild:
Cunard Line Poster “For Safety and Comfort take the old reliable Cunard Line”, 1875; Library of Congress, Washington DC, https://www.loc.gov/item/2003680949/

Heute geht es um die weltberühmte Cunard Line. Sie kennen vielleicht Schiffe wie die „Mauretania“, „Lusitania“ oder „Aquitania“. Sicher haben Sie aber schon von den Passagierschiffen „Queen Mary“ oder „Queen Elizabeth“ gehört.

Was Sie jedoch sicher nicht wussten, ist, dass auch die „Kerman“, exFürth, zumindest für einen kurzen Zeitraum ein Schiff der Cunard Line war.

Um Missverständnissen vorzubeugen: die Cunard Line war nie Eigentümer der „Kerman“, exFürth, hat sie aber für einen sehr kurzen Zeitraum gemanagt oder bereedert, um das deutsche Wort dafür zu verwenden.

Dieser Blogartikel zeigt auf, dass die „Kerman“,exFürth belegbar von der Cunard Line bereedert wurde, wenngleich vermutlich auch nur für eine einzige Fahrt im Dezember 1919.

Zunächst aber ein paar Worte über die Geschichte von Cunard.

Mauretania 1908

„Mauretania“, Panoramapostkarte, 1908, Library of Congress, Washington DC, https://www.loc.gov/item/2013646025/

Cunard Line

Im Jahr 1838 gründete Samuel Cunard aus Halifax (Neuschottland, Kanada) zusammen mit Geschäftspartnern die British and North American Royal Steam Packet Company (BNARMSPC). Praktischerweise erhielt die Reederei später den kürzeren und eingängigeren Namen Cunard Steamships Co. Ltd.

Cunard gehört damit zu den ältesten noch existierenden Reedereien auf der Welt (zumindest der Name besteht bis heute fort).

Die noch junge Reederei gewann 1840 die Ausschreibung über den Transport von Post zwischen England und Amerika. Die Schiffe trugen fortan den Titel RMS (Royal Mail Ship).

Der reguläre Post- und Passagierservice wurde am 4. Juli 1840 von dem Schaufelraddampfer „Britannia“ aufgenommen, der die Reise von Liverpool nach Halifax in 12 Tagen schaffte. Weitere zwei Tage und acht Stunden war er nach Boston unterwegs. Im Jahr 1852 folgte dann das erste Dampfschiff mit einem Rumpf aus Stahl.

In der Folge traten zahlreiche Konkurrenten auf den Plan, die Cunard jedoch alle überlebte. Die Schiffe der Linie hatten sich durch ihre Zuverlässigkeit und Sicherheit einen erstklassigen Ruf erarbeitet.

Zwischen 1914 und 1918 entstand in Liverpool die europäische Zentrale der Reederei.

Die größten Schiffe der Cunard Line sollten diesem imposanten Bauwerk nicht nachstehen.

RMS „Mauretania”, RMS „Lusitania“ und RMS „Aquitania”

Die „Mauretania“ und die „Lusitania“ waren 1907, also im gleichen Jahr wie der Frachtdampfer „Fürth“ in Betrieb gegangen. Es waren die damals größten Schiffe der Welt und die „Mauretania“ sollte über 20 Jahre lang das begehrte Blaue Band für die schnellste Atlantikquerung behalten, welches sie erst 1929 an die „Bremen“ des Norddeutschen Lloyd verlor. Mehr über das Blaue Band in diesem Artikel: Logbuch der „Fürth“ (18) – Ein plötzliches Ende der Reise

Das Schwesterschiff „Lusitania“ erlangte 1915 mit der Versenkung durch ein deutsches U-Boot traurige Bekanntheit.

Im Jahr 1914 war RMS „Aquitania“ für die Cunard Line in Fahrt gegangen. Das Schiff erreichte zwischen den beiden Weltkriegen eine enorme Popularität auf der Transatlantiklinie und sollte bis in das Jahr 1949 im Einsatz bleiben.

In zahlreichen Quellen können Sie mehr über diese berühmten Schiffe erfahren.

RMS Mauretania WW1

RMS „Mauretania” in Camouflage (“razzle dazzle”) während des Ersten Weltkriegs; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mauretania_in_Dazzle_Paint.jpg

Der Cunard Frachtdienst

Dass die Cunard Line neben dem Post- und Passagierverkehr auch reine Frachtschiffe betrieb, ist weitaus weniger bekannt.

Die untenstehende Anzeige aus dem Jahr 1917 zeigt, dass die Frachtschiffe der Reederei zahlreiche Destinationen anliefen.

In der Folge konzentrieren wir uns auf den Frachtverkehr zwischen London und New York.

Cunard Line advertisement 1917

Anzeige der Cunard Line, 1917; Quelle: Grace’s Guide to British Industrial History; https://www.gracesguide.co.uk/images/b/b9/Im1917Wire-Cunard.jpg

Die „Kerman“, exFürth bei Cunard

Am 21. Juni 1919 verließ die „Kerman“, exFürth unter Führung von Kapitän Waterlow die walisische Hafenstadt Swansea mit 900 Tonnen allgemeiner Ladung nach Abadan.

Über die Bereederung der „Kerman“, exFürth zu diesem Zeitpunkt kann ich derzeit keine Angaben machen.

Die weiteren Reisedaten sind spärlich: die Ankunft in Port Said vor der Passage durch den Suezkanal ist für den 3. Juli dokumentiert. Im gleichen Monat dürfte das Schiff dann in Abadan angekommen sein.

Anschließend fuhr die „Kerman“, exFürth nach Colombo, von wo aus sie am 9. September 1919 nach New York weitersegelte.

Die Abfahrt von New York nach London erfolgte dann am 9. oder 10. Dezember 1919 mit Ankunft in Gravesend am 23.12. und in London am 24.12.1919.

Spätestens ab New York müsste die Bereederung durch die Cunard Line erfolgt sein. Auf der Strecke zuvor von Colombo nach New York halte ich dies für unwahrscheinlich, da diese Strecke meines Wissens keine Linienverbindung von Cunard war.

RMS Mauretania, deck games

Passagiere als Zuschauer bei Spielen auf dem Deck von RMS „Mauretania“, 12. Juni 1911, Library of Congress, Washington DC, https://www.loc.gov/item/97511153/

Cunard Steamers

Im Sheffield Daily Telegraph von Freitag, dem 12. Dezember 1919 wird die „Kerman“ unter der Rubrik CUNARD STEAMERS mit anderen Schiffen der Reederei, wie „Vestris“, „Ocean Monarch“, „Royal George“, „Wilaston“ [sic] und „Volumnia“ geführt.

Anmerkung: Den Ausschnitt kann ich genauso wie unten erwähnte Anzeigen aus Copyright-Gründen nicht zeigen (Quelle: British Newspaper Archive).

Die „Vestris“ war für sechs Fahrten zwischen 1919-1921 von der Lamport & Holt Line gechartert worden (Quelle: theshipslist.com). Die „Royal George“ war ein eigenes Schiff der Cunard Line. Die „Volumnia“ gehörte der Reederei Gow, Harrison & Co, Glasgow.

Die „Wilaston“ heißt richtig „Willaston“, wurde 1914 von William Dobson & Co. am Tyne River für die Wirral Transport Co., Liverpool gebaut. (Quelle: http://www.tynebuiltships.co.uk/W-Ships/willaston1914.html) und die „Ocean Monarch“ schließlich war 1904 für die Monarch Steam Ship Co. Ltd. (Raeburn & Verel), Glasgow fertiggestellt worden.

Cunard Pier New York

Cunard Pier, New York, Menschen warten auf die Ankunft von Soldaten auf der RMS „Mauretania“ nach dem Ersten Weltkrieg (2. Dezember 1918), Library of Congress, Washington DC, https://www.loc.gov/item/2014708127/

Eine Zeitungsmeldung ist für einen Beleg der Bereederung der „Kerman“, exFürth durch die Cunard Line natürlich etwas dünn. Es gibt aber noch verlässlichere Quellen:

Zeitungsanzeigen der Cunard Line im Dezember 1919/Januar 1920

Im Dezember 1919 schaltete die Cunard Line in zahlreichen britischen Tageszeitungen Anzeigen, in denen die Reederei ihre nächsten Fahrten ankündigte. Im British Newspaper Archive sind 15 davon dokumentiert, weitere 15 Anfang Januar 1920 (Stand Juni 2021).

Darin liest man als Auszug:

LONDON TO NEW YORK


Valdura (Freight only)…. Sat, Jan. 3
Kerman (Freight only) …
Wed, Jan 7

Auf das Dampfschiff „Valdura” komme ich gleich noch zurück.

In der gleichen Anzeige ist übrigens die nächste Abfahrt der „Mauretania“ ab Southampton und Cherbourg nach New York für Samstag, den 17. Januar 1920 angekündigt.

In der Fußzeile der Anzeige sind die zahlreichen Cunard-Agenturen in England aufgelistet.

RMS Lucania menu October 1899

Getränkekarte RMS „Lucania”, Cunard Line, Oktober 1899, Quelle: commons.wikimedia.org

Januar 1920

Die Anzeigen wurden von der Cunard Line auch Anfang Januar 1920 noch in britischen Tageszeitungen geschaltet, zum Beispiel in der Western Daily Press, Bristol von Donnerstag, dem 1. Januar 1920:

Die Abfahrtsdaten für die „Valdura“ und die „Kerman“ hatten sich jedoch geändert:

LONDON TO NEW YORK


VALDURA (Freight only) … Tues., Jan. 6
KERMAN (Freight only) …
Tues., Jan 6

Die Abfahrt der “Valdura” war also nach hinten verlegt worden.

Eventuell hatte man für die Abfahrt am 3. Januar 1920 nicht genug Fracht erhalten und die Abfahrt der „Valdura“ verschoben.

Ebenfalls aus Mangel an Fracht könnte daher die Abfahrt der „Kerman“ nach New York annulliert worden sein, da die Ladekapazität der „Valdura“ für diese Route am 6. Januar 1920 ausreichend war und kein zweites Schiff nach New York benötigt wurde.

Anmerkung: Die „Valdura“ war 1910 für Gow, Harrison & Co. in Glasgow gebaut worden und mit 5507 BRT etwas größer als die „Kerman“, exFürth.

Die Anzeigen mit der Abfahrt der „Kerman“ nach New York liefen in den Zeitungen bis zum 6. Januar 1920.

Cunard Line Canadian Service

Cunard Line, Canadian Service, Postkarte, ohne Datum, Sjöhistorika Museet, europeana.eu (https://www.europeana.eu/de/item/916109/smm_sm_photo_Fo195683), public domain

Port Talbot

Statt New York erreicht die „Kerman“ mit Kapitän Waterlow als nächsten Hafen überraschend Port Talbot (Südwales) am 16. Januar 1920:

Port Talbot
Arrivals

Kerman, s. 2,757 (Waterlow), London, water ballast.
Quelle: Western Mail, Cardiff, Montag, den 19.
Januar 1920 (The British Newspaper Archive)

Port Talbot liegt wenige Meilen östlich von Swansea. Den Hafen und die Stadt Swansea hatte ich hier vorgestellt: Die “Kerman”, exFürth in Swansea (Südwales)

Für mich liegt die Erklärung nahe, dass die „Kerman“, exFürth von der Cunard Line im Januar 1920 nicht benötigt wurde, das Schiff an eine andere Reederei weitervermittelt wurde und dann in Ballast nach Port Talbot lief, um hier Ladung aufzunehmen.

So bleibt die Fahrt von New York nach London die Einzige, welche die „Kerman“, exFürth in Regie der berühmten Cunard Line unternahm.

Cunard Line office Goeteborg

Emigranten vor einem Büro der Cunard Line, April 1912, Göteborgs Stadsmuseum, europeana.eu; https://www.europeana.eu/de/item/91674/GSM_delobjekt_1053021, public domain

Demnächst im Blog

Die nächste Reise der „Kerman“, exFürth führt uns von Port Talbot nach Gibraltar und von dort nach Argentinien.

Über Port Talbot, walisische Kohlen und argentinischen Weizen demnächst mehr hier im Blog!

Swansea Docks 1920er Jahre

Die “Kerman”, exFürth in Swansea (Südwales)

Ugly, but lovely – Das Zentrum der walisischen Hüttenindustrie

Titelbild:
Swansea, Blick von Osten auf King’s Dock und Prince-of-Wales-Dock, 1920er Jahre; das Price-of-Wales-Dock wurde 1881 fertiggestellt und 1889 erweitert. Das King‘s Dock wurde 1909 für den Verkehr freigegeben.; mit freundlicher Genehmigung des Rechteinhabers (SWANSEA AND PORT TALBOT DOCKS HISTORY), http://www.swanseadocks.co.uk/

Mai 1919

Das Dampfschiff „Kerman“, exFürth erreichte den Hafen Swansea am Sonntag, den 25. Mai 1919. Das Schiff brachte eine Ladung Öle und deren Verarbeitungsprodukte, wie „Erdöl-Gelee“, besser bekannt als Vaseline, aus New York. Empfänger war die britische Filiale der Chesebrough Manufacturing Company mit Sitz in London.

Siehe dazu den Beitrag: Ein Schiff voller Vaseline

Nach drei Wochen Ladezeit verließ die „Kerman“, exFürth Swansea am Montag, den 16. Juni 1919 mit 900 Tonnen allgemeiner Ladung mit Ziel Abadan im Persischen Golf.

Abadan war Standort der Raffinerie der Anglo-Persian Oil-Company und Endpunkt der Ölpipeline von Masjed Soleiman. Siehe dazu: Die Rolle Winston Churchills bei der Übernahme der Anglo-Persian Oil Company

Naheliegend ist daher, dass es sich bei der allgemeinen Fracht um Ausrüstungsgegenstände oder Verbrauchsgüter für die Raffinerie und Ölfelder der Anglo-Persian Oil-Company handelte. Schließlich war der Eigentümer der „Kerman“, exFürth im Zeitraum von 1915-1920 die Vorläufergesellschaft der späteren BP (British Petroleum) beziehungsweise ab April 1915 deren Tochtergesellschaft, die British Tanker Company.

Siehe dazu : Die „Kerman“, exFürth in der Flotte der British Tanker Company…

Im heutigen Artikel stelle ich Swansea und dessen Hafen vor. Schwerpunkt ist die Zeit gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Swansea Docks um 1910

Swansea, SS „Granfos“ am Kohlenkipper 12 im King’s Dock; mit freundlicher Genehmigung des Rechteinhabers (SWANSEA AND PORT TALBOT DOCKS HISTORY), http://www.swanseadocks.co.uk/

Dank

Ich bedanke mich bei den Betreibern der Internetseite über die Geschichte der Häfen von Swansea und Port Talbot (SWANSEA AND PORT TALBOT DOCKS HISTORY), http://www.swanseadocks.co.uk/ für ihre Genehmigung, ihre Bilder in meinem Blog verwenden zu dürfen.

Die Seite wird ehrenamtlich von ehemaligen Angestellten der Hafenanlagen betrieben. Schauen Sie doch einmal auf deren Seite vorbei!
http://www.swanseadocks.co.uk/docksnewsite/contents.html

Swansea Docks, um 1890

Swansea, North Dock, kleiner Küstenfrachter beim Laden von Kohle, um 1890; mit freundlicher Genehmigung des Rechteinhabers (SWANSEA AND PORT TALBOT DOCKS HISTORY), http://www.swanseadocks.co.uk/

Swansea – Abriss der Geschichte

Die Entwicklung Swanseas als große Hafenstadt begann im frühen 18. Jahrhundert, als der Kohlenbergbau und die Eisenproduktion stark anwuchsen. Zu dieser Zeit begann auch die Verhüttung von Kupfer und die Herstellung von Weißblechen und Produkten daraus.

1791 wurde der Swansea Harbour Trust zur Unterhaltung und Erweiterung der Hafenanlagen gegründet. Erste Neubauten waren ein Leuchtturm und zwei Molen, die einen gezeitenunabhängigen Hafen an der Mündung des River Tawe bildeten. Der 18 Meilen lange Swanseakanal verband das Hinterland mit dem Hafen; weitere Kanäle sollten folgen.

Die Kupferverhüttung erreichte Mitte des 19. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Fast alle britischen Kupferwerke waren um Swansea herum angesiedelt; die hier vorkommenden Anthrazitkohlen waren ideal für den Verhüttungsprozess.

Nach und nach wurden auch andere Erze wie Blei, Zink, Nickel und Silber in Swansea verhüttet und die Stadt wurde ein Zentrum der Hüttenindustrie und Metallverarbeitung.

Swansea Docks um 1915

Swansea, Prince-of-Wales-Dock, SS „Gyda“ lädt Kohle für Norwegen, um 1915; mit freundlicher Genehmigung des Rechteinhabers (SWANSEA AND PORT TALBOT DOCKS HISTORY), http://www.swanseadocks.co.uk/

Zwischen 1852 und 1920 entstanden mehrere große Hafenbecken (docks).

Im Jahr vor dem Ersten Weltkrieg wurden von Swansea fast 6 Mio. Tonnen Kohle, Steinkohlenkoks, Briketts sowie Weißblech exportiert. Dem standen nur etwa 1 Mio. Tonnen Importe gegenüber, vor allem Erze, Konzentrate, Metalle sowie Holz und Nahrungsmittel.

Der Gesamtumschlag belief sich 1913 auf 7,2 Mio. Tonnen (zum Vergleich: Hamburg hatte zu dieser Zeit etwa 12 Mio. Tonnen, London als größter Hafen Europas 17 Mio. Tonnen).

swansea kings dock 1910 coal hoist

Swansea, Kohlenkipper im King’s Dock, um 1910; mit freundlicher Genehmigung des Rechteinhabers (SWANSEA AND PORT TALBOT DOCKS HISTORY), http://www.swanseadocks.co.uk/

Die Llandarcy Raffinerie

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatte die British Navy begonnen, ihre Flotte von Kohle auf Öl umzustellen. Ich hatte ausführlich darüber berichtet. SIEHE dazu: Die Rolle Winston Churchills bei der Übernahme der Anglo-Persian Oil Company

Diese Entwicklung machte sich auch in Swansea bemerkbar. Wenige Meilen östlich wurde 1919 bis 1922 in Llandarcy die erste Raffinerie in Großbritannien gebaut.

Der Name Llandarcy geht auf William Knox D’Arcy zurück, den ich im Blog porträtiert habe. Er war die zentrale Persönlichkeit bei der Gründung der Anglo-Persian Oil Company im Jahr 1909 (später British Petroleum).

Der Transport des Öls nach und von Llandarcy erfolgte über den Hafen Swansea. Dort entstanden im Queen‘s Dock fünf Anleger für Tankschiffe, zusätzlich Pipelines und Tanklager.

Swansea Docks map

Swansea, Übersicht über die Docks, das Stadtzentrum liegt links oberhalb des South dock (C); Quelle: commons.wikimedia.org

In den 1950er Jahren wurden in Swansea jährlich über 8 Millionen Tonnen umgeschlagen. Die Raffinerie bestand bis 1998.

Heute zeugt nur noch das Kings‘ Dock von der einst regen Tätigkeit im Hafen Swanseas. Die anderen Docks sind entweder zugeschüttet oder dienen der Freizeitgesellschaft als Jachthafen.

Swansea Docks um 1900

Swansea, Kohlenkipper auf der Nordseite des Prince-of-Wales-Docks, um 1900; mit freundlicher Genehmigung des Rechteinhabers (SWANSEA AND PORT TALBOT DOCKS HISTORY), http://www.swanseadocks.co.uk/

Die Stadt Swansea

Swansea war lange Zeit durch die Hüttenindustrie und die großen Hafenanlagen zum Kohlenexport geprägt, was der Stadt den Beinamen „ugly, lovely town“, hässliche, aber liebenswerte Stadt einbrachte.

Zu verdanken hat die Stadt ihren Spitznamen dem 1914 in Swansea geborenen walisischen Schriftsteller Dylan Thomas.

Mit etwa 250.000 Einwohnern ist Swansea heute die zweitgrößte Stadt in Wales nach der Hauptstadt Cardiff.

Nächste Woche im Blog

Das Dampfschiff „Kerman“, exFürth bei der berühmten Cunard Line.

Vaseline Chesebrough, about 1914

Ein Schiff voller Vaseline

Eine Fahrt der „Kerman“, exFürth im Frühjahr 1919

Titelbild:
Vaselinedose, Hersteller: Chesebrough Manufacturing Co. Cd. New York; Packed in London; 1914-1918; Tyne & Wear Archives & Museums über commons.wikimedia.org

London – New York – Swansea 

Die „Kerman”, exFürth verließ den Hafen London am 21. März 1919 und lief in Ballast nach Glasgow, wo sie am 26. des Monats eintraf. Am 1. April machte sie sich auf den Weg nach New York, sie erreichte die Stadt am 15. April 1919.

Nach einer Ladezeit von vier Wochen segelte die „Kerman”, exFürth am 11. Mai zurück nach Großbritannien. Zielhafen war Swansea in Südwales, Ankunft 25. Mai 1919.

Laut einer Importnachricht der Zeitung Western Mail in Cardiff vom 29. Mai 1919 waren an Bord Erdöl und dessen Verarbeitungsprodukte (oil, mineral and jelly) für die Firma Cheeseborough & Co., London [sic].

Anmerkung: Die richtige Schreibweise des Unternehmens ist Chesebrough & Co.

Warum die Reise der „Kerman”, exFürth nach Swansea ging und nicht nach London, muss ich offenlassen.

Ein Grund dafür könnte gewesen sein, dass der Hafen Tilbury in London überlastet war. Von dort sollten nämlich Ende Mai 1919 britische Truppen für Ihren Einsatz im Russischen Bürgerkrieg eingeschifft werden (Russia Relief Force).

Nachvollziehbar wäre auch ein anderes Motiv: einen mit Gefahrgut beladenen Frachtdampfer wollte man im Hafen Tilbury an der Themse bei London nicht haben.

Der Warentransport von Swansea nach London ging damals üblicherweise über den Schienenweg; es ist eine Entfernung von etwa 265 Kilometern.

Vaseline, Chesebrough, New York

Pferdewagen vor der Chesebrough Manufacturing Company; ohne Jahresangabe; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:VaselineWagon.jpg

Chesebrough & Co.

Robert Augustus Chesebrough war Chemiker. Zunächst arbeitete er mit Ölen, die in Pennsylvania aus sogenannten Kännelkohlen und Ölschiefern gewonnen wurden.

In den 1850er Jahren waren in den USA über 50 Unternehmen entstanden, die aus Kohle und Ölschiefern Öl gewannen, so auch die Aladdin Oil Works im Allegheny Valley bei Pittsburgh.

Chesebrough bezog die Öle von Aladdin und stellte daraus in Brooklyn/New York unter anderem Leucht- und Schmiermittel her.

1859 wurde in Titusville/Pennsylvania erfolgreich nach Öl gebohrt, Chesebrough besuchte die Fundstelle und wurde auf eine schwarze, wachsähnliche Substanz (rod wax) aufmerksam, die als Abfallprodukt anfiel.

Chesebrough experimentierte mit dem Material und entwickelte daraus durch Destillation und Filtration durch Aktivkohle ein helles Gel (petroleum jelly, Erdöl-Gelee, auch Petrolatum).

Es dauerte allerdings bis in das Jahr 1869, bis Chesebrough die Extraktion seines Erdöl-Gelees perfektionieren konnte und er schließlich im Jahr 1872 den Markennamen Vaseline eintragen ließ.

Der Name soll aus dem deutschen Wort Wasser und dem griechischen Ort elaion (Öl) abgeleitet worden sein, also „Wasser-Öl“.

Chesebrough Manufacturing Co., New York

Chesebrough Manufacturing Co. in der State Street in New York City, King’s Handbook of New York City, über commons.wikimedia.org; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:(King1893NYC)_pg954_CHESEBROUGH_MANUFACTURING_CO._24_STATE_STREET.jpg

Die Geburtsstunde der Warenprobe

Chesebrough begann die Vermarktung seiner Vaseline als heilende und lindere Salbe, stieß allerdings bei den Apothekern und Drogisten auf wenig Interesse.

Seine folgende Idee brachte ihn einen festen Platz in der Marketinggeschichte ein: Er begann, im großen Stil kostenlose Warenproben an Ärzte und Hausfrauen abzugeben. Das hatte es vorher so noch nicht gegeben!

Die Kombination aus Wissenschaft und Marketing sollte Chesebrough zum Erfolg verhelfen: 1873 erreichte er eine Vereinbarung mit Colgate & Company über den Vertrieb von Vaseline in den USA.

Chesebrough arbeitete weiter an seinem Erfolg: Er sandte Proben an wissenschaftliche und medizinische Gesellschaften und nahm an zahlreichen nationalen und internationalen Messen teil.

Nach einer Veröffentlichung in der medizinischen Londoner Fachzeitschrift The Lancet im Jahr 1876 war der Siegeszug der Vaseline nicht mehr aufzuhalten und das Produkt sollte bald in keinem Haushalt mehr fehlen, und dies weltweit.

1877 eröffnete Chesebrough ein Lager in London, das von seinem Bruder geführt werden sollte. Weitere Depots in aller Welt sollten rasch folgen.

Ab dem Jahr 1910 wurde mit der internationalen Herstellung der Vaseline begonnen, zunächst in einem Werk in Montreal, ab 1923 auch bei London (Victoria Road, Willesden).

In New York war mittlerweile im 1899 das Chesebrough Buildung am Battery Park entstanden.

Werbemarke, Vaseline, um 1900

Reklamemarke der Fa. Chesebrough um 1900, Miami University Libraries, über commons.wikimedia.org; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Chesebrough_Manf%27g._Co._(3093657090).jpg

Rockefeller

1881 übernahm der Standard Oil Trust des Unternehmers John D. Rockefeller die Mehrheit an der Chesebrough Manufacturing Company. Ein Vorteil für beide Seiten: Standard Oil konnte ein Nebenprodukt der Ölgewinnung erfolgreich vermarkten, Chesebrough hatte eine unerschöpfliche Lieferquelle und war gegen Nachahmerprodukte, die auf den Markt drängten, besser geschützt. Die Partnerschaft dauerte bis 1911, als der Standard Oil Trust wegen des Verstoßes gegen den Sherman Antitrust Act zerschlagen wurde.

Anmerkung: Standard Oil hatte vor dem Ersten Weltkrieg einen Vertrag mit der Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft über Lieferungen von Petroleum nach Australien und Niederländisch-Indien. Siehe: Im Auftrag Rockefellers

Vaseline advertisement 1913

Vaseline-Werbung, The Journal (Adelaide), 19. Juli 1913, S. 4

Markendiversifizierung – weiße, gelbe und rote Vaseline

Inzwischen hatten Chesebrough und seine Kunden eine immer größere Zahl an Anwendungsmöglichkeiten für Vaseline gefunden.

Je nach Reinheit war sie für verschiedene Einsatzzwecke geeignet: Die reinste, weiße und geschmacklose Vaseline für medizinische und kosmetische Anwendungen, gelbe Vaseline als Toilettenartikel wie Haarpomade, Haar-Tonikum, Kältesalbe oder Seife bis hin zur roten Vaseline, die zum Beispiel in der Tiermedizin, zur Lederpflege oder als Schmiermittel für Maschinen verwendet wurde.

Vaseline, poster, oslo tram

Werbung für Vaseline auf einer Osloer Straßenbahn (Motorwagen 119 der Linie 7), ohne Jahresangabe; Quelle: Oslo Byarkiv über europeana.eu; Creativ Common Lizenz: CC BY-SA 3.0

Die spätere Geschichte

Nachdem der Blog sich auf die Zeit der ersten Globalisierung fokussiert, an dieser Stelle nur so viel:

In den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen wuchs Chesebrough 1929 durch den Zukauf der Pineoleum Company, einem Hersteller von Nasensprays und Inhalier-Mitteln.

Zunehmend wurde jedoch die Produktentwicklung ein Problem, da alle Anwendungsgebiete besetzt waren und neue Produkte nicht den Erfolg ihrer Vorgänger hatten.

So kam es 1955 zur Verschmelzung mit Pond’s Extract Company zu Chesebrough-Ponds.

Das Unternehmen war bis in die 1980er Jahre sehr erfolgreich, bevor es 1984 zum ersten Mal zu einem Rückgang der Gewinne kam.

Nach der Übernahme der Stauffer Chemical Company im Jahr 1985, bei der sich Chesebrough-Pond’s stark verschuldet hatte, wurde das Unternehmen selbst zum Übernahmekandidaten.

1986 wurde es Teil von Unilever.

Vaseline jar, Chesebrough

Pure “Vaseline” guaranteed Chesebrough Co.; Museum of English Rural Life, University of Reading über europeana.eu (Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0)

Der Markenname Vaseline

Im Deutschen war der Markenname Vaseline sehr schnell der generische Begriff für Erdöl-Gelee oder Petrolatum geworden und daher ein freier Warenname.

Die Chesebrough Manufacturing Company musste dies 1910 in einem Rechtsstreit mit der Fa. Dr. Graf & Co. in Berlin-Schöneberg erfahren, die eine Heilsalbe mit dem Namen „Amerikanische Vaseline Dr. Graf & Co.“ in den Verkauf brachte.

Laut Kammergericht Berlin hatte „das Wort ‚Vaseline‘ seine Bedeutung als Herkunftsbezeichnung vollständig eingebüsst“.

Und weiter hieß es in der Urteilsbegründung: „In Deutschland verstehe man unter Vaseline den Warennamen für ein aus Petroleumrückständen als salbenartiges Produkt hergestelltes Linderungs- und Heilmittel“.

Dementsprechend hatte Chesebrough keinen Schutzanspruch auf den Namen und verlor den Revisionsprozess vor dem Kammergericht Berlin. Zuvor hatte das bereits das Landgericht Berlin die Klage von Chesebrough zurückgewiesen.
Akt. Z. II. 298/09 nach einem Artikel aus dem Berliner Tagblatt vom 22. März 1910

Eigenschaften

Vaseline hat hautpflegende, hautschützende, wasserabweisende, antistatische und okklusive Eigenschaften. Indem sie einen undurchlässigen Film auf der Haut bildet, hält sie Wasser in der Haut zurück, hydratisiert sie, stärkt die Hautbarriere und verringert den Wasserverlust.
Quelle: https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Vaseline

Überdies ist Vaseline sehr lange haltbar, enthält keine tierischen Bestandteile und ist (fast) geruchlos.

Also ein perfektes Allroundmittel oder doch nicht?

Als erdölbasiertes Produkt ist Vaseline heute in der Diskussion, da bei der Anwendung auf der Haut, vor allem bei der Lippenpflege, Kohlenwasserstoffe in den Körper eindringen könnten. Außerdem ist Erdöl kein nachwachsender Rohstoff – zumindest nicht in Zeiträumen, die wir noch erleben werden.

Ob Sie aus diesen Gründen Vaseline nicht mehr verwenden wollen, müssen Sie letztlich selbst entscheiden.

Vaseline advertisement 1913 Adelaide

Vaseline-Werbung in der Zeitung Observer, Adelaide, 7. Juni 1913, S. 5

Quellen

Der Beitrag beruht auf einem Artikel der Internetseite cosmetics and skin, Stories from the history and science of cosmetics, skin-care and early Beauty Culture (in englischer Sprache), ergänzt durch andere Quellen.
https://www.cosmeticsandskin.com/companies/chesebrough.php

Interessierten Lesern empfehle ich den Originalartikel bei cosmetics and skin, schon allein wegen des zahlreichen Bildmaterials und der vielen Anzeigenbeispiele von Vaseline-Produkten aus verschiedenen Epochen.

Clan Line, house flag

Die „Kerman“, ex Fürth bei Cayzer, Irvine und Co. (Clan Line)

Nach Chittagong (Bengalen, Britisch Indien)

Titelbild:
Clan Line (Cayzer, Irvine und Co.), Hausflagge, Royal Museums Greenwich Collections, https://collections.rmg.co.uk/collections/objects/195.html

Torpedotreffer im Mittelmeer und Reparatur in Birkenhead

Am 27. Februar 1918 war das Dampfschiff „Kerman“, exFürth im Mittelmeer vor der spanischen Küste von SM U 35 torpediert worden. SIEHE: Die „Kerman“, exFürth wird torpediert

Ein zweites Torpedo von SM U 35 traf den Dampfer „Marconi“.

Beide Schiffe erreichten aus eigener Kraft den nächsten Hafen. Für die „Marconi“ war dies Malaga, über die „Kerman“, exFürth habe ich bislang keine Quellenangabe über einen Nothafen gefunden.

Einträge in Lloyd’s Register weisen auf einen Special Survey der „Kerman“ in Birkenhead (Kürzel Bkn) im Zeitraum von März bis November 1918 hin. Das würde bedeuten, dass das Schiff trotz Beschädigung durch den Torpedotreffer noch nach Birkenhead (Hafenstadt am Mersey gegenüber von Liverpool) laufen konnte und erst dort umfassend repariert und überholt worden ist.

Eine Abfahrt aus Birkenhead/Liverpool wäre demnach erst im November 1918 erfolgt.

Die erste Quelle, in der ich die „Kerman“, exFürth wieder in Fahrt lokalisieren konnte, datiert vom Februar 1919, allerdings bereits auf der Rückfahrt aus dem Indischen Ozean.

Am 21. Februar 1919 erreichte die „Kerman“, exFürth Suez am südlichen Ende des Suezkanals; sie kam zu diesem Zeitpunkt über Aden aus Chittagong in Bengalen (Britisch Indien).

Bay of Bengal map

Bucht von Bengalen, Karte von 1915 (Ausschnitt), die beiden (von mir) gelb umrandeten Städte sind Calcutta (links) und Chittagong (rechts), Survey of India; National Library of Australia, https://nla.gov.au/nla.obj-414723816/view

Am 24. Februar verließ das Schiff Port Said und erreichte Gibraltar, von aus es am 10. März nach London versegelte. Die Ankunft in London ist für den 16. März 1919 dokumentiert.

Das belegt eine Passagierliste im Britischen Nationalarchiv. Es handelt sich um Passagiere, die in Port Said an Bord gegangen waren und in London das Schiff wieder verließen.

Aus dem Dokument geht ebenfalls hervor, dass das Management der „Kerman“ zu diesem Zeitpunkt der Reederei C Irvine und Company Ltd. oblag.
Quelle: The National Archives, London (Kew), Ref. BT 26/659/147

Cayzer, Irvine & Co.

Die Geschichte der großen Reederei Cayzer, Irvine & Co. beginnt mit Charles Wiliam Cayzer, 1st Baronet of Gartmore.

Charles William Cayzer wurde 1843 in London als Sohn eines Lehrers geboren. Als Jugendlicher fuhr er zur See und mit 18 Jahren erhielt er eine Anstellung bei dem Agenten der British India Steam Navigation Company in Bombay, wo er 12 Jahre lang arbeitete und lebte.

Charles Cayzer 1904

Karikatur von Charles William Cayzer in der Zeitschrift „Vanity Fair“ (1904); Titel der Abbildung: Chief of the “Clans“; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Charles_Cayzer_Vanity_Fair_9_June_1904.jpg

Zurück in England machte er sich daran, eine Linienverbindung zwischen Glasgow und Liverpool mit Britisch Indien aufzubauen, die es bislang nicht gegeben hatte. So entstand 1878 die Firma Cayzer, Irvine & Co. in Glasgow mit einer Flotte von sechs Schiffen.

Das erste war SS „Clan Alpine“. Die Benennung der Schiffe nach schottischen Clans wurde beibehalten und sollte zum Markenzeichen der Reederei werden.

1881 teilte Cayzer das Geschäft auf zwei Gesellschaften auf. Eigner der Schiffe war nun die neugegründete Clan Line Association Steamers, das Management aller Schiffe übernahm Cayzer, Irvine & Co.

1890 wurde aus der Clan Line Association Steamers die Clan Line Steamers Ltd., in die Cayzers ältester Sohn als Partner einstieg. Zwei weitere Söhne, Herbert und August, sollten später folgen.

Clan Macarthur 1912

SS „Clan Macarthur“ (II), 5815 BRT, Baujahr 1912, Quelle : State Library of Queensland (John Oxley Library) über commons.wikimedia.org

1894 erwarb Clan Line die Persian Gulf Steam Ship Company in Bombay mit vier Schiffen. Dieses Detail ist deshalb interessant, weil die „Kerman“, exFürth im Jahr 1920 an diese Tochtergesellschaft der Clan Line verkauft werden sollte. Dazu in einem späteren Blogartikel mehr.

ERRATUM: Hier muss ich mich korrigieren: Die Persian Gulf Steam Ship Company war eine Reederei mit Sitz in London und nicht identisch mit der Persian Gulf Steam Navigation Company in Bombay.

Das ursprüngliche Fahrtziel der Reederei, nämlich Britisch Indien war inzwischen längst erweitert worden und die Schiffe der Clan Line waren weltweit anzutreffen.

Clan Line, advertisement, 1918

Nachstellung einer Anzeige von Cayzer, Irvine & Co. vom 7. September 1918 in der Birmingham Daily Post (das Original darf ich Ihnen hier aus Copyrightgründen nicht zeigen)

Gesellschaftlich hatte sich Cayzer einen festen Platz in der schottischen Gesellschaft erarbeitet. 1897 wurde er zum Ritter geschlagen und 1914 erhielt er den Titel 1st Baronet of Gartmore.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges hatte die Clan Line 62 Schiffe. Davon wurden 28 Schiffe während des Krieges verloren, 329 Besatzungsmitglieder fanden den Tod.

Ende der 30er Jahre war die Clan Line eines der größten Schifffahrtsunternehmen weltweit und nach eigenen Angaben die größte Frachtschiffreederei (The World’s Largest Cargo Carrying Line, Quelle: cayzer.com).

Seeleute bezeichneten ihre Reederei scherzhaft „The Scottish Navy“.

Im Jahr 1956 gab es einen Zusammenschluss mit der Union-Castle Line.

Mit der „Containerisierung“ des Schiffsverkehrs begann der Niedergang der Reederei. Das letzte Schiff wurde 1981 verkauft.

Clan Munroe 1918

SS „Clan Munroe” (III), 5919 BRT, Baujahr 1918; Quelle : State Library of Queensland (John Oxley Library) über commons.wikimedia.org

Caledonia Investments

Heute ist das Unternehmen eine Investmentgesellschaft: Caledonia Investments.

Das Firmengebäude befindet sich in der Nähe des Buckingham Palast in 30 Buckingham Gate. Das überaus sehenswerte Familienarchiv (The Cayzer Family Archive) und die im Gebäude ausgestellten Exponate können es mit einem Museum leicht aufnehmen. Es ist nach Anmeldung während der Bürostunden zu Forschungszwecken zugänglich.

Viele Informationen liefert auch die Webseite von The Cayzer Family Archive:
www. cayzer.com

Anmerkung: Im September 2019 hatte ich bei einem London Aufenthalt die Gelegenheit, das Archiv zu besuchen. Ein echtes Highlight, das mir in bester Erinnerung bleiben wird. Die Exponate sind wirklich sehr sehenswert, auch weil die verwandtschaftlichen Beziehungen der Familie bis in die britische Admiralität hineinreichten.

Leider sind im Archiv über das kurze Management der „Kerman“, exFürth keine Unterlagen vorhanden.

Clan Line 1917

Anzeige von Cayzer, Irvine & Co. im Year-Book of Wireless Telegraphy and Telephony, Quelle: https://www.gracesguide.co.uk/Cayzer,_Irvine_and_Co

Chittagong

Die erste Verbindung von Cayzer, Irvine & Co. führte von Glasgow und Liverpool nach Britisch Indien und dort bis nach Calcutta und später bis Chittagong (siehe Anzeige oben).

Die Informationen zu Chittagong sind im Vergleich zu anderen Städten Britisch Indiens sehr spärlich:

Im Jahr 1901 hatte Chittagong gerade einmal 22,140 Einwohner. Die Stadt liegt am Karnaphuli River etwa 12 Meilen von der Mündung entfernt. Der Fluss war für große Seeschiffe bis Chittagong schiffbar, für die Flussschifffahrt deutlich weiter flussaufwärts.

Chittagong war nicht nur Hafenstadt, sondern auch Endbahnhof der Assam-Bengal-Eisenbahn. Die Gesellschaft war 1892 gegründet worden und verband die Teeanbaugebiete in Assam mit dem Seehafen Chittagong.

Exportprodukte aus Chittagong waren vor allem Jute, daneben Tee, Rohbaumwolle, Reis und Häute. Über Jute hatte ich hier geschrieben: Die „Kerman“, exFürth in Calcutta

Der gleichnamige Distrikt Chittagong lag zwischen dem Meer und der burmesischen Grenze. Hier lebten 1901 gut 1,3 Millionen Menschen.

Gerne hätte ich Ihnen Bilder der Stadt Chittagong zu Beginn des 20. Jahrhunderts präsentiert, muss Sie aber leider enttäuschen – ich habe schlicht keine gefunden.

Map of Bengal 1880

Karte von Bengalen, 1880, G. U. Pope, Textbook of Indian History; https://en.wikipedia.org/wiki/File:Pope1880BengalPres2.jpg

Seit April 2018 heißt Chittagong offiziell Chattogram. Die Stadt liegt in Bangladesh, der Ballungsraum hat etwa 4 Mio. Einwohner (2021). Der Hafen von Chattogram ist der drittgrößte in Südasien nach Mumbai und Colombo.

International bekannt ist Chattogram vor allem durch die Textilindustrie und das Abwracken von Schiffen an der Küste. Das sogenannte Beachen bezeichnet das Auffahren der Schiffe auf den Strand und das Zerlegen ohne jegliche Sicherheitsstandards für Arbeiter und Umwelt.

Die „Kerman“, exFürth in der Liste der Britischen Handelsmarine

Ein Dokument aus dem Jahr 1918, in dem wir die „Kerman“, exFürth wiederfinden, ist die Mercantile Navy List, also eine Liste der Britischen Handelsmarine aus dem Jahr 1918.

Kerman, exFürth 1918

Mercantile Navy List, 1918, S. 302, Great Britain, Registrar General of Shipping and Seamen, Memorial University of Newfoundland, Digital Archives Initiative; https://collections.mun.ca/digital/collection/mha_mercant/id/18226/rec/42

Die beiden Sternchen vor dem Namen verweisen auf den alten Namen (foreign name) „Fürth“, der in der Fußzeile unten rechts wiedergegeben ist.

Mit der neuen Registrierung in London im Jahr 1915 hatte die „Fürth“ auch ein neues Unterscheidungssignal erhalten: J.H.T.K. Über das Unterscheidungssignal hier mehr: Das Unterscheidungssignal der „Fürth“

Anschließend folgen in der Liste Bauort (Flensburg), Baujahr (1907), Material (Steel), Maße, Registertonnen (netto und brutto) sowie die Motorisierung (290). Sc. steht für Screw, also Schraubenantrieb.

Anmerkung: Die Motorisierung ist hier mit 290 angegeben, das ist die nominale Pferdestärke (nominal horse power). Die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft hatte die „Fürth“ mit 2200 PS angegeben. Zur komplexen Umrechnung der nominalen Pferdestärke in PS siehe: https://www.paxmanhistory.org.uk/nhp-defn.htm#NHPtoHP

In der rechten Spalte schließlich ist der Eigentümer vermerkt, die British Tanker Co. Lim. im Gresham House in der Old Broad Street in der Londoner City. Charles Greenway war Geschäftsführer der Anglo-Persian Oil Company und auch der Tochtergesellschaft British Tanker Co., in die die Tankerflotte 1915 ausgelagert worden war.
SIEHE: Die „Kerman“, exFürth in der Flotte der British Tanker Company…

Über das Management der Schiffe macht die Liste leider keine Angaben.

Demnächst im Blog

erfahren Sie fast alles über die Geschichte der Vaseline.

Das seinerzeit noch in New York City von der Chesebrough Manufacturing Company hergestellte Produkt wurde mit Schiffen nach Europa transportiert.

Eines dieser Schiffe war im Frühjahr 1919 die „Kerman“, exFürth, die eine große Ladung davon von New York in das walisische Swansea beförderte.

Bordgeschütz WW1, SS Kroonland

Die (defensive) Bewaffnung der „Kerman“, exFürth

Die Ausstattung der Britischen Handelsflotte mit Bordgeschützen

 Titelbild:
Defensive Bewaffnung (im Bild links oben auf dem oberen Deck) und Camouflage-Anstrich des US-amerikanischen Passagierschiffs SS „Kroonland“, Aufnahme von November 1917; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:SS_Kroonland,_rear,_Nov_1917.jpg

Aus einer offiziellen Liste versenkter und beschädigter britischer Handelsschiffe, die im Februar 1918 erschienen ist, geht hervor, dass die „Kerman“, exFürth zu dem Zeitpunkt, als sie von einem Torpedo vor Gibraltar im Mittelmeer getroffen wurde, mit einer defensiven Bewaffnung ausgestattet war.

Über das Zusammentreffen der „Kerman“, exFürth mit Seiner Majestät U-Boot 35 (SM U 35) unter Führung von Lothar von Arnauld de la Perière hatte ich berichtet.
SIEHE: Die „Kerman“, exFürth wird torpediert

Heute geht es um die defensive Bewaffnung britischer Handelsschiffe während des Ersten Weltkrieges im Allgemeinen und des Schiffes „Kerman, exFürth im Besonderen.

Losses, Merchant Shipping, Kerman 1918

Merchant Shipping (Losses), Februar 1918 (Auszug), His Majesty‘s Stationary Office (publisher), 1919; Memorial University of Newfoundland (collections.mun.ca); https://collections.mun.ca/digital/collection/cns_tools/id/179342/rec/8

Das Kreuz vor dem Namen steht für eine Ausstattung des Schiffes mit defensiver Bewaffnung. In dem gezeigten Ausschnitt traf dies auf alle Schiffe zu:

A † before a vessel’s name indicates that she was armed for defensive purposes.
https://collections.mun.ca/digital/collection/cns_tools/id/179365/rec/8

Vor dem Ersten Weltkrieg

Die Ausstattung einzelner britischer Handelsschiffe begann bereits vor dem ersten Weltkrieg. In einer von der Zeitschrift HANSA im Februar 1916 veröffentlichen Denkschrift der Kaiserlich Deutschen Regierung heißt es dazu:

Schon vor Ausbruch des gegenwärtigen Krieges hatte die Britische Regierung englischen Reedereien Gelegenheit gegeben, ihre Kauffahrtteischiffe mit Geschützen zu armieren. Am 26. März 1913 gab der damalige Erste Lord der Admiralität, Winston Churchill, im britischen Parlament die Erklärung ab, daß die Admiralität die Reedereien aufgefordert habe, zum Schutze gegen die in gewissen Fällen vor schnellen Hilfskreuzern anderer Mächte drohenden Gefahren eine Anzahl erstklassiger Liniendampfer zu bewaffnen, die dadurch aber nicht etwa selbst den Charakter von Hilfskreuzern annehmen sollten. …“
HANSA, Deutsche Nautische Zeitschrift, Februar 1916; http://www.digishelf.de

Gemäß der gleichen Quelle waren im Januar 1914 bereits 29 Dampfschiffe verschiedener Reedereien mit Heckgeschützen ausgerüstet worden.

Bordgeschütz, 1917, WW1

Defensive Bewaffnung des US-amerikanischen Passagierschiffs SS „Kroonland“, Aufnahme von November 1917 (Ausschnitt); https://commons.wikimedia.org/wiki/File:SS_Kroonland,_rear,_Nov_1917.jpg

Im Ersten Weltkrieg

War die Bewaffnung von britischen Handelsschiffen vor dem Ersten Weltkrieg noch die absolute Ausnahme, wurde sie ab dem Jahr 1916 verstärkt vorgenommen.

Aus einer Statistik über den Zeitraum vom 1. Januar 1916 bis zum 25. Januar 1917 geht die große Wirksamkeit defensiver Bewaffnung mit einem Bordgeschütz hervor:

Danach wurden unbewaffnete Schiffe 302-mal von U-Booten angegriffen, wobei davon 235 versenkt wurden und nur 67 Schiffe entkommen konnten.

Dagegen waren von 310 attackierten Handelsschiffen mit defensiver Bewaffnung nur 74 versenkt worden und 236 konnten entkommen.
Quelle: The Marchant Navy, Vol. III, A. Hurd, London (1929), abgerufen unter:
https://www.naval-history.net/WW1Book-MN3a-Merchant_Navy_in_WW1_Hurd.htm#4

Laut der genannten Quelle führte das dazu, dass Kapitäne britischer Handelsschiffe, die noch nicht über ein Bordgeschütz verfügten, dazu übergingen, Geschützattrappen auf ihren Decks zu installieren.

Über die Anzahl der mit (echten) Geschützen ausgestatteten Schiffen liefert A. Hurd folgende Zahlen:

Im September 1916 waren 1749 Schiffe defensiv bewaffnet, im Februar 1917 bereits rund 2900 und gegen Kriegsende im November 1918 über 4200 Handelsschiffe.

Bordgeschütz, Montage

Montage eines Bordgeschützes auf einem Handelsschiff, Aufnahme aus dem Zweiten Weltkrieg (1941/1942); Library of Congress, Washington D.C., https://www.loc.gov/item/90714119/

Mangel an Geschützen

Ein Problem, was sich bei der Ausstattung von Handelsschiffen mit Bordgeschützen stellte, war ihre Verfügbarkeit.

Da weitaus weniger Geschütze verfügbar waren, als benötigt wurden, war es eine gängige Praxis, die Geschütze nur für die Passagen besonders gefährdeter Seegebiete zu montieren und sie anschließend wieder abzubauen.

Die Montage/Demontage der Geschütze wurde naturgemäß vor allem in Häfen Großbritanniens vorgenommen, aber auch in Port Said, Gibraltar, Dakar und zahlreichen anderen Häfen.

Die sehr hohe Zahl an Geschützmontagen in Ägypten deutet darauf hin, dass Geschütze von Schiffen nach der Passage des Mittelmeers und bei der Einfahrt in den Suezkanal demontiert wurden und auf Handelsschiffen montiert wurden, die in Richtung Europa unterwegs waren.

Der Austausch wurde wahrscheinlich am häufigsten in Port Said durchgeführt. Insgesamt sind nach Hurd in Ägypten 2.083 Montagen und 2.016 Demontagen von Bordgeschützen vorgenommen worden.

Die „Kerman“, exFürth

Auch auf der „Kerman“, exFürth könnte das Geschütz demnach mehrfach auf- und abgebaut worden sein, da das Schiff im Jahr 1917 (wie auch zuvor) regelmäßig auf der Passage zwischen Mittelmeer und dem Indischen Ozean eingesetzt wurde.
SIEHE dazu zum Beispiel: Die „Kerman“, exFürth im Persischen Golf oder Die “Kerman”, exFürth im Jahr 1917

Allerdings habe ich aktuell keine Quelle, die Aussage darüber trifft, wann die „Kerman“ mit einem Bordgeschütz ausgestattet wurde. Definitiv hatte sie im Februar 1918 eines an Bord.

Bordgeschütz 1917

Montage eines Bordgeschützes auf einem Handelsschiff, Aufnahme aus dem Zweiten Weltkrieg (1941/1942); Library of Congress, Washington D.C., https://www.loc.gov/item/2017872366/

Art der Bordgeschütze

Die bereits vor dem Krieg bewaffneten Schiffe erhielten 4,7-Inch-Bordgeschütze, die im Heck der Schiffe installiert wurden.

British merchant ships that were armed before the war each carried two guns of 4.7‑inch calibre, mounted aft.
Quelle dieses und nachfolgender Zitate: The Marchant Navy, Vol. III, A. Hurd, London (1929), abgerufen unter:
https://www.naval-history.net/WW1Book-MN3a-Merchant_Navy_in_WW1_Hurd.htm#4

 

Während des Krieges jedoch kam es aufgrund der Knappheit zu einer sehr heterogenen Bewaffnung mit unterschiedlichsten Waffentypen. Es wurde genommen, was verfügbar war. A. Hurd gibt davon eine Vorstellung:

6‑inch, 4.7‑inch, 4‑inch,18‑pounder, 15‑pounder, 14‑pounder, 18‑pounder, 3‑inch high angle, 12‑pounders of 18 cwt., 12 cwt., and 8 cwt., 6‑pounder Hotchkiss, 6-pounder single tube, 3‑pounder Vickers, 8‑pounder Hotchkiss, 90 mm. French guns, 10‑pounder Russian, and 2 1/2‑pounder Japanese.

Das war alles andere als ideal, musste aber hingenommen werden:

The complications arising over ammunition supply and over training the personnel can be imagined. The system was obviously most undesirable, but it was the only method practicable until a sufficient supply of guns of standard types could be secured.
(gleiche Quelle)

Als ideale Bewaffnung eines Schiffes zwischen 3500 und 6999 BRT (die „Kerman“ war mit 4397 BRT vermessen worden) und einer Schiffsbesatzung zwischen 30-54 Mann, galten zwei 4,7-Inch-Bordgeschütze (Hurd, 1929).

Aufgrund der Knappheit an Waffensystemen dürfte die Ist-Ausstattung in der Regel jedoch eher nur ein Geschütz gewesen sein.

Smoke screen

US-amerikanische Zerstörer im Schutz eines „smoke screen“, Aufnahme vom 30. März 1919; Quelle: Library of Congress, Washington D.C.; https://www.loc.gov/pictures/item/89715827/

Andere Waffensysteme zur Verteidigung

Andere Waffen an Bord von Handelsschiffen waren Haubitzen (howitzers), die allerdings in weit geringerer Zahl eingesetzt wurden. A. Hurd beziffert die Anzahl mit Bordgeschützen ausgestatteter oder wieder ausgestatteter Schiffe mit 7.405. Bei den Haubitzen sind es nur 905 Schiffe.

Defensive Waffen, die zum Einsatz kamen, waren außerdem Wasserbomben (depth charges), Nebelkampfstoffe (smoke screens) und Räumotter (paravane/otter) zur Räumung von Seeminen.

Sehr viel ausführlichere Informationen zum Thema gibt es hier:
The Marchant Navy, Vol. III, A. Hurd, London (1929), CHAPTER IV, THE DEFENSIVE ARMING OF MERCHANT SHIPS; abgerufen unter:
https://www.naval-history.net/WW1Book-MN3a-Merchant_Navy_in_WW1_Hurd.htm#4

Seiner Majestät U-Boot 35, Arnauld de la Perière, 1917

Die „Kerman“, exFürth wird torpediert

Ungleiches Treffen mit Seiner Majestät U-Boot 35 (SM U 35)

Titelbild:
SM U 35 versenkt das britische Frachtschiff SS „Maplewood“ am 7. April 1917 südwestlich von Sardinien; Deutsches Bundesarchiv Bild 102-00159 über commons.wikimedia.org

Transatlantischer Konvoi

Im Februar 1918 ist das Dampfschiff „Kerman“, exFürth Teil eines transatlantischen Konvois, der ab Marseille in Richtung Amerika aufbricht.

Noch im Mittelmeer kommt es am 27. Februar 1918 zu einer verhängnisvollen Begegnung des Konvois mit dem deutschen U-Boot SM U 35

Dieser Blogartikel berichtet über den Ablauf dieser ungleichen Begegnung, über die Geschichte von SM U 35 und den erfolgreichsten U-Boot-Kommandanten aller Zeiten, Lothar von Arnauld de la Perière.

convoy 1916

US-amerikanische Transportschiffe in einem Konvoi, 1916; Library of Congress, Washington D.C., https://www.loc.gov/item/2016826234/

Konvois

Lange Zeit hatte sich die Royal Navy gegen Konvois und die damit verbundene Eskortierung von Handelsschiffen ausgesprochen.

Erst als die durch deutsche U-Boote versenkte Tonnage im April 1917 die Rekordmarke von über 800.000 Tonnen erreichte, stimmte der First Sea Lord, John Jellicoe, Ende April 1917 schließlich der Bildung von Konvois zu.

Ab Mai/Juni 1917 fuhren alliierte Handelsschiffe dann regelmäßig in Konvois und der Erfolg war eindeutig:

Losses in convoy dropped to ten percent of those suffered by independent ships.
Bloody Winter, John M. Waters, Naval Institute Press (1994).

Die Kaiserliche Marine verstärkte als Antwort darauf ihre Aktivitäten im Mittelmeer, einem Seegebiet, dass das Eskortieren von Handelsschiffen schwieriger machte, als bei der Fahrt durch den offenen Atlantik.

Im Mittelmeer war im Februar auch SM U 35 unter Führung von Lothar von Arnauld de la Perière im Einsatz.

Arnauld de la Perièrre

Kapitänleutnant Lothar von Arnauld de la Perière, Aufnahme von 1918, Quelle :commons.wikimedia.org ; Kapitänleutnant Lothar von Arnauld de la Perière.jpg

Lothar von Arnauld de la Perière (1886 – 1941)

(auch de la Perrière)

Wie der Name erkennen lässt, liegt der Ursprung der Familie in Frankreich.

Ein Vorfahre, der junge Artillerieleutnant Jean-Gabriel Arnauld, Seigneur de la Perrière, flüchtete im Jahr 1757 aus Frankreich, um der Kerkerhaft zu entgehen und stellte sich in die Dienste Friedrich des Großen, dem preußischen König.

Dort stieg er bis zum Generalleutnant auf wurde in den Adelsstand erhoben. Aus drei Ehen – die ersten beiden Frauen Jean-Gabriels waren früh verstorben – entsprangen insgesamt 14 (18?) Kinder.

Ein Sohn aus dritter Ehe, Eugen Ahasverus Albertus, war der Großvater Lothars.

Außer Lothar machten auch einige andere Familienmitglieder Karriere beim preußischen Militär, er selbst sollte es bis zum Vizeadmiral bringen.

Kurzbiografie

Lothar von Arnauld de la Perière wurde 1886 in Posen (heute Poznan) geboren. Sein Vater war dort Ratgeber am preußischen Rechnungshof.

Die Grundlage für die Karriere Lothars wurde in den Kadettenschulen Wahlstatt (heute das polnische Legnickie Pole) und Groß-Lichterfelde gelegt. 1903 trat er in den Kadettenkorps der Kaiserlichen Marine ein und wurde 1906 Leutnant zur See.

Er leistete anschließend Dienst auf verschiedenen Schiffen. Von 1911 bis 1913 diente er als Torpedooffizier auf dem Kleinen Kreuzer „Emden“. Das berühmte Schiff hatte ich hier vorgestellt: SMS „Emden“ versenkt die „Diplomat“

Nach Kriegsausbruch besuchte er einen Kurs auf der Kommandantenschule; während dieser Zeit wurde er zum Kapitänleutnant befördert. Am 18. November 1915 übernahm er schließlich das Kommando von SM U 35.

Von Januar 1916 bis März 1918 folgten dreizehn Patrouillenfahrten mit U 35 im Mittelmeer und im Atlantik vor der nordafrikanischen Küste.

Patrouillenfahrt Nummer 13

Diese Feindfahrt dauerte vom 10. Februar bis zum 13. März 1918.

Bei der Abfahrt von Cattaro im Kronland Dalmatien (heute Kotor/Montenegro) war neben „Herrn Kaleu“ Lothar von Arnauld de la Perière auch sein designierter Nachfolger, Ernst von Voigt an Bord, der das U-Boot nach dieser Fahrt übernehmen sollte.

Am 26. Februar 1918 traf U 35 früh um ein Uhr in schwerer See auf einen stark eskortierten Konvoi.

Um 6.05 feuerte U 35 ein Torpedo auf den norwegischen Frachtdampfer „Pytheas“ (2690 BRT). Das Schiff sank innerhalb von 20 Minuten etwa 40 Seemeilen südöstlich von Cabo de Palos an der spanischen Südostküste. Zwei Mannschaftmitglieder kamen dabei ums Leben.

U 35 verfolgte den Konvoi, aber der Zickzack-Kurs der Begleitschiffe und die schwere See verhindern einen weiteren Angriff.

convoy 1918

Amerikanischer Zerstörer begleitet Truppentransporter in den Hafen von Brest, 1918, Library of Congress, Washington D.C., https://www.loc.gov/item/2016826496/

Am 27. Februar 1918 befand sich U 35 vor Malaga etwa 50 Seemeilen vor der Straße von Gibraltar. Hier traf das U-Boot vor der Morgendämmerung erneut auf einen Konvoi der Alliierten.

U 35 feuerte zwei Torpedos auf zwei Frachtschiffe des Konvois und traf beide. Allerdings waren die Torpedos nicht platziert genug und versenkten beide Schiffe nicht.

Beiden Schiffen kommen andere zu Hilfe und nehmen sie in Schlepp.

Die beiden Schiffe sind die „Marconi“ (7402 BRT) und die „Kerman“, exFürth (4397 BRT). Wie auf der „Pytheas“ kommen auch auf der „Marconi“ zwei Seeleute ums Leben, auf der „Kerman“ gab es keine Toten.

Quelle der Angaben über Lothar von Arnauld de la Perière und die Patrouillenfahrt: Internetseite des Marinehistorikers Yves Dufeil, Histoire Maritime, histomar.net

Einer anderen Quelle zufolge erreichen beide Schiffe aus eigener Kraft den nächsten Hafen (reached port).
Merchant Shipping (Losses), Februar 1918 (Auszug), His Majesty‘s Stationary Office (publisher), 1919; Memorial University of Newfoundland (collections.mun.ca); https://collections.mun.ca/digital/collection/cns_tools/id/179342/rec/8

Für die „Marconi“ wird Malaga als Nothafen angegeben, für die „Kerman“  fehlt eine Angabe. Der Nothafen ist entweder ebenfalls Malaga oder auch Gibraltar.

Losses, Merchant Shipping, Kerman 1918

Merchant Shipping (Losses), Februar 1918 (Auszug), His Majesty‘s Stationary Office (publisher), 1919; Memorial University of Newfoundland (collections.mun.ca); https://collections.mun.ca/digital/collection/cns_tools/id/179342/rec/8

Als Ziel der „Marconi“ wird die Rio-Plata-Region (Argentinien) angegeben, während der Zielhafen der „Kerman“  Louisburg (Nova Scotia/Kanada) war.

Louisburg, Sydney Harbour und Halifax waren Sammelpunkte für transatlantische Konvois an der kanadischen Küste.

Zurück zu SM U 35:

Am Vormittag des 27. Februar 1918 verhinderte ein Maschinenschaden von SM U 35 das weitere Verfolgen des Konvois und das U-Boot konnte im Februar 1918 keinen weiteren Angriff unternehmen.

SM U 35

Kapitänleutnant Lothar Arnauld de la Perière (zweiter von links) mit seinen Offizieren an Deck von SM U 35; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:The_German_Navy_in_the_First_World_War_Q20241.jpg

Nach Februar 1918

Am 18. Mai 1918 übernahm Lothar von Arnauld de la Perière SM U 139 in Kiel, eines der größten deutschen U-Boote. Er befehligte es bis zum Kriegsende.

Lothar von Arnauld de la Perière war der erfolgreichste U-Boot-Kommandant des Ersten Weltkrieges (und der Militärgeschichte). Er soll 194 Schiffe mit einer Gesamttonnage von rund 454.000 Bruttoregistertonnen versenkt haben. Die meisten dieser Schiffe wurden gemäß der internationalen Prisenordnung mit dem Deckgeschütz versenkt (vor dem uneingeschränkten U-Bootkrieg).

Später soll er über seine erfolgreichste Feindfahrt gesagt haben:

My record cruise was quite tame and dull. We stopped the vessels. The crews boarded the lifeboats. We inspected the ship’s documents, told the crews how they could reach the next port and the sank the stopped prize.
Quelle: https://uboat.net/wwi/men/commanders/10.html

Für seine Leistungen im Ersten Weltkrieg erhielt Arnauld de la Perière den Orden Pour le Mérite.

Er starb am Montag, den 24. Februar 1941 bei einem Absturz einer Junker W 34. Die Maschine war kurz zuvor vom Flughafen Le Bourget bei Paris gestartet.

SM U 35

SM U 35 in der Bucht von Cattaro (heute: Kotor) mit der Gastlandflagge (Marineflagge Österreich-Ungarns); https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Uboat_u35_in_Kotor.jpg

SM U 35

Seiner Majestät U-Boot 35 war das erfolgreichste U-Boot der Kaiserlichen Marine im Ersten Weltkrieg. In Zahlen bedeutet das: 226 versenkte Schiffe mit einer Gesamttonnage von 538.498 Bruttoregistertonnen. Damit ist es bis heute (2021) das erfolgreichste U-Boot der Militärgeschichte.

Das U-Boot war in Kiel auf der Friedrich Krupp Germaniawerft gebaut worden. Die Kiellegung erfolgte am 20. Dezember 1912, der Stapellauf war am 18. April 1914 und am 3. November 1914 wurde es in Dienst gestellt.

U 35 war ein U-Boot vom Typ U 31, das insgesamt elf Mal in Kiel gebaut wurde (U 31 bis U 41). Die Schiffe hatten eine Länge von 64,7 Metern und konnten etwa 50 Meter tief tauchen. Angetrieben wurden sie von Diesel- (ca. 1850 PS) oder Elektromotoren (1200 PS). Die Boote erreichten eine Geschwindigkeit von 16,4 Knoten (über Wasser) bzw. 9,7 Knoten (unter Wasser). Sie waren mit 35 Mann besetzt und verfügten über 2 Bug -und zwei Heckrohre für 6 Torpedos sowie ein Deckgeschütz.

Weitere Daten auf der Internetseite ubaot.net (https://uboat.net/wwi/types/?type=U+31).

SM U 35

SM U 35 im Hafen von Pola (heute Pula/Istrien) mit Gastlandflagge (Marineflagge Österreich-Ungarns) vor einem Schlachtschiff der Erzherzog-Karl-Klasse, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Uboat_u35_in_Pola.jpg

Anmerkung: Pola war der wichtigste Hafen der österreichischen Kriegsmarine.

Erster Kommandant von SM U 35 war für rund ein Jahr Waldemar Kophamel, dann übernahm es Lothar von Arnauld de la Perière. Im Jahr 1918 folgten noch zwei weitere Kommandanten: Ernst von Voigt und Heino von Heimburg.

Nach Kriegsende wurde SM U 35 an die Briten abgeliefert und 1919-1920 in Blyth (Nordengland) abgebrochen.

Perim coaling 1910

Die “Kerman”, exFürth im Jahr 1917

Lebenszeichen aus dem Nahen Osten

Titelbild: Die Kohlenstation auf der Insel Perim im Jahr 1910. Postkarte, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Perim_steamers.jpg

In der zweiten Jahreshälfte des Jahres 1916 hatte die „Kerman“, exFürth zwei Fahrten unternommen:

Zuerst eine Reise von Liverpool nach New Orleans, wo das Schiff eine große Ladung Zucker für Frankreich an Bord nahm. Auf dem Rückweg machte das Schiff in Norfolk (Virginia) halt, um Kohlen zu bunkern: Zucker für Frankreich: Die „Kerman“, exFürth in New Orleans und Bordeaux

Im Anschluss folgte eine Fahrt von Barry (Wales) nach Marseille mit einer Ladung walisischer Kohle. Dort kam die „Kerman“ am 6. November 1916 an. SIEHE: Das Missgeschick der „Walküre“ und die „Kerman“, exFürth in Barry (Wales)

Danach wird die Quellenlage sehr dünn. Kein Wunder, denn der U-Bootkrieg ist in vollem Gange.

Sicher ist, dass die „Kerman“, exFürth Marseille in Richtung Suezkanal verließ und Port Said am 23. November 1916 erreichte. Als nächste Stationen sind nur noch eine Passage der Insel Perim im Roten Meer und die Ankunft in Aden am gleichen Tag in den Medien dokumentiert (30. November 1916).

Im Moment halte ich den Persischen Golf und/oder die Westküste Britisch Indien als wahrscheinlichste Reiseziele. Das wäre in Übereinstimmung mit Fahrten in den Jahren 1915 und 1916.

Für 1917 müssen wir uns mit ein paar wenigen Angaben aus den Logbüchern britischer Patrouillenboote begnügen.

Aden Perim map 1906

Die britischen Protektorate Aden und Perim auf einer Karte aus dem Jahr 1906; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:British_dependencies_of_Aden_and_Perim_(1906).jpg

Die Insel Perim

Perim liegt in der Einfahrt vom Golf von Aden (Indischer Ozean) zum Roten Meer.

Die Briten unterhielten dort eine Kohlestation zur Versorgung von Dampfschiffen. Sie existierte von 1883 bis 1936 und wurde von der Perim Coal Company betrieben. Die Kohlenstation stand in scharfer Konkurrenz mit Kohleversorgern in Aden.

Perim coaling station 1910

Versorgung eines Dampfschiffes des Rotterdamschen Lloyd im Hafen von Perim, 1910, Postkarte; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Perim_coaling.jpg

Britische Patrouillenboote

Am 18. April 1917 passiert die „Kerman“ erneut Perim, wieder in südlicher Richtung, also in Richtung Indischer Ozean.

Zwischen November 1916 und April 1917 muss das Schiff also ins Mittelmeer/nach Europa zurückgekehrt sein und dann eine neue Fahrt in den Nahen Osten bzw. nach Britisch Indien unternommen haben.

Die Quelle für Passage von Perim ist das Logbuch von HMS „Odin“, einem Schiff der Royal Navy, das als Patrouillenboot am Eingang des Roten Meeres eingesetzt war.

Perim Patrol
Lat. 12,7, Long. 43,4

9.0 (pm): Spoke SS Kerman

Kerman HMS Odin 1917

Logbuch von HMS Odin, 18. April 1917, Ausschnitt; Quelle: Naval-History.net; https://www.naval-history.net/OWShips-WW1-18-HMS_Odin.htm

HMS „Odin“

HMS “Odin” war eine Sloop der Espiègle-Klasse.

Die HMS „Espiègle“ hatte die „Fürth“ im August 1914, als sie noch für die Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft in Fahrt war, vor Ceylon gekapert.
SIEHE: Die Kaperung der „Fürth“

HMS „Odin“ war 1901 vom Stapel gelaufen und hatte 150 Mann Besatzung. Das Schiff war am Vorstoß der Briten im November 1914 in den Shatt-el-Arab beteiligt gewesen. Siehe dazu den Artikel: Die „Kerman“, exFürth im Persischen Golf

HMS Espiegle

HMS Espiegle, eine für die Royal Navy von 1900-1903 gebaute Sloop; Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:HMS_Espiegle_(1900).jpg

In der Straße von Hormuz

Eine Woche später, am 25. April 1917, wurde die „Kerman“, exFürth von einer Patrouille in der Straße von Hormuz angehalten. Laut dem Logbuch von HMS „Bramble“ war die „Kerman“, exFürth auf dem Weg von Aden nach Basra

25. April 1917 ; 5.45 am: Stopped and boarded S.S. “Kerman” from Aden to Basra

Kerman exFürth HMS Bramble 1917

Logbuch HMS “Bramble“ in der Straße von Hormuz; https://www.naval-history.net/OWShips-WW1-19-HMS_Bramble.htm

Die im Logbuch angegebene nächste Landmarke ist Little Quoin Island N 27° W, 36 ½ Miles

Little Quoin Island

Little Quoin Island gehört zum As Salamah Archipel, einer Gruppe von drei winzigen Inseln in der Straße von Hormuz. Auf der Insel gibt es seit 1914 einen von den Briten errichteten Leuchtturm, das Didamar Lighthouse. Es ist bis heute in Betrieb und der am nördlichsten gelegene Leuchtturm des Sultanats Oman.

Genau einen Monat (25. Mai 1917 um 3.30 Uhr) später passiert die „Kerman“ erneut die Straße von Hormuz, diesmal kommend aus Basra mit Fahrtziel Bombay.

3.30 am S.S. „Kerman“ passed Basra to Bombay

Kerman exFürth HMS Bramble 1917

Logbucheintrag von HMS „Bramble“, Ausschnitt; Quelle: https://www.naval-history.net/OWShips-WW1-19-HMS_Bramble.htm

HMS „Bramble“

HMS „Bramble“ war ein 1898 in Dienst gestelltes Kanonenboot der Bramble-Klasse mit 710 Tonnen. Es erreichte 13,5 Knoten und war mit einem Tiefgang von nur 8 Fuß für den Einsatz in Küsten- und Binnengewässern konstruiert worden.

HMS Bramble 1898

HMS „Bramble“, Quelle: Naval-History.net; https://www.naval-history.net/OWShips-WW1-19-HMS_Bramble.htm

Und wieder Perim

Eine nächste Passage der Insel Perim ist für den 3. November 1917 dokumentiert, diesmal im Logbuch des Patrouillenbootes HMS „Topaze“. Die Insel wurde in südlicher Richtung passiert, also kam die „Kerman“, exFürth aus dem Mittelmeer. Das Fahrtziel ist nicht angegeben.

Perim map 1928

Karte des westlichen Teils der Insel Perim mit dem großen Naturhafen; die meisten Gebäude liegen auf der Landzunge im Südwesten der Bucht, 1928; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Perim_Island_part_plan_1928.png

Auch in diesem Fall muss also zwischen Sommer und Herbst 1917 eine Rückkehr nach Europa erfolgt sein.

Es ist wiederum HMS „Topaze“, die die Kerman am 9. Januar 1918 bei einer Passage von Perim im Logbuch notiert, diesmal auf dem Rückweg nach Europa:

On Perim Patrol
5.30am: SS Kerman passed North

Kerman exFürth HMS Topaze 1918

Logbucheinträge von HMS „Topaze“ vom 9. Januar 1918, Ausschnitt; Quelle: https://www.naval-history.net/OWShips-WW1-05-HMS_Topaze.htm

HMS “Topaze“

HMS “Topaze” war ein Kreuzer dritter Klasse der Topaz-Klasse (gem-class), Baujahr 1903. Das Schiff hatte 3.048 Tonnen bei einer Länge von rund 110 Metern und gut 300 Mann Besatzung. Es errichte eine Geschwindigkeit von 21,75 Knoten.

HMS Topaze

HMS „Topaze“, Quelle: Naval-History.net; https://www.naval-history.net/OWShips-WW1-05-HMS_Topaze.htm

Das Fahrtziel der „Kerman“, exFürth war wahrscheinlich Marseille.

Von dort zumindest wird die „Kerman“, exFürth Mitte Februar 1918 als Teil eines transatlantischen Konvois aufbrechen.

Perim Hotel 1910

Das Perim Hotel war das einzige Hotel auf der Insel Perim, es gehörte der Perim Coal Company. Beim Hotel gab es ein Cricketfeld; die Mehrzahl der abgebildeten Personen sind vermutlich Cricketspieler. Postkarte um 1910; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Perim_Hotel_and_Club.jpg

Demnächst im Blog

Die „Kerman“, exFürth trifft im Mittelmeer auf SM U 35 der Kaiserlichen Marine unter der Führung des erfolgreichsten U-Boot-Kommandanten aller Zeiten, Lothar von Arnauld de la Perière.

Wie wird diese ungleiche Begegnung ausgehen?

Lesen Sie mehr über Seiner Majestät U-Boot U 35, Lothar von Arnauld de la Perière und das Schicksal der „Kerman“, exFürth demnächst hier im Blog.

Conway, Rock Ferry

AHM Waterlow, der Kapitän der „Kerman“, exFürth

Ein Porträt des neuen Schiffsführers

Titelbild:
Das Schulschiff „Conway” und die „Mauretania“ in Liverpool; Gemälde von Kenneth Denton Shoesmith (1890 – 1939); Ulster Museum Belfast,
Quelle: commons.wikimedia.org

Die erste Fahrt der „Kerman“, exFürth sollte Alfred Hubert Morgan Waterlow als erster Offizier (1st mate) begleiten. Als Kapitän war J. S. Edmondson (37) vorgesehen.

Allerdings zeigt die Musterrolle dieser Fahrt, die mir inzwischen in Kopie vorliegt, dass die Angelegenheit wesentlich komplizierter war:

Edmondson hatte die Musterrolle am 3. Februar 1915 als Kapitän unterzeichnet. Zwei Tage später wurde der Eintrag jedoch korrigiert, Edmondson ersetzt (superseded) und der erst 32-jährige Waterlow zum Kapitän ernannt (promoted).

Vierzehn Tage später, als die „Kerman“, exFürth in Glasgow eintraf, kam Edmondson erneut als Kapitän auf das Schiff und Waterlow nahm seinen Platz als erster Offiizer wieder ein. Doch damit nicht genug.

Am 5. März 1915 in Manchester verlässt Edmondson erneut das Schiff, der Eintrag lautet went ashore – not seen again.

Waterlow wird wieder Kapitän und bleibt es bis zum Ende der Fahrt am 26. Juni 1915. An diesem Tag unterzeichnet er die Musterrolle bei der Rückkehr des Schiffes in London.

Was zu dieser unübersichtlichen Situation führte, muss offenbleiben.

Klare Verhältnisse herrschen ab der zweiten Fahrt: Von Beginn an war Alfred Hubert Morgan Waterlow der neue Kapitän des Dampfschiffes und blieb es bis 1920.

AHM Waterlow kam aus einer sehr bekannten Londoner Familie. Seine Geschichte ist daher recht gut dokumentiert.

Seine seemännische Ausbildung hatte er auf der bekannten Marineschule „Conway“ gemacht, die ich ebenfalls kurz vorstelle.

Die Familie

Die Familie Waterlow war in der viktorianischen und edwardianischen Zeit eine reiche und einflussreiche Londoner Familie.

The Waterlows were one of the wealthiest and most influential families in the City of London during the Victorian and Edwardian eras, but most people nowadays do not recognize the name.
(Quelle: jaggers-heritage.com)

James Waterlow hatte 1810 eine kleine Druckerei für juristische Drucksachen in London gegründet.

Waterlow and Sons London

Anzeige der Fa. Waterlow, 1868, Quelle: Grace’s Guide; https://www.gracesguide.co.uk/images/6/6b/Im1868LAX-Wat.jpg

Das Unternehmen entwickelte sich über mehrere Generationen zu einem der führenden Unternehmen für Schreibwaren, Lithographie und Druck und beschäftigte bis zu 5.000 Mitarbeiter.

Als sogenannter law stationer handelte das Unternehmen mit Papier, Formularen und Schreibwarenbedarf für Juristen und machte für diese auch Kopien, fertigte Drucksachen an und anderes mehr. Waterlow war später auch Lithograph und Drucker von Brief- und Steuermarken sowie Aktien und Banknoten.

1877 kam es wegen Streitigkeiten in der Familie zu einer Aufspaltung und es existierten parallel zueinander Waterlow & Sons sowie Waterlow Broth. & Layton.

1920 wurden beide Firmen wieder zusammengelegt.

Die Waterlow-Familie stellte zweimal Bürgermeister von London (Lord Mayor of London): 1872 Sir Sydney Waterlow und 1929 Sir William Waterlow.

Weitere Informationen: https://www.gracesguide.co.uk/Waterlow_and_Sons:_1934_Review

Waterlow and Sons, Finsbury

Der Firmenstandort Finsbury von Waterlow & Sons; Quelle: Grace’s Guide; https://www.gracesguide.co.uk/File:Im1934BCI-Water07.jpg

Alfred Hubert Morgan Waterlow

Alfred Hubert Morgan Waterlow trat nicht in die Fußstapfen seiner Familie, er machte eine Karriere in der Handelsmarine.

Er wurde am 2. September 1883 in Paris geboren. Sein Vater Alfred Jameson Waterlow arbeitete für Waterlow Brothers & Layton Ltd. und war mit seiner zweiten Frau Julia für einige Jahre nach Paris gegangen. Spätestens 1891 waren sie mit ihren fünf Kindern wieder zurück in England.

Ausbildung

Waterlows Karriere als Seemann begann auf HMS „Conway“.

„Conway“ war der Name mehrerer Schulschiffe der Mercantile Marine Service Association. Diese war Mitte des 19. Jahrhunderts von Reedern gegründet worden, die einen verlässlichen Standard für die Ausbildung von Offizieren der Handelsmarine schaffen wollten.

Waterlow trat im September 1898 in die Schule ein und verließ sie im Juli 1900.

Im Laufe ihres Bestehens von 1859 – 1974 durchliefen über 11.000 Conway Cadets die Ausbildung dieser renommierten Schule. Sie hatte in Seefahrerkreisen und darüber hinaus einen exzellenten Ruf. Nicht weniger als 26 Admiräle, 13 Commodore der Royal Navy, 3 Armeegeneräle und viele andere hochrangige Seeleute in Marine und Handelsmarine gingen aus ihr hervor.

Standort der „Conway“-Schiffe war bis 1941 der Ort Rock Ferry bei Birkenhead, einer Stadt gegenüber von Liverpool an der Mündung des Mersey (siehe Karte).

Liverpool_and_Birkenhead_1866_by_J_Bartholomew_edited

Karte von Liverpool (oben) und Birkenhaead (unten); Norden zeigt nach links (siehe Windrose oben links), Rock Ferry liegt unten rechts; Karte aus dem Jahr 1866 von J. Bartholomew (Quelle: commons.wikimedia.org).

Die „Conway“ auf der Waterlow seine Ausbildung machte, war das dritte Schiff mit diesem Namen (siehe Titelbild). 1839 war dieses Schiff der Rodney-Klasse als HMS „Nile“ vom Stapel gelaufen. Das hölzerne Kriegsschiff war ein Vollschiff, ein Zwei-Decker und verfügte über 92 Kanonen. Das Schiff sollte 1953 überholt werden, als es bei einem Schleppmanöver auf Grund lief.

Mehr zu der Marineschule Conway gibt es hier: http://www.hmsconway.org/

HMS Conway, Liverpool

HMS „Conway“, ex-HMS Nile bei Rock Ferry; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:HMSConway1.jpg

Nach seiner Zeit auf der „Conway“ ist Waterlow mit 17 Jahren auf dem schnellen Clipper „Aristides“ als Auszubildender (apprentice) gefahren. Das Schiff segelte von London nach Sydney segelte und kam dort am 10. Dezember 1901 an.

Aristides in Sydney

AHM Waterlow, eintreffend auf der „Aristides“ am 10. Dezember 1901 in Sydney; http://marinersandships.com.au/1901/12/055ari.htm

Die „Aristides“ gehörte der Aberdeen Line und war als Linienschiff für Passagiere und Fracht zwischen Großbritannien und Australien im Verkehr.

Aristides, Aberdeen White Star Line

Die „Aristides“ unter Segeln; Quelle: State Library of South Australia, Ref. B 12017

Die gleiche Route legte er später auf dem Segelschiff „Orontes“ (ebenfalls Aberdeen Line) zurück, Ankunft in Sydney diesmal am 1. Januar 1903.

orontes_PRG-1373-3-69

Die „Orontes“ in Melbourne, Foto um 1885, A. D. Edwardes Collection; Quelle: State Library of South Australia, Ref. PRG 1373/3/69

Die ersten Jahre als Offizier

Mit erst 21 Jahren ist Waterlow bereits Offizier auf einem Dampfschiff der Blue Anchor Line.

Er erreicht Sydney am 29. Februar 1904 auf der „Warrigal“ als dritter Offizier.

Über ein anderes Schiff der Blue Anchor Line hatte ich hier im Blog berichtet: die „Waratah“. Der 1908 in Betrieb genommene Dampfer verschwand 1909 vor der südafrikanischen Küste. Die „Fürth“ war in die Suche nach dem Schiff eingebunden: Suche nach der Waratah und Waratah – Suche Teil 2

Warrigal, Blue Anchor Line

Die „Warrigal“, Baujahr 1893, der Blue Anchor Line; John Oxley Library, State Library of Queensland über commons.wikimedia.org

Auf dem Schiff „Wakool“ der Blue Anchor Line ist er noch im gleichen Jahr als stellvertretender zweiter Offizier aufgeführt (auxiliary 2nd mate), eintreffend in Sydney am 20. Oktober 1904. Er hat diese Position auch bei der Ankunft am 6. März 1905 noch inne.

Am 28. Juli 1905 ist er dann als zweiter Offizier der „Wakool“ gelistet. Zu diesem Zeitpunkt ist er gerade einmal 22 Jahre alt. Erstaunlich jung für einen zweiten Offizier!

Wakool, Blue Anchor Line

Die „Wakool“, Baujahr 1898, der Blue Anchor Line; John Oxley Library, State Library of Queensland über commons.wikimedia.org

Heirat

Als nächstes ist ein privates Ereignis im Leben Waterlows bekannt.

Am 6. September 1909 heiratet er in Fulham die 1879 in Burwood/New South Wales/Australien geborene Ethel Jean Wedderburn. 1911 wohnen sie in 49 Chipstead Street, Fulham (Quelle: jaggers-heritage.com).

Zu diesem Zeitpunkt muss er bereits für Frank C. Strick & Co. gearbeitet haben. SIEHE: Die „Kerman“, exFürth bei Frank C. Strick und Co.

Denn in einem Artikel in der Whitby Gazette vom 1. April 1915 heißt es, dass er bereits acht Jahre für Frank Strick gearbeitet hat, als er das Kommando der „Kerman“ übertragen bekam.

FROM TRAINING SHIP TO TRADER.
Members of the Mercantile Marine Service Association and old Conway boys will be pleased to hear of the promotion of Captain A. H. M. Waterlow the command of the steamer Kerman. This steamer was captured during the early weeks of the war, and was formerly the German steamer Furtle (sic). She was acquired by the Anglo-Persian Oil Company (Messrs. Frank Strick and Company), in which firm Capt. Waterlow has served for the eight years in their steamers Ahshristan, Armanistan, and Afghanistan. Captain Waterlow was on the Conway in 1899 and 1900.
Whitby Gazette, Do 1 Apr 1915, S. 10; Quelle: bristishnewspaperarchive.co.uk

Die Jahre bei Frank C. Strick

Die Zuordnung der in dem Artikel genannten Schiffe wird dadurch erschwert, dass Strick jeweils mehreren Schiffen im Lauf der Zeit immer wieder die gleichen Namen gegeben hat.

Bei den genannten Schiffen muss es sich um die „Afghanistan (II)“ gehandelt haben, die von 1905 bis 1912 ein Schiff der Anglo-Algerian Steamship Co. (1896) Ltd., einem Unternehmen Stricks, war.

Die „Armanistan (III)“ war ebenfalls ein Schiff der Anglo-Algerian Steamship Co. (1896) Ltd. Sie wurde 1911 fertiggestellt, aber bereits 1912 an die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt Aktiengesellschaft (HAPAG) verkauft und in „Duala“ umbenannt.

Der dritte Name in dem Artikel kann jedoch nicht stimmen, ein Schiff mit dem Namen „Ahshristan“ hat es bei Strick nie gegeben. Ähnliche Namen haben die Schiffe „Arabistan“, „Avristan“ und „Shahristan“. Mehrere Schiffe der Reederei trugen diese drei Namen.

Laut Musterrolle für seine erste Fahrt auf der „Kerman“ als erster Offizier war sein letztes Schiff die „Arabistan“ (National Archives in London, Referenznr. BT 99/3176/14). Hier kommen die „Arabistan III“ oder die „Arabistan IV“ in Frage, beide wurden 1913 von Strick an die British India Steam Navigation Co. verkauft.

Alle Informationen über die Schiffe von Frank C. Strick nach:
Frank C. Strick & Co., A history of Frank C. Strick and his many shipping enterprises, J. E. B. Belt and H. S. Appleyard, 1996, World Ship Society, Kendal.

Nach dem Hin und Her auf der ersten Fahrt, hatte Waterlow auf der zweiten Fahrt der „Kerman“ vom 13. Juli – 11. Dezember 1915 von Beginn an das Kommando. Die Reise ging von London nach Calcutta. SIEHE: Die „Kerman“, exFürth in Calcutta

Über das wenige, das aus Waterlows Leben nach seiner Zeit als Kapitän auf der „Kerman“ bekannt ist, zu einem späteren Zeitpunkt mehr.

Anmerkung und Dank:
Viele Daten aus dem Leben AHM Waterlows konnte ich von der privaten, genealogischen Webseite der Familie Jaggers übernehmen. Andere habe ich selbst ergänzt, wie Waterlows Zeit bei Conways oder bei Frank C. Strick.

Die ausführliche Geschichte der Familie Waterlow finden Sie hier:
http://www.jaggers-heritage.com/waterlow-family-of-london.php

Kerman, exFürth, zwischen 1915-1920

Die „Kerman“, exFürth in kriegsgrauem Anstrich mit der Schornsteinmarke der British Tanker Company, Foto ohne Ortsangabe und undatiert (1915-1920); © alle Rechte bei: J. E. B. Belt, H. S. Appleyard (1996), A history of Frank C. Strick and his many shipping enterprises, World Ship Society, Kendal (UK).